GAMs Investmentexperten geben ihre Einschätzungen zu den Marktbewegungen Larry Hatheway, Group Head of Investment Solutions und Chefökonom

Das auffälligste Merkmal dieser turbulenten Marktbewegungen ist die Diskrepanz zwischen den Veränderungen bei den Aktienkursen verglichen mit anderen Anlageklassen. Zu den meistgehandelten Trades (sogenannten ‚crowded trades‘) zählten Long­Positionen auf die Aktienmärkte und Short­Positionen auf die implizite Aktien­Volatilität. Entsprechend lösten die aktuellen Marktbewegungen bei vielen Anlegern Trigger in ihren Risikomanagement­Systemen aus, die dann automatisch diese Positionen zu verkaufen begannen – was den Ausverkauf noch weiter beschleunigte. Auch wenn diese technischen Faktoren zum Ausmaß der Korrektur beigetragen haben mögen, so scheint die Quelle der Marktkorrektur doch hauptsächlich von fundamentalen Faktoren getrieben zu sein. Die Marktteilnehmer scheinen sich mit dem beginnenden Abschied von der sogenannten neuen Normalität abzufinden. Angesichts der Aussicht auf eine steigende Inflation, die sowohl die Unternehmensgewinne bremst als auch die künftige Geldpolitik unberechenbar macht, sind wir der Ansicht, dass die Erwartungen an die Aktienrenditen nach unten revidiert werden müssen, während die implizite Volatilität von zuvor sehr niedrigen Niveaus ansteigen wird.

Ali Miremadi, Investment Director für globale Aktien

Wir erwarten schon seit Längerem, dass der Inflationsdruck wieder anzieht. Wir haben daher unsere globalen Aktienportfolios so positioniert, dass sie von einem höheren Zinsumfeld profitieren. Steigende Zinsen dürften sich zwar dämpfend auf die Aktienbewertungen auswirken, aber wir glauben, dass starke Unternehmen angesichts einer erstarkenden Weltwirtschaft dennoch von steigenden Gewinnen profitieren werden. Daher können solche Aktien mittel­ bis langfristig im Takt mit ihren Ergebnissen steigen und so einen positiven Rückenwind für die Aktienrendite liefern. Wir erwarten eine relativ starke Performance der Value­Strategien und eine Zunahme der Renditestreuung zwischen verschiedenen Titeln. Dies wird sinnbildlich gesprochen allerdings eine Flut sein, die ausnahmsweise nicht alle Boote gleichmäßig anheben wird. Daher ist es unerlässlich, sich auf Fundamentaldaten und die Aktienauswahl zu konzentrieren. Kurzfristig könnte es zu weiteren technischen Schocks kommen, wenn sich die zum Teil hochgradig fremdfinanzierten Trader im Markt auf ein Umfeld mit tieferen Korrelationen einstellen. Langfristig wird der Aktienmarkt jedoch nach wie vor die Ertragskraft der zugrunde liegenden Unternehmen widerspiegeln. Wir werden uns daher weiterhin auf die Fundamentaldaten in einem sich verbessernden wirtschaftlichen Umfeld konzentrieren.

Niall Gallagher, Investment Director für europäische Aktien

Wir sind nicht der Meinung, dass der jüngste Ausverkauf in irgendeiner Form die Erwartungen an das Wirtschaftswachstum oder die Fundamentaldaten der Unternehmen in Europa widerspiegelt. Stattdessen könnte die Korrektur vielmehr als Reaktion des Marktes verstanden werden, der sich von einem extrem niedrigen Volatilitätsniveau lediglich normalisiert hat. Die Verkäufe könnten die daraus resultierende kurzfristige Neupositionierung einiger Marktteilnehmer widerspiegeln. Mit einem starkem Wirtschaftswachstum, einem gutem Gewinnwachstum der Unternehmen und eher durchschnittlichen Bewertungen (also weder günstig noch teuer) sehen die Fundamentaldaten für europäische Aktien sehr gut aus.

