Preisträger in der Kategorie: Ehrenpreis Medien

 

Mit dem FinanzBusinessPreis zeichnet FinanzBusinessMagazin.de, das Onlinemagazin für Entscheider der Finanzbranche, u.a. Personen aus, die außergewöhnliches für Vertrieb und Branche geleistet gaben.

„Der FinanzBusinessPreis 2021 in der Kategorie Ehrenpreis Medien, geht an Uwe Kremer, langjähriger Chefredakteur von kapitalmarkt-intern und Geschäftsführer markt intern Verlag. Mit seinem außerordentlichen, weit über journalistische, redaktionelle Tätigkeit hinausgehenden jahrelangen Einsatz im politischen Berlin für die Branche, speziell für die freien Finanzdienstleister, zeigt Uwe Kremer ein beispielloses Engagement, sozusagen ehrenamtlich. Diese persönliche Leistung ist herausragend, deshalb ist es mir eine Ehre Herrn Uwe Kremer den FinanzBusinessPreis 2021 zu überreichen. Mehr kann man für die Branche nicht machen“, so Friedrich Andreas Wanschka, Chefredakteur von FinanzBusinessMagazin.de, in seiner Laudatio.

 

Interview zur Preisverleihung mit Uwe Kremer: 

 

Herr Kremer, Sie und ‘k-mi‘ sind seit vielen Jahren bekannt dass Sie sich stark für die Belange der Vermittler in der Finanzbranche besonders gegenüber der Politik einsetzen. Wie kam es eigentlich dazu?

Uwe Kremer: Das liegt praktisch in der DNA der ‘markt intern‘-Verlagsgruppe. Schon seit der Gründung 1971 richten wir uns mit unseren über 30 Publikationen ganz überwiegend an den mittelständischen Unternehmer in seiner jeweiligen Branche. Dabei berichten wir nicht nur, sondern vertreten die Interessen der Betriebe – bei Produktgebern, Lieferanten aber auch in der Politik.

Deshalb hat der Verlag zu seinem 25jährigen Jubiläum 1996 den Deutschen Mittelstandspreis geschaffen. Erster Preisträger war Gerhard Schröder, es folgten u. a. Roman Herzog, Christian Wulff, die EU-Kommissare Karel van Miert, Viviane Reding oder zuletzt Bundesbankpräsident Jens Weidmann, als letzter Mahner einer vernünftigen Geldpolitik in der EZB. Erwähnen möchte ich noch Frank Schäffler, der 2010 zum Kustos des deutschen Mittelstands berufen wurde und immer wieder den Interessen der Vermittler im Bundestag Gehör verschafft.

Bei mir persönlich geht das bis zu Beginn der 90er Jahre zurück. Wir haben damals versucht ein selbstverwaltetes Berufsbild für Finanzdienstleister zu etablieren. Als der Regulierungsdruck auf die Branche immer größer wurde, reichten Gespräche mit Politikern nicht mehr aus. So bin ich schließlich 2004 als Sachverständiger zu einem Gesetzgebungsverfahren vom Bundestag hinzugezogen worden und war auch bei der Erarbeitung der Verordnung im Finanzministerium dabei. Mit drei Sachverständigen war das damals ein sehr handverlesener Kreis. Seitdem waren wir mit den ‘k-mi‘-Kollegen in einer Vielzahl von Gesetzgebungsverfahren im Bundestag, bei Ministerien oder in Fachgesprächen bspw. bei der BaFin eingebunden. Da diese Tätigkeiten quasi ehrenamtlich laufen, heißt das viel Zusatzarbeit an Abenden oder am Wochenende. Das klappt nur, weil hier das gesamte ‘kapital-markt intern‘-Team mitzieht.

Was treibt Sie persönlich an sich für die Vermittlerschaft im politischen Berlin so stark zu machen?

Uwe Kremer: Der Mittelstand ist mir eine echte Herzensangelegenheit. Wir sind ein mittelständischer Verlag und ich bin der festen Überzeugung, dass mittelständische Unternehmer Herz und Seele einer sozialen Marktwirtschaft sind. Deshalb funktioniert die Einheit der Interessenvertretung für die qualifizierten Vermittler und echten Anlegerschutz so gut. Der Vermittler vor Ort hat ein existenzielles Interesse an einer langfristigen Kundenbeziehung. Er trifft seine Kunden im Verein oder beim Bäcker. Wenn da Schrott vertrieben wird, ist er nicht nur einen Kunden, sondern gleich ganz viele los. Also versuchen selbständige Vermittler vor Ort immer, ihren Kunden ein vernünftiges Produkt anzubieten.

Zudem spielen die demographische Entwicklung oder der Klimawandel eine größere Rolle, und auf individueller Ebene verändern sich berufliche und private Lebenssituationen schneller als früher. Den steigenden Beratungsbedarf bspw. bei der Altersvorsorge können nur qualifizierte Vermittler vernüftig befriedigen. Deshalb kommt den Vermittlern auch gesamtgesellschaftlich eine enorm wichtige Aufgabe zu.

Was waren denn die wichtigsten Entscheidungen in Bezug auf den Vertrieb die Sie jeweilig im Vorfeld begleitet oder mitgestaltet haben?

