Policen Direkt analysiert 6. Auflage der Solvenzberichte: Aufsichtsrelevante Solvenzquoten von 80 Lebensversicherern konnten sich um über 20 Prozent verbessern

 

Die für die Aufsicht relevanten Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherer betragen im Schnitt knapp 480 Prozent und sind damit um über 22 Prozent höher als im Vorjahr. Die Nettoquote ohne bilanzielle Hilfen und Übergangsmaßnahmen liegt 27 Prozent über dem Vorjahresschnitt. Nur noch 8 Gesellschaften erreichen keine vollständige Bedeckung der Solvabilitätskapitalanforderung zum 31.12.2021 ohne Anwendung der Übergangsmaßnahmen und der Volatilitätsanpassung (2020: 17).

„Auch das Geschäftsjahr 2021 war geprägt von den Auswirkungen der Covid-19- Pandemie und deren speziellen Herausforderungen. Im zweiten Jahr der Corona-Krise konnten die Lebensversicherer von einem verbesserten ökonomischen Umfeld und überwiegend von einem gestiegenen Neugeschäft profitieren“, sagt Henning Kühl, Leitender Aktuar von Policen Direkt und Versicherungsmathematiker (DAV) mit Blick auf die aktuellen Solvenzquoten: „Vor allem das gegenüber dem Jahr 2020 gestiegene Zinsniveau hat zu einer Reduzierung der Solvenzkapitalanforderungen geführt. Laut Versichererberichten hat dies—neben dem erfolgreichen Verkauf von chancenorientierteren Produkten und der weiteren Verbesserungen der Risikotragfähigkeit—die Solvenzquoten am stärksten beeinflusst.“

Bei der aufsichtsrelevanten Quote konnte fast das Niveau aus dem Jahr 2018 erreicht werden. Bei 75 % der Gesellschaften hat sich die aufsichtsrelevante Quote mehr oder weniger deutlich erhöhen können. Die Anzahl der bilanziellen Hilfen zur Sicherung der Finanzstabilität ist insgesamt fast gleichgeblieben. Nur ein weiterer Versicherer hat die Anwendung der Volatilitätsanpassung ab dem 3. Quartal 2021 neu beantragt. Die SCR-Quoten mit Berücksichtigung der Volatilitätsanpassung unterscheiden sich von den Netto-Quoten aber in aller Regel nur um wenige Prozentpunkte. Nur bei den Lebensversicherern, die kein Standardmodell anwenden, können hier größere Unterschiede festgestellt werden.

In diesem Jahr sind viele Versicherer in ihren veröffentlichten Solvenzberichten auf die Corona-Pandemie eingegangen. Dabei ging es nicht nur um den erfolgten Einfluss auf die Betriebsabläufe, darunter die Umstellung auf Homeoffice. Eine durch Corona erhöhte Sterblichkeit im Bestand konnte nicht festgestellt werden. Weiterhin wird jedoch auf die Unsicherheit über den möglichen weiteren Verlauf der Pandemie verwiesen. Dies gilt auch für den Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine. Daher wird in den Berichten auch Auskunft darüber gegeben, in welcher Weise das jeweilige Unternehmen in den betreffenden Ländern finanziell aktiv war. Zum anderen wird auf die möglichen Risiken verwiesen, die dieser Konflikt in Zukunft noch mit sich bringen könnte.

Die wichtigsten Zahlen in Kürze:

  • Aufsichtsrelevante Bruttoquote: 480% (2020: 390%)
  • Nettoquote +VA (Volatilitätsanpassungen): 289% (2020: 234%)
  • Nettoquote: 269% (2020: 211%)
  • Mindestanforderung: MCR-Quote 721% (2019: 567%)
  • 5 Versicherer mit Nettoquote +VA < 100% (2020: 15)
  • 8 Versicherer mit Nettoquote < 100 (2020: 17)
  • 4 Versicherer mit Mindestquote (MCR-Netto) < 100 (2020: 13)
  • 65 Versicherer haben sich bei der Nettoquote

im Vergleich zum Vorjahr verbessert, 15 verschlechtert. 2 Lebensversicherer haben eine geringere Nettoquote + VA trotz gestiegener Nettoquote.

  • 58 von 80 Lebensversicherern (2020: 60 von 82) haben bei der BaFin Übergangsmaßnahmen
  • 67 von 80 Lebensversicherern (2019: 67 von 82) haben Volatilitätsanpassungen bei der BaFin
  • Übergangsmaßnahmen verbessern die Quoten im Schnitt um 192 Prozentpunkte (2020:156)

Auf der Solvenzquoten-Studienseite https://www.policendirekt.de/ratgeber/solvenzquoten-und-pflichtberichterstattung/ (auch erreichbar unter www.Solvenzquoten.de) veröffentlicht Policen Direkt die relevanten Solvenzquoten inklusive Verlinkung zu den Solvenzberichten der Lebensversicherer im Vergleich seit Einführung dieser Transparenzpflicht.

