Handelszölle und abschwächende BIP-Entwicklung können Handel temporär belasten

Die europäischen Einzelhandelsmärkte haben die Talsohle von 2022 deutlich hinter sich gelassen. Die aufgehellte Stimmung auf Händler- wie auf Konsumentenseite und die gesunden Fundamentaldaten spiegeln sich in den 115 Punkten wider, die der Global Retail Attractiveness Index (GRAI) für Europa im ersten Quartal 2025 erreicht. Mit einem erneuten Plus von einem Zähler gegenüber dem Vorjahr (erstes Quartal 2024: 114 Punkte) setzt sich die vor drei Jahren begonnene Erholung auch 2025 fort. Zum Frühjahr erreicht der von Union Investment und Gfk ermittelte Index sogar einen neuen Höchststand seit der ersten Erhebung vor sieben Jahren (2018).

Zu einer noch „grüneren“ Europakarte tragen im Jahresverlauf die leichten bis kräftigen Aufschwünge in sieben europäischen Einzelhandelsmärkten bei. In zwei weiteren Märkten stabilisieren sich die Werte auf ihren bereits guten Vorjahresniveaus. Besonders stark fallen die Zuwächse in Tschechien mit einem nochmaligen signifikanten Plus von zwölf Punkten sowie in Schweden mit sieben Punkten aus. Aktueller Spitzenreiter im EU-15-Index bleibt mit 136 Punkten trotz leichter Einbußen Polen. Zum Spitzen-Trio gehören darüber hinaus unverändert Tschechien (129 Punkte) und Portugal (121 Punkte). Der deutsche Einzelhandelsmarkt behauptet sein gutes Niveau im ersten Quartal mit stabilen 112 Punkten, Österreich lässt mit einem kräftigen Zuwachs von fünf Punkten eine Trendumkehr erkennen und erreicht 97 Punkte. Rückgänge, vorwiegend im niedrigen einstelligen Bereich, verzeichnen neben Polen und Frankreich (110 Punkte) nur Dänemark (92 Punkte) und Finnland (93 Punkte). Die beiden Nordics-Länder bildet damit die Schlusslichter im aktuellen Europa-Ranking.

„Die Mehrzahl der europäischen Einzelhandelsmärkte präsentiert sich drei Jahre nach der Krise gestärkt – mit gesunden Fundamentaldaten, vor allem steigenden Einzelhandelsumsätzen und intakten Arbeitsmarktzahlen. Entsprechend lässt sich auch ein verbessertes Sentiment bei institutionellen Investoren beobachten, die in zunehmendem Maße auch wieder Einstiegschancen in Retail sondieren“, sagt Henri Eisenkopf, Director Transactions Shopping Places bei Union Investment. „Nach dem anfänglichen Fokus auf Objekte mit Wertsteigerungspotential halten Investoren in Europa nun auch wieder verstärkt Ausschau nach Core-Immobilien in der gesamten Retail-Bandbreite, darunter auch Shoppingcenter. Für uns als Investment- und Asset Manager verspricht die aktuelle Marktphase mit ihrem deutlich positiven Trend in der operativen Performance von Retailimmobilien attraktive Renditebeiträge im Bestand sowie auch gute Möglichkeiten für profitable Verkäufe.“

Während die europäischen Einzelhandelsmärkte ihren Weg aus der Krise gefunden haben, hinkt die Entwicklung auf den nordamerikanischen Märkten noch hinterher. Vor allem aber bleibt die Region Asien/Pazifik noch deutlich hinter Europa zurück. Der Nordamerika-Index im GRAI verschlechtert sich im Jahresverlauf leicht um zwei Punkte und liegt zum Ende des ersten Quartals 2025 bei einem nur durchschnittlichen Wert von 97 Punkten. Der Retail Index in Asien/Pazifik legt um einen Punkt zu, erreicht aber mit 93 Punkten weiterhin nur ein unterdurchschnittliches Niveau.

„Insgesamt gilt für die nächsten Monate zu beachten, dass Handelszölle und eine abschwächende BIP-Entwicklung den Handel zumindest temporär negativ beeinflussen können”, sagt Henri Eisenkopf.

Zur Methodik

Der Global Retail Attractiveness Index (GRAI) von Union Investment bildet die Attraktivität der Einzelhandelsmärkte von insgesamt 20 Ländern in Europa, Amerika und Asien-Pazifik ab. Dabei bedeuten 100 Indexpunkte eine durchschnittliche Bewertung. In den EU-15-Index gehen die Indizes der EU-Länder Schweden, Finnland, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Österreich, Niederlande, Belgien, Irland, Portugal, Polen und Tschechien ein, zusätzlich Großbritannien, gewichtet mit ihrer jeweiligen Bevölkerungszahl. In den Nordamerika-Index gehen die Indizes der USA und Kanadas ein; der Asien-Pazifik-Index berücksichