Interview der Boerse Stuttgart Digital Exchange GmbH

 

Viele Krypto-Handelsplätze locken mit kostenlosem Trading – dabei stecken Mehrkosten meist im Detail. Vor allem Neueinsteiger verlieren bei den verschiedenen Gebührenmodellen den Überblick. Sebastian Warnke, Chief Operating Officer der Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX), zeigt, wie sich Gebührenmodelle voneinander unterscheiden und welche versteckten Kosten Trader auf dem Schirm haben sollten.

Für viele neue Anleger sind Gebührenmodelle auf Handelsplattformen kompliziert, da nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich ist, welche Kosten beim Trading entstehen. Woraus setzen sich die Gebühren beim Handel zusammen?

Sebastian Warnke: Die Höhe der Handelsgebühren hängt in erster Linie von der Art des Tradings ab. Entscheidend ist unter anderem, welche Order platziert wird. Diese kann je nach Handelsplattform variieren. Bei der BSDEX sieht das beispielswiese so aus: Eine Taker-Order kostet 0,35 Prozent des Transaktionsvolumens und wird nach der Übermittlung im Handel sofort gegen eine bereits im Orderbuch befindliche Order ausgeführt. Sie entzieht dem Markt Liquidität und ist entsprechend teurer als eine Maker-Order, die nur 0,20 Prozent des Transaktionsvolumens kostet. Sie Die Order wird im fortlaufenden Handel zunächst in das Orderbuch eingestellt und später gegen eine oder mehrere neu eintreffende Orders ausgeführt, dadurch spendet sie dem Markt Liquidität. Das sind fixe Handelsgebühren, die explizit festgelegt sind. Darüber hinaus gibt es auf vielen Exchanges implizite Gebühren, die Trader häufig nicht direkt auf dem Schirm haben.

Zu diesen impliziten Handelsgebühren zählt der sogenannte Spread. Was ist mit dieser Art der Gebühr genau gemeint?

Der Spread sind Kosten, die Trader für das Abwickeln einer Kauf- und Verkaufstransaktion bezahlen. Spread bezeichnet im Grunde die Differenz zwischen dem tieferen Geldkurs und dem höheren Briefkurs in einem Orderbuch. Der Geldkurs ist der höchste Preis, den Anleger zu zahlen bereit sind. Der Briefkurs ist hingegen der tiefste Preis, bei dem die Anleger bereit sind zu verkaufen. Ein großer Spread bedeutet höhere Kosten, sinkt der Spread, so sinken auch die impliziten Transaktionskosten. Problematisch für viele Trader ist, dass der Spread nur schwer kalkulierbar ist. Vor allem wenn man schnell handeln will und nicht viel Zeit hat. Ein explizites Transaktionsentgelt ist für Anleger daher wesentlich transparenter und fairer als im Spread enthaltene implizite Kosten.

Die Gebührenhöhe ist ein wichtigstes Kriterium bei der Wahl der Handelsplattform. Worauf sollten insbesondere Vieltrader achten?

Für Trader mit geringem Ordervolumen als auch Vieltrader sind günstige Gebühren sowie die transparente Aufstellung dieser Kosten das A und O. Da jeder Kauf Transaktionskosten beinhaltet, müssen diese durch den Trade auch erstmal wieder erwirtschaftet werden. Vieltrader müssen bei hohen Gebühren daher mit ihrer Position noch schneller in die Gewinnzone kommen, um die Kosten für den Handel wieder reinzubekommen. Bei Plattformen, die zunächst einmal mit niedrigen oder gar keinen Gebühren locken, dann aber bei jedem einzelnen Trade hohe versteckte Kosten draufschlagen, sollten Anleger vorsichtig sein. Auch hierbei sind Fixkosten gegenüber nicht auf den ersten Blick erkennbaren, impliziten Gebühren im Vorteil. Der Grund: Da der Spread variabel ist, lässt sich ein Gebührenaufschlag für Vieltrader schlechter planen. Umgekehrt sinken bei einem Fixkostenmodell die Kosten pro Trade.

Worin unterscheidet sich der Krypto-Markt von traditionellen Kapitalmärkten – und was macht digitale Assets für Trader attraktiv?

Der Markt für digitale Assets wie Bitcoin hat zwei Merkmale, die viele Trader schätzen. Zum einen ist der Krypto-Bereich für seine hohe Volatilität bekannt. Zwar erhöht eine hohe Volatilität das Investment-Risiko, dafür ermöglicht sie Krypto-Tradern aber auch einen Vorteil. Denn durch Preisschwankungen kann sich die Zahl der Trading-Chancen pro Zeiteinheit erhöhen. Während wenig volatile Märkte einen optimalen Ein- und Ausstieg nur selten ermöglichen, bieten digitale Assets wie Bitcoin häufig mehrmals am Tag vergleichsweise gute Trading-Chancen. Der zweite große Vorteil: Im Gegensatz zu klassischen Aktienmärkten werden Bitcoin & Co an jedem Tag und zu jeder Uhrzeit gehandelt, die Märkte schließen nicht. Trader schätzen diese zeitliche Flexibilität und können sich ihre Handelszeiten bequem über den Tag verteilen.

Handelsplätze werben häufig mit gebührenfreiem Trading. Wie kommt es, dass solche „zero fee“-Strategien möglich sind?

In der Regel zahlen Trader bei solchen Angeboten keine expliziten Gebühren – dafür werden Kosten aber häufig an anderer Stelle erhoben, die für Trader weniger offensichtlich sind. Dazu können implizite Kosten wie der Spread gehören oder auch Netzwerkgebühren und Handelsplatzentgelte. Insbesondere im Krypto-Bereich werden Kosten durch Ein- und Auszahlungen von Kryptowährungen an Kunden weitergegeben. Wer seine Bitcoins auf ein Wallet versendet oder von einem eigenen Wallet auf den Handelsplatz schickt, zahlt dann mitunter einen teuren Aufschlag. Solche Kosten werden für viele Trader erst im Nachhinein ersichtlich.

 

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