wmd-Interview mit Edmund Pelikan, Herausgeber Beteiligungsreport

Herr Pelikan, Sie sind Gründer und Geschäftsführer ihres Medienhaus mit dem Aushängeschild Beteiligungsreport und feiern gerade das 25-jährige Jubiläum. Erstmal Gratulation dazu!

Auf was sind Sie denn besonders stolz im Rückblick?

Edmund Pelikan: Herzlichen Dank für die Glückwünschen. Bei mir überwiegt ehrlichweise das Gefühl der Dankbarkeit, die vielen Höhen und Tiefen des Finanzmarktes gemeistert zu haben und heute das Verlagsjubiläum feiern zu können. Wir dürfen nicht vergessen, was wir alle überlebt habe: die Finanzkrise zur Lehmann-Pleite 2008, eine nie da gewesene Immobilien- und Schifffahrtskrise, die Einführung des KAGB mit Wegfall der Steuervorteile für KG-Beteiligungen sowie eine tiefgreifende Regulierung von allen Arten der Sachwertanlagen. Und das sind nur die Höhepunkte des Schreckens für den Beteiligungsmarkt.  Wenn man ein bisschen von Stolz sprechen kann, dann auf die zahlreichen vertrauensvollen Partnerschaften und Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden und oft auch geblieben ist.

Wie sehen Sie denn die Entwicklung auf den letzten Jahren in der Sachwertbranche?

Edmund Pelikan: Zunächst einmal muss man sagen, dass sich die Branche professionalisieren musste. Verkaufen nur mit sogenannten Verlustzuweisung ist Geschichte und das ist richtig. Trotzdem sehe ich weiterhin Fehlentwicklungen im Markt wie auch in der Politik. Wirtschaftskriminalität und Anlegerbetrug führen zu selten zu wirkungsvollen Strafen. Wiederum zeigt das Beispiel offene Immobilienfonds, dass falsch konzipierte Gesetze zu Marktverwerfungen und Fehlratings führen. Die Anleger müssten erwarten können, dass die damit befassten Politiker und Behördenvertreter der Aufsicht und Ministerien zumindest eine fachliche Grundkenntnis in den entsprechenden Bereichen aufweisen. Hier besteht Nachholbedarf.

Und ihr Blick in die Zukunft?

Edmund Pelikan: Der Konzentrationsprozess der Sachwertbranche wird sich beschleunigt fortsetzen, dies zeichnet sich deutlich ab. Die staatliche Regulierung erzeugt zahlreiche und umfangreiche Verwaltungs- und Kontrollaufgaben, die eine gewisse Größe und ein Apparat der Emittenten notwendig macht. Vergleiche zu Strukturen einer Bank sind hier nicht abwegig. Ich sehe in den nächsten Jahren die Anzahl der Anbieter auf 20 bis 30 schmelzen, ähnlich dem Segment der offenen Immobilienfonds. Das dies aber kein Allheilmittel gegen Verluste ist, zeigt eben diese Assetklasse – denn nur Produkte lassen sich regulieren, der freie Markt nicht. Eine solchen Bündelung, den ich als Sachwert-Bank beschreibe, wäre sinnvoll. Denn trotz aller Schwierigkeit ist es unbestritten, dass privates Kapital dringend in Immobilien und Infrastruktur kanalisiert werden muss, um die Schlagzahl zu schaffen, Probleme wie beim Wohnungsbau oder der Schiene zu lösen. Der Staat wird dies trotz Milliardenschulden nicht stemmen können. Die einzige Frage bleibt: Wieviel Rendite erlaubt die öffentliche Hand den Investoren. Diese zentrale Frage muss zufriedenstellend und ohne die übliche Neiddebatte gelöst werden.

Sie verleihen jedes Jahr den renommierten Beteiligungspreis in verschiedenen Kategorien. Wen haben Sie in diesem Jahr ausgezeichnet?

Edmund Pelikan: Für uns ist der BeteiligungsPreis immer die Gelegenheit, Respekt für anlegerorientiertes Unternehmertum zu zeigen und für Geleistetes Anerkennung auszusprechen. Dies wird durch eine Jury aus den Sachwert-Weisen der Stiftung, ehemaliger Preisträgern und Teilen der Stiftungs-Honor-Society übernommen. Natürlich erhalten nicht alle Bewerber die notwendige Mehrheit. Aber dies macht den Award um so wertvoller.

Dieses Jahr hat zum Beispiel die Branchenurgesteine BVT, IMMAC, SOLVIUM und WIDe Auszeichnungen erhalten, aber auch Newcomer wie SlowDown-Hotels und Alphahill für ihre Konzepte. Besonders wichtig sind uns aber immer die persönliche Ehrung, weil hinter Produkten immer die Menschen die entscheidende Rolle spielen. Unsere Erfahrung aus 25 Jahren zeigt, dass ein tolles Produkt in schlechten und gierigen Händen, nicht selten zu Verlusten führt. Hingegen meistern anlegerorientierte Topmanager auch schwierige Marktsituationen im Sinne der Investoren. Dafür würdigten wir 2025 den HEH-Chef Gunnar Dittmann, den heutigen Transformationsberater Alexander Betz, der seine reiche Erfahrung aus Dax-Konzernen und Vergleichsplattformen wie efonds heute zum Wohle der Branche einbringt. Aber auch unser Medienpreisträger Dieter Fischer als Chef der TiAM Advisor Services erzielt im Sachwertmarkt den notwendigen Mehrwert. Es ist jedes Jahr eine Bereicherungen, diese Preis überreichen zu dürfen.