Paul McNamara, Investment Director für Schwellenländeranleihen

Wir sehen keinen besonderen Grund zur Panik, da die Wirtschaftsdaten in den USA und Europa nach wie vor stark und die Aussichten für das globale Wachstum robust sind. Dies dürfte auch weiterhin Schwellenländeranleihen in Lokalwährung stützen und auf der starken Performance der letzten zwei Jahre aufbauen. Die Währungen der Schwellenländer sind fair bewertet und die Handelsbilanzen solide. Damit befinden wir uns in einer grundlegend anderen Situation als bei allen vorangegangenen größeren Schwellenländer­Währungsabverkäufen der letzten 20 Jahre. Der US­ Dollar könnte sich verteuern, wenn die Fed dazu gezwungen wird, ihre Haltung von der aktuellen proaktiven, präventiven Straffung zu einer aggressiveren Geldpolitik infolge einer deutlicheren Belebung der US­Inflation anzupassen. Auf Grundlage der jüngsten Daten halten wir dies jedoch nicht für sehr wahrscheinlich.

Tim Haywood, Investment Director für festverzinsliche Absolute­Return­Strategien

Die Leitzinsen in Nordamerika und Großbritannien steigen. Nach Jahren der Zinssenkungen haben die meisten Zentralbanken ihre Mittel ausgeschöpft. In Europa und Japan wird eine Änderung der Geldpolitik wohl aber nur sehr langsam erfolgen. Das wird einige Leerverkäufer enttäuschen, aber die Vermeidung von aggressiveren Sofortmaßnahmen, um die kurzfristigen Zinsen auf null oder in einen positiven Bereich zurückzuführen, wären weniger wirklich kontraktive Maßnahmen als vielmehr eine Beseitigung von Verzerrungen. 2018 könnte es in diesen Ländern zu größeren Kursrückgängen bei fünfjährigen Anleihen kommen. Generell verlieren die Anleihemärkte den Rückenwind der sinkenden Leitzinsen, den sie seit nun fast 30 Jahren in praktisch allen Ländern genießen durften.

Anthony Smouha und Gregoire Mivelaz, Co­Fondsmanager für Credit­Anleihestrategien (Atlanticomnium SA.)

Während wir in den vergangenen Tagen große Schwankungen an den Aktienmärkten erlebt haben, ist der für unsere Anlagestrategie entscheidende Aspekt in unsicheren Zeiten wie diesen vor allem die Bonitätsstärke der Unternehmen in unserem Portfolio. Die jüngsten Gewinnmitteilungen entsprachen unseren Erwartungen und bestätigten somit unsere positive Einschätzung der Unternehmen, in die wir investiert haben. Unser Ansatz zielt darauf ab, eine relative Unempfindlichkeit gegenüber steigenden Zinsen zu bieten. Wir beobachten die Preise aber sorgfältig und bauen gegebenenfalls einige unserer bevorzugten Positionen aus, wenn wir dabei von übermäßigen Preisbewegungen profitieren können – in einigen Fällen konnten wir so bereits attraktive Renditen absichern. Unser oberstes Gebot ist es, die Qualität unserer Credit­Exposures sicherzustellen und stets daran zu denken, dass selbst wenn sich die Preise auf einer Mark­to­Market­Basis nach oben oder unten bewegen, die Couponeinnahmen, die unsere Portfolio­Renditen antreiben, täglich auf attraktiven Niveaus ansteigen. Außerdem bleibt die Kreditqualität hoch, und der Effekt der schrittweisen Annäherung an den Nominalwert (Pull to Par) sollte wieder einsetzen, sobald die Volatilität nachlässt.

GAM Systematic – Alternative Risk Premia­Team

Obwohl sich die jüngsten Turbulenzen schnell auf die globalen Finanzmärkte ausgeweitet haben, hat sich in der Zwischenzeit gezeigt, dass sich dies angesichts der positiven makroökonomischen Aussichten als eine gesunde Korrektur erweisen könnte. Verantwortlich gemacht werden nun der Ausverkauf bei ETFs und eine breit angelegte Risikoreduzierung der Anleger, da diese die beobachteten Preisbewegungen deutlich verstärkt haben. Im Januar verzeichneten ETFs die größten Zuflüsse. Diese Dynamik hat sich in den vergangenen Tagen allerdings etwas gedreht. Die Marktbewegungen der vergangenen Tage stellten für Anleger eine große Herausforderung dar. Der Ausverkauf hatte Auswirkungen auf alle Anlageklassen und brachte Rückschläge in sehr vielen Märkten mit sich. Nun da die Märkte noch verunsichert scheinen, beobachten wir die Situation sehr genau. Die erlittenen Verluste in diesem Zeitraum übersteigen keineswegs die Erwartungen aus unseren Stresstests. Vielmehr stehen sie im Einklang mit dem breiteren Peer­ Universum von Fonds, die eine aktive Diversifikation für Kunden über den Zyklus hinweg anstreben.

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