Von Dr. Bernhard Gause, Geschäftsführender Vorstand BDVM

Personalgewinnung und besonders -bindung, die Themen Maklerverwaltungsprogramm / BiPRO-Schnittstellen und die unzureichende Schadenbearbeitung der Versicherer bewegen den Markt und stellen auch BDVM-Makler vor Herausforderungen. Wie auch in den Vorjahren bewerten die BDVM-Makler die Geschäftssituation insgesamt als gut und es überwiegt die Zuversicht, dass dies auch so bleibt.

An der diesjährigen Umfrage haben 72 Mitglieder (2024: 149; Ergebnisse 2024 nachfolgend in der Klammer mit VJ – Vorjahr – gekennzeichnet) teilgenommen. Die geringere Teilnahme dürfte mit einer Reihe weiterer Umfragen des Verbandes zusammenhängen. Die Ergebnisse sind aber aussagekräftig und bestätigen in der Regel die Trends der Vorjahre. Wie bereits in 2024 beurteilen die Teilnehmer ihre Lage weiterhin positiv: 98, 5% (VJ: 98 %) bewerten ihre Geschäftslage/Gewinnsituation in den ersten acht Monaten 2024 als sehr gut (31,9 %; 2024: 26,4 %), gut 47,2 % (VJ 56,4%) oder befriedigend 19,4 % (VJ 15,4 %,).

Grund dafür sind unter anderem steigende Courtage-Einnahmen bei 83,1 % (VJ 85,7 %) der teilnehmenden Unternehmen. Allerdings fallen die gesteigerten Courtage-Einnahmen moderat aus: 50,7 % der Mitgliedsunternehmen geben an, die Steigerung sei unter 10%.

Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war der Anstieg bei den Sach-Courtage-Einnahmen. Insgesamt konnten 72,2 % (VJ: 75,7 %) der Mitglieder gestiegene Courtage-Einnahmen melden. 22,2 % (VJ: 16,9 %) der Makler konnten ihre Einnahmen insgesamt konstant halten. Damit sind bei ca. 94 % der Makler (VJ: 93 %) die Courtage-Einnahmen gleichgeblieben bzw. gestiegen und nur bei wenigen Maklern gesunken. Im Segment Leben ist das Bild weniger positiv: dort konnten nur ca. 19,4 % (VJ:18 %) der Teilnehmenden steigende Courtageeinnahmen verzeichnen, bei etwa 2/3 der antwortenden BDVM-Mitglieder sind sie gleichgeblieben oder gesunken. Hier setzt sich der Trend aus der Umfrage von 2024 fort.

Personal

Erfreulich ist, dass bei über 66,7 % (66,4 % VJ) der Mitgliedsunternehmen die Mitarbeiteranzahl konstant geblieben ist und immerhin bei 25 % (33,5 % VJ) sich die Anzahl der Mitarbeiter erhöht hat. Dies hat seinen Preis. Bei ca. 34,7 % (18,8 % VJ) der Mitglieder sind die Personalkosten im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben, bei ca. 63,9 % (81,2 % VJ) sind hingegen höhere Personalkosten entstanden.

Personalgewinnung ist zudem für 43,1 % der Makler sehr wichtig und für weitere 36,1 % wichtig. Auch die Personalbindung ist für 58,3 % sehr wichtig und für weitere 36,1 % wichtig und kann damit in der Relevanz (insgesamt 94 %) als TOP-Thema bezeichnet werden.

Ganz überwiegend bieten die Mitglieder ihrem Personal Weiterbildungsmöglichkeiten und Fortbildungen über die 15 Pflichtstunden hinaus an, sowohl in fachlicher Hinsicht (Versicherungsfachmann / frau, Fachwirt/ Betriebswirt/ Ausbildereignung) als auch zur Persönlichkeitsentwicklung. Oft erfolgten dafür eine Freistellung und Kostenübernahme. Fortbildungen zur Sicherstellung und Steigerung der Beratungsqualität stehen hoch im Kurs, plakativ folgendermaßen zum Ausdruck gebracht: „Sagt der CFO zum CEO: wir zahlen unseren Mitarbeitenden die Weiterbildung. Was machen wir, wenn sie danach kündigen? CEO zum CFO: was machen wir, wenn wir sie nicht weiterbilden und sie bleiben?“.