Korridor-Analyse: 30 Unternehmen mit Risikopuffern

Die Analyse der Solvenzquoten ohne Übergangsmaßnahmen mit Volatilitätsanpassungen (Nettoquote +VA) blendet kurzfristige Marktentwicklungen eher aus, weil sie die Volatilitätsanpassungen (VA) mit einbezieht. Diese Bilanzierungshilfen berücksichtigen, dass Lebensversicherer ihr Kapital langfristig anlegen und damit kurzfristige Schwankungen und Schocks eher „aussitzen“ können.Die Solvenzquoten zeigen, dass nicht nur das ökonomische Umfeld den Versicherern geholfen hat, sondern auch, dass die jeweils beschlossenen Maßnahmen innerhalb der Gesellschaft oder auch der Gruppe erfolgreich Wirkungen zeigen. Unternehmen mit einem fortlaufend hohen Garantiebestand und diejenigen, die oft nur mit Übergangsmaßnahmen eine Solvenzquote von über 100 Prozentpunkten erreicht haben, stehen weiter vor großen Herausforderungen. Wie die Korridor-Analyse verdeutlicht, geht es hier mitunter darum, überhaupt noch Neugeschäft, zum Beispiel im Bereich Altersvorsorge, zeichnen zu können. Allerdings ist auch davon auszugehen, dass die Lebensversicherer nach aktuellem Stand ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen können, wie der Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund auch Herbst 2021 dem Tagesspiegel bestätigte.

– 14 Unternehmen vor großen Herausforderungen (Nettoquote +VA unter 150%)

14 Unternehmen stehen mit einer Solvenzquote ohne Bilanzierungshilfen von unter 150 Prozent (2020: 22) vor großen Herausforderungen. Hier geht es um die Bewältigung der noch vorhandenen Garantieanforderungen und darum, sich in Zukunft überhaupt noch Neugeschäft leisten zu können.

– 36 Unternehmen weitgehend gerüstet (Netto +VA 150 – 300%)

Bei 36 Unternehmen (2020: 39) mit einer Nettoquote+VA von 150 bis 300 Prozent sieht Kühl die finanzielle Stabilität weitgehend gewährleistet und gerüstet für Extremszenarien. Sie sind in der Lage, den eingegangenen Versprechen auch in Zukunft nachzukommen.

– 30 Unternehmen mit großen Risikopuffern (Netto +VA über 300%)

30 Unternehmen (2020: 21) sind aufgrund ihrer vergleichsweise komfortablen Solvenzkapitalausstattung mit einer Nettoquote + VA von mehr als 300 Prozent sehr gut gewappnet und können Verschärfungen der aktuellen Finanzlage bewältigen und im Neugeschäft offensiv bei der Produktentwicklung vorgehen.Wie ein Unternehmen letztlich vorhandene Puffer nutzt, ist Teil der Unternehmensstrategie.

Ertragsquellen und Gewinnbeteiligungen geben weitere wichtige Einblicke

Policen Direkt verwaltet rund 12.000 Verträge im Wert von knapp 1 Mrd. Euro. Auch für den nachhaltig erfolgreichen Ankauf von Lebensversicherungen sind die Transparenzdaten deutscher Lebensversicherer extrem wichtig. Neben individueller Vertragsdaten geht es darüber hinaus um die langfristige Sicherheit der Gesellschaften. Da nicht alle Ratings veröffentlichen, greift das Unternehmen auf frei zugängliche Quellen zurück und teilt die Analysen zu den Standmitteilungen, zur laufenden Verzinsung, zur Mindestzuführungsverordnung und

zu den Solvenzquoten mit der Öffentlichkeit. „Wir betreiben damit Verbraucherschutz aus Geschäftsinteresse“, erklärt Kühl.Die Solvenzquoten sind ein wichtiges Signal für die Zukunftsfähigkeit der Lebensversicherer und geben sichere Anhaltspunkte dafür, wie krisenfest die Gesellschaften sind.Wer sich ein umfassenderes Bild seines Lebensversicherers machen will, sollte die Transparenzdaten und die Veröffentlichungen zur laufenden Verzinsung zu Rate ziehen. Policen Direkt bietet diesen Service frei zugänglich auf der Studien-Website an. https://www.policendirekt.de/unternehmen/studien/

Über die Policen Direkt-Gruppe:

Die Policen Direkt-Gruppe ist Marktführer im Zweitmarkt für Lebensversicherungen und der führende Anbieter für Investments in deutsche Zweitmarktpolicen. Die Gruppe ist der größte Asset Manager für Zweitmarktpolicen in Deutschland und gleichzeitig größter institutioneller Versicherungsnehmer in der Lebensversicherung. Zudem erwirbt Policen Direkt seit 2016 etablierte Versicherungsmakler, bietet als Nachfolgelösung auch verschiedene Rentenmodelle an und leistet für Endkunden mit dem digitalen Versicherungsmanager umfassende Versicherungsservices. Dieser Geschäftsbereich wird in den kommenden Jahren stark ausgebaut. Die Gruppe hat Standorte in Frankfurt, Augsburg, Stuttgart, Limburg, Düsseldorf und London, beschäftigt über alle Gesellschaften ca. 130 Mitarbeiter und verwaltet ein Bestandsvolumen an Versicherungen von rund 1 Mrd. Euro.

 

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