Was vereint die Preisträger gegenüber den Mitbewerbern?

Edmund Pelikan: Es sind alles im Sachwert engagierte und dem Anleger verpflichtete Unternehmer und Unternehmerinnen. Es sind Menschen, die ihren Partner Respekt und Ernsthaftigkeit entgegenbringen und deshalb auf Theater und Verkaufsshow weitgehend verzichten können. Und was alle vereint ist, dass diese Persönlichkeiten den Anleger zuhören, sich für deren Wünsche und Ziele wirklich interessieren und die oft turbulenten Marktbewegungen fest im Blick haben, um resiliente Anlageprodukte zu bauen.

Sie engagieren sich seit Jahren auch sehr stark für die Weiterbildung in Finanzthemen. Was treibt Sie hier an?

Edmund Pelikan: Auslöser meiner Arbeit für Finanzbildung war meine jüngere Tochter. Als sie vor über einem Jahrzehnt von der Schule kam und mich fragte, mit welchen unseriösen Themen ich mich beschäftige, weil ich über geschlossene und offene Fonds recherchiert und schrieb. Meine Nachfrage ergab, dass der Wirtschaftslehrer im Gymnasium die Behauptung aufstellte, dass nur Staatsanleihen und Festgeld seriöse Geldanlage sind. Nach meinem ersten Schock und erläuternden Gespräche meiner Tochter, sah ich die unbedingte Notwendigkeit, etwas zu tun. Und so schafft die von mir vor rund 15 Jahre aus der Taufe gehobene gemeinnützige Stiftung Finanzbildung heute Anreize über Wettbewerbe wie „Jugend wirtschaftet!“ an der Oberstufe, vergibt Thesispreise an Studierende und schafft gerade eine digitale Rechercheplattform namens „FinanzbildungsBibliothek“ zur Beschäftigung mit finanzökonomischen Themen. Geplant ist in Zukunft ein Förderfonds, um auch Drittprojekte mit dem Fokus Finanzbildung direkt fördern zu können. Aber dazu benötigen wir finanzaffine Spender.

Wie kann die Branche Sie dabei unterstützen?

Edmund Pelikan: Das Wichtigste sind für uns die Fördermitgliedschaften von Unternehmen oder Unternehmer, die unsere Mission teilen, und natürlich große wie kleine Einzelspenden. Denn diese tragen unser zupackendes pragmatische Bildungsinitiative. Unsere gesamte Energie konzentriert sich inzwischen auf dieses Thema. Selbst unsere gewerbliche Tätigkeit als Sozialunternehmen trägt zwar unsere Kosten. Die Überschüsse gehen weitgehend in die gemeinnützige Arbeit. Kurz: Jeder Beratungs- oder Evaluierungsauftrag an die Stiftung Finanzbildung, z.B. für unser Vertrauenssiegel Sachwert.WEISE.r kommt auch unserer gemeinnützigen Arbeit zugute.

Derzeit läuft eine Spendenaktion „25 Jahr – 25.000 Euro“ mit dem Ziel, für wichtige Projekte bis zum Jahreswechsel dieses starken Zeichens zu setzen. Hier der Link zu betterplace unter Über uns & Spenden – Gentdwell . Aber jede direkte Spende an DE62 7435 0000 0020 2200 14 ist willkommen – natürlich ist eine Spendenbescheinigung jederzeit möglich (bis 300 Euro gilt der Überweisungsbeleg als Spendenbescheinigung.

Gibt es etwas, was Sie noch gerne als Unternehmer umsetzen wollen?  Wie geht es mit Ihrem Medienhaus weiter, was haben Sie für die Zukunft geplant?

Edmund Pelikan: Auf dem Deutschen BeteiligungsPreis durfte ich gemeinsam mit dem Verlegern Dr. Frank B. Werner und Dieter Fischer der TiAM Asset Services eine umfassende strategische Zusammenarbeit beim Thema Sachwert-Berichterstattung verkünden. Wir bringen zum einen unser Magazin BeteiligungsReport dort komplett ein. Aber wir werden auch für die Zielgruppe Vermögensverwalter, Family Offices, Pensionskasse, Stiftung etc. produktbezogene Awards, Siegels wie auch Studien gemeinsam für faktenbasierten Journalismus anbieten. Mit der Bündelung unserer publizistischen und analytischen Kompetenzen schaffen wir eine neue Infoplattform, die Investoren und monetäre Stakeholder echten Mehrwert bietet. Das ist nochmals eine großartige kooperative unternehmerische Herausforderung.

Die personenbezogenen Siegels und Auszeichnungen, darunter die Vertrauens.Siegel Geldwert.WEISE.r und Sachwert.WEISE.r, werden auch künftig gemeinsam mit den Ehrenpreisen auf dem Deutschen BeteiligungsPreis in unserer alleinigen Verantwortung vergeben. Und natürlich erscheinen auch die erfolgreichen Jahrbuch- bzw. Almanach-Reihen BeteiligungsKompass, FinanzbildungsKompass und StiftungsKompass im stiftungseigenen Verlag weiterhin.

Deshalb wird es sicherlich auch für die nächsten 10 bis 15 Jahren mir nicht langweilig.

Herr Pelikan, danke für das Gespräch!

 

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