KI: Recherche und ChatGPT vorne

Erneut haben wir in der diesjährigen Mitgliederumfrage einen Schwerpunkt auf das Thema Digitalisierung/Künstliche Intelligenz gesetzt. Wir wollten wissen, ob unsere Mitgliedsunternehmen bereits künstliche Intelligenz einsetzen und wenn ja, in welchen Bereichen und wie. Nur 25 % der teilnehmenden Mitgliedsunternehmen geben an, dass bei Ihnen künstliche Intelligenz gar nicht zum Einsatz kommt. Weit verbreitet ist wie im Vorjahr der Einsatz von ChatGPT 58,3 % (VJ: 53,7 %). Beim Recherche-Einsatz ist ein Sprung von knapp 34 % im Vorjahr auf nun 54,2 % zu verzeichnen. Auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bereich Marketing steigt mit 27,8 % leicht an (VJ: knapp 25 %). Die Einzelheiten können nachfolgender Grafik entnommen werden.

Zudem wollten wir wissen, wie die Verbandsmitglieder den Stand ihrer Digitalisierung im eigenen Unternehmen bewerten. Keines der Antwortenden (VJ: 2 %) beurteilt den Stand der eigenen Digitalisierung als sehr gut, immerhin noch 38,9 % (VJ: 39,6 %) als gut. Gleichwohl bewerten wie in den Vorjahren gut 44 % den Stand der eigenen Digitalisierung lediglich als befriedigend, 9,7 % (VJ: 11,4 %) als nur ausreichend, und die Note „5“ vergaben diesmal sogar 6,9 % (VJ: 2,7 %). Der Investitionsbedarf beim Thema Digitalisierung dürfte also weiterhin hoch sein.

Dazu passt, dass 93,1 % (VJ: 87,9%) der teilnehmenden Versicherungsmakler keine Versicherungsgeschäfte rein über das Internet abwickeln. Eine Mehrheit von 62,5 % (VJ: 56,4%) der Teilnehmer nutzt hingegen Cloud-Dienste.

Nach den relevantesten Themen im Bereich Technik & Digitalisierung befragt rangieren Maklerverwaltungsprogramme und BiPRO / Schnittstellen / Datenaustausch absolut an der Spitze mit jeweils 2/3 der Einschätzungen als „sehr wichtig“ und einem weiteren knappen Drittel als „wichtig“. Dem korrespondieren mit ähnlichen Werten die Themen „Prozessoptimierung“ und „Digitalisierung“ bei den relevantesten Marktthemen. Sozialen Netzwerken hingegen wird weiterhin die wenigste Bedeutung beigemessen (sehr wichtig: 1,4 %, wichtig: 26,4 %, weniger wichtig: 52,8 %, gar nicht wichtig: 19,4 %).

Schaden- und Bestandsbearbeitung durch Versicherer

Zum zweiten Mal abgefragt haben wir die Thematik „Schadenbearbeitung durch Versicherer“. Das Ergebnis stimmt abermals bedenklich: die Note 6 (=ungenügend) wurde von jeder fünfter Antwort gegeben (22,2 %, VJ: 11,4 %), jeweils etwa 1/3 der Befragten vergaben die Note 5 (=mangelhaft; 27,8 % VJ: 36,9 %) und 4 (=ausreichend; 30,6 % VJ: 30,2 %). 15,3 % (VJ: 18,8 %) sehen die Schadenbearbeitung als befriedigend (Note 3) an, nur 4,2 % (VJ: 2,7 %) als gut (Note 2). Ganz offensichtlich besteht hier weiter Handlungsbedarf. Die Probleme sind laut Umfrage spartenübergreifend, wobei auch darauf hingewiesen wird, dass es sehr große Unterschiede bei den Versicherungsunternehmen gibt.

Besser, aber alles andere als optimal, sieht es bei der Bestandsbearbeitung (Policierung) durch die Versicherer aus: wieder vergaben 2/3 der Befragten die Noten „befriedigend“ und „ausreichend“ (69,5 %, VJ: 65,8 %) – allerdings beurteilen auch hier etwa 16,7 % (VJ: 20,2 %) die Performance als „mangelhaft“ und „ungenügend“. In den Kommentaren wird u.a. darauf hingewiesen, dass das automatisierte Standardgeschäft gut läuft, das Individualgeschäft eher schlecht mit langen Bearbeitungszeiten (zwischen 4 und 8 Wochen).

Insgesamt zeigt sich, dass unsere Mitglieder weiter gut durch die wirtschaftlich angespannte Lage kommen. Aufgrund des Fachkräftemangels wird das Thema Mitarbeiterbindung immer wichtiger. Hierfür und zur Gewährleistung qualitativ hochwertiger Beratung investieren die BDVM-Mitglieder viel in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden. Weitere TOP- Themen sind die Bereiche Digitalisierung / Prozessoptimierung / Schnittstellen. Bei der Schaden- und Bestandsarbeit der Versicherer besteht weiter Handlungsbedarf.

Verantwortlich für den Inhalt:

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