Laut Allianz Research gab es 2024 weltweit über 80.000 Vorfälle in Verbindung mit Protesten und Aufständen
- Die Anzahl an Protesten und Unruhen in Deutschland steigt gegenüber dem Vorjahr um knapp 36 Prozent auf über 4.000
- Islamismus und politischer Extremismus beunruhigen westliche Regierungen und Unternehmen zunehmend
Laut eines neuen Berichts von Allianz Commercial sind zivile Unruhen und Kriege für mehr als die Hälfte der Unternehmen die größten Sorgen. Diese Einschätzung zeigte sich bereits im diesjährigen Allianz Risk Barometer in dem „Politische Risiken und Gewalt“ zum dritten Mal infolge in den Top-10-Risiken landeten. Zu den Sorgen der Unternehmen tragen die seit 2017 über 800 relevanten Anti-Regierungsproteste in über 150 Ländern bei. 160 dieser Vorkommnisse fanden allein 2024 statt – knapp 30 davon dauerten länger als drei Monate an. Die Unruhen auf dem Balkan und in der Türkei sind hier noch nicht eingerechnet. Nach dem Super-Wahljahr 2024 sind politische Entscheidungen und Richtungswechsel nach den Wahlen mögliche Auslöser für Proteste und Unruhen. Dasselbe gilt für ökonomische Verwerfungen als Ergebnis von Handelskriegen. Neben zunehmenden Unruhen werden Terroranschläge von Rechts- und Linksextremisten im Laufe dieses Jahres als Bedrohung wahrgenommen.
„Politische Gewalt bleibt laut Allianz Risk Barometer ein Top-10-Risiko, weil Politik zunehmend als populistisch und polarisierend wahrgenommen wird. Hinzu kommen eine nationalistische Geopolitik, eine sich veränderte Weltordnung, wirtschaftliche Auseinandersetzungen sowie eine wachsende Ungleichheit bei den Vermögen“, sagt Srdjan Todorovic, Head of Political Violence and Hostile Environment Solutions bei Allianz Commercial. „Politische Gewalt kann Unternehmen auf vielfältige Art und Weise negativ beeinflussen: Durch die Gefährdung von Mitarbeitern und Kunden über Betriebsunterbrechungen bis zur Sachbeschädigung.“
Unruhen bereiten Unternehmen weltweit große Sorgen
Firmen zeigen sich besorgter über negative Auswirkungen von politischer Gewalt auf ihren Geschäftsbetrieb als über andere Risiken in diesem Bereich: Aufstände, Streiks oder Randale (Strikes, Riots, Civil Commotion – SRCC) gehören zu den Risiken, die sie am meisten fürchten. Laut dem Allianz Risk Barometer sind sie in einigen Ländern sogar Risiko Nummer 1, darunter Kolumbien, Frankreich, Südafrika und die USA. Hier spiegelt sich wider, dass solche Vorkommnisse häufiger stattfinden und länger andauern. Untersuchungen der Allianz zeigen, dass es 2024 in den 20 am stärksten betroffenen Ländern über 80.000 Vorfälle gab – Indien, die USA, Frankreich, Deutschland, die Türkei und Spanien belegen dabei Spitzenplätze.
Diese Sicht auf die Risiken teilen Versicherer, die seit Jahren einen steigenden Trend bei Anzahl und Schwere der SRCC-Risiken beobachten. So haben etwa die Aufstände in Chile und Südafrika in den vergangenen zehn Jahren versicherte Schäden von deutlich über zehn Milliarden US-Dollar verursacht. Das übertrifft das Niveau anderer Schäden im Bereich politischer Gewalt und Terrorismus. In manchen Schwerpunktgebieten ähneln die Schäden den Auswirkungen von Naturkatastrophen oder überschreiten diese sogar. In anderen Gebieten sind zwar die direkten Auswirkungen zu vernachlässigen, dafür haben die Ereignisse langfristige Veränderungen in der Gesellschaft zur Folge.
„Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen bewerten Kriege und Unterbrechungen der Lieferkette als größte politische Risiken. Diese Werte überraschen vor dem Hintergrund der geopolitischen Lage Deutschlands und der innenpolitischen Polarisierung nicht. Die zunehmende Unsicherheit und Frustration spiegelt sich im rasanten Zuwachs an Protesten oder Aufständen wider. Über 4.000 Vorfälle 2024 unterstreichen welches Ausmaß politische Risiken angenommen haben,“ so Todorovic weiter.
Religiös und politisch getriebener Terrorismus nimmt zu
Die zunehmende Häufigkeit von Anschlägen und Angriffen islamistischer Gruppen oder Einzelpersonen sowie extremistischer und populistischer Bewegungen beeinflussen die komplexe globale Risikolandschaft. Besonders in Europa ist die wachsende Bedrohung durch islamistischen Terrorismus in den letzten zwölf Monaten ein Problem. Die Zahl der Terroranschläge ist im Westen um 63 Prozent gestiegen. Europa ist mit insgesamt 67 Anschlägen am stärksten betroffen. Dies entspricht etwa einer Verdopplung der Anzahl gegenüber 2023. Analysen zeigen, dass es im Jahr 2024 weit über 100 gemeldete terroristische und rechtsextremistische Vorfälle gab. An der Spitze stehen hier die USA, gefolgt von Deutschland. Am anderen Ende des politischen Spektrums nehmen Linksextremisten vor allem Einzelpersonen oder Unternehmen ins Visier, die ihrer Meinung nach einen negativen Beitrag zu Themen wie Klimawandel oder Ungleichheit leisten.
„Unternehmen müssen sich des Risikos politischer Gewalt bewusst sein und insbesondere ihre Mitarbeiter und ihr Eigentum schützen. Hier gilt es bei einem Vorfall eine sichere und robuste Notfallplanung sowie den entsprechenden Versicherungsschutz sicherzustellen. Sachversicherungen können in einigen Fällen Ansprüche aufgrund politischer Gewalt abdecken, aber es gibt auch spezialisierte Schutzversicherungen. Global agierende Unternehmen zeigen ein größeres Interesse an einer Deckung für politische Gewalt, aber auch der Mittelstand setzt sich verstärkt mit diesen Risiken auseinander“, erklärt Todorovic.
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