Uwe Kremer: Da hat unser ‘k-mi‘-Team sicher einiges erreicht. Zunächst ist es die Verhinderung des geplanten Provisionsverbots. Andere EU-Staaten sind vorgeprescht und auch in Deutschland steht ein Provisionsverbot immer wieder zur Diskussion. Deshalb ist die Aufklärung über die negativen Folgen eines Provisionsverbots wie bspw. in Großbritannien so wichtig und findet sich in der ‘k-mi‘-Berichterstattung. Zudem haben wir uns hier auch bei entsprechenden ESMA-Konsultationen u. a. zur MiFID II eingebracht.

Zweite wichtige Entscheidung ist, dass die Aufsicht über die Vermittler bei den Gewerbeämtern und Kammern verbleibt und nicht auf die BaFin übertragen wird. Hier war der Gesetzentwurf schon im Bundestag und wir konnten die Aufsichtsübertragung buchstäblich in letzter Sekunde gemeinsam mit weiteren Verbänden wie dem AfW und Votum verhindern.

Aber Vermittler brauchen gute Produkte, deshalb haben wir uns sehr intensiv an der Erarbeitung des Kapitalanlagegesetzbuches sowie Fortentwicklung des Vermögenanlagengesetzes beteiligt, z. B. durch das Kleinanlegerschutzgesetz und das aktuelle Anlegerschutzstärkungsgesetz. Da wir früh in unseren Analysen z. B. vor Prokon und P&R gewarnt haben, konnten wir unsere Expertise bei den Anhörungen glaubwürdig einbringen und darauf drängen, dass nicht die gesamte Branche für wenige Schwarze Schafe in Sippenhaft genommen wird.

Bei Politikern haben die Finanzdienstleistungs-Vermittler und Makler keine gute Reputation, wenn man sich die Aussagen seit vielen Jahren zum Berufsstand anhört. Warum haben Vermittler einen so schweren Stand?

Uwe Kremer: Wenn der Kunde sich entscheidet, die Altersvorsorge lieber ins nächste Auto zu investieren, oder eine überraschende Scheidung die Hausfinanzierung durcheinanderwirbelt, ist das nicht die Schuld des Vermittlers. Aber häufig wird die Verantwortung auf den Vermittler als Fehlberatung abgewälzt. Bei fast 80 Millionen Versicherten und Anlegern kennt auch jeder Politiker einen solchen Fall. Zudem herrscht in der Politik die Ansicht, dass die Vermittlung von Versicherungen oder Kapitalanlagen nichts kosten darf. Hier werden die Vorarbeiten bei der Produktauswahl, der Aufwand für die Kundenbetreuung, die zahlreichen Beratungsgespräch ohne Abschluss etc. nicht gesehen bzw. wertgeschätzt.

Was müsste geändert werden? Gibt es in anderen Ländern bessere Umsetzungen?

Uwe Kremer: Die meisten anderen Länder funktionieren noch stärker über die Großbanken, beneiden uns aber um unseren Mittelstand. Erstens müsste der Mittelstand gestärkt und nicht noch mit weiterer Bürokratie überzogen werden. Zweitens müsste die Anerkennung des Berufsbildes verbessert werden. Der einzelne Vermittler wird von seinem Kunden wertgeschätzt, aber die Gesamtheit der Vermittler nicht. Drittens müsste die gesamte Arbeitsleistung eines Vermittlers gesehen werden und dafür im Gegenzug eine vernünftige Entlohnung akzeptiert werden. Aber das sind leider wohl fromme Wünsche, die Vermittler selbst wären hier auch gefragt, sich stärker zu engagieren oder ihre Vertreter zu unterstützen.

Wer unterstützt Sie eigentlich in dieser Tätigkeit als Fürsprecher der Branche?

Uwe Kremer: Da sind natürlich in erster Linie die Abonnenten von ‘kapital-markt intern‘. Diese zahlen mit Ihren Abobeiträgen letztlich unser Engagement. Das können gerne mehr werden. Wir bieten Information und Interessenvertretung für die Vermittler – soweit der Werbeblock. Zudem koordinieren wir seit 2013 die Bundesarbeitsgemeinschaft mittelständischer Investmentpartner/BMI. Diese wird von neun Produktgebern unterstützt, alle langjährig am Markt aktive mittelständische Anbieter. Sowohl aus der Vermittlerschaft als auch von den Produktgebern erhalten wir häufig Zuspruch für unsere Erfolge, aber selbst Geld dafür in Form eines Abos oder eines Mitgliedsbeitrages leisten dann doch nur wenige Aktive. Ohne den quasi ehrenamtlichen Einsatz der ‘k-mi‘-Kollegen wäre das Engagement für die Branche nicht zu stemmen.

Auf was sind Sie besonders stolz was Sie für die Vermittler erreicht haben?

Uwe Kremer: Dass wir unseren Teil dazu beitragen konnten, dass es in Deutschland nach wie vor einen nennenswerten Berufsstand von bank- und konzernunabhängigen Vermittlern gibt. Stolz sind wir darauf, dass sich Anlegerschutz und Mittelstandspolitik auf diese Weise ergänzen.

Was kommt als nächstes auf die Branche zu?

Uwe Kremer: Das kommt sehr auf die Bundesregierung an, die je nach Zusammensetzung zur echten Existenzfrage für die Vermittler werden kann. Zwei Tendenzen werden auf alle Fälle bleiben: Der Kapitalmarkt wird immer stärker für den Klimaschutz eingespannt und die Regulierung wird weiter fortschreiten. Uns wird die Arbeit für die Vermittler und die gesamte Branche also leider nicht ausgehen.

 

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