Liebe Leserin, lieber Leser,

 

früher war nicht alles besser, aber manches schon.

Früher, als ich in der PKV Vermittlung und Beratung angefangen habe (gar nicht so lange her), gab es auch schon Beitragszuschläge oder Risikozuschläge, wie sie genannt werden. Damals (wirklich gar nicht so lange her) ? waren solche Zuschläge eher eine Seltenheit. Man brauchte die, wenn man jemanden versichern wollte, der einfach zu Normalkonditionen nicht aufgenommen werden konnte.

Heute, nach über 1000 selbst vermittelten PKV Verträgen und über 20 Jahre später, kommt es mir so vor, als seien Zuschläge keine Ausnahme mehr, sondern die Regel. Warum ist das so? Werden alle Menschen immer kränker?

Ich denke nicht. Ich denke, dass die Rosinenpickerei in der PKV immer heftiger wird. Alle wollen den Top-gesunden 20-30 -jährigen versichern, der (Achtung, es wird etwas flach) einen möglichst deutsch-klingenden Namen haben soll, eine Deutsche Vorversicherung haben muss, immer gesund sein muss, niemals krank gewesen sein darf und vor allem auch niemals krank sein wird.

Und man will in der PKV ja schließlich auch Geld verdienen. Und da sind solche Zuschläge eine lukrative Zusatzeinnahme. Einmal gehustet vor 2 Jahren? Gleich mal 10% Beitragszuschlag…

Mir, als erfolgreichem Vermittler, kommt es wirklich oft so vor. Und dann gibt es noch Gesellschaften, die dem Vermittler diesen Zusatzaufwand nicht einmal vergüten.

Was lesen wir immer öfter sind die Gründe für Ausfälle von Arbeitskräften? Ja. Immer mehr psychische Gründe für Berufsunfähigkeiten und Ausfällen aufgrund Krankheit. Immer weniger rein körperliche Gründe. Warum? Ganz einfach: Der Druck auf jeden Einzelnen nimmt in unserer teils erbarmungslosen Leistungsgesellschaft immer mehr zu.

Die Folge: Menschen bekommen Burnout, manchmal sogar Depressionen.

Erfreulicherweise lassen sich manche Menschen helfen, die Hilfe benötigen und gehen beispielsweise bei Mobbing am Arbeitsplatz oder beruflicher Überlastung (Stichwort: Burnout) zum Therapeuten und lassen sich HELFEN. Klingt doch gut.

Aaaber: Nun, wenn ein solcher Mensch eine Private Krankenversicherung haben möchte, wird er/ sie eine Überraschung erleben. Keine PKV wird ihn/ sie aufnehmen. Warum? Weil alle gleich befürchten, dass der Mensch, der mal vor 2-3 Jahren eine Therapie hatte, sich direkt vor den nächsten Zug wirft und NICHT dabei umkommt. Denn dann verursacht er / sie ja Kosten. (Sorry für den Sarkasmus, ich bin aber sicher jeder PKV Profi kennt das). Und Kosten mag die PKV nicht.

Oder er / sie geht eventuell irgendwann nochmal zu einer Therapie. Da gibt´s ja auch Untersuchungen, dass Menschen, die einmal erfolgreich bei einer Therapie waren, diese wahrscheinlich irgendwann mal wiederholen. Das kostet ja auch Geld. Ein Therapeut will ja bezahlt werden.

Die letzten 25 Jahren herrscht hier absoluter Stillstand in der PKV Landschaft. Einmal therapiert, weil es gut und wichtig und auch medizinisch notwendig war und dann aber als Dankeschön für immer und ewig gebrandmarkt für die PKV?

Die PKV sollte eine gute und sichere Alternative zum GKV System sein für die, die den Zugang hierzu überhaupt haben. Und seitdem die Versicherungspflichtgrenze hochgeschraubt wurde, sind das ja eigentlich nicht mehr so viele.

Diese Rosinenpickerei ist sehr schade, denn die PKV nimmt sich dadurch selbst ihr Potenzial weg. Wenn diese Rosinenpickerei so weitergeht, wen können wir dann überhaupt noch versichern? Dass wir immer älter werden und dabei tendenziell nicht gesünder, muss eigentlich klar sein.

Scheinbar will man davon in der PKV Landschaft nichts wissen. Ich war und bin ein Fan der Privaten Krankenversicherung und sie tut mir angesichts solcher Entwicklungen leid. Wer in der PKV heute noch sehr aktiv ist, dem tut es als Vermittler und Berater einfach weh, wenn er seinem, Kunden sagen muss: „Wir haben leider eine Ablehnung“.

Bleibt zu hoffen, dass sich das irgendwann ändert und ein Umdenken stattfindet. Denn so geben die PKV’n noch Wasser auf die Mühlen derjenigen, die die Bürgerversicherung irgendwann doch wollen.

Und durch Corona denken die Menschen eben nicht gerade daran, sich eine neue Krankenversicherung zuzulegen. Da hat man andere Sorgen. Der Markt stagniert und ist rückläufig.

Was werden die PKV´n sich einfallen lassen? Gibt es Mut zur Innovation?

Ich bin gespannt.

 

Ihr Martin Zöller

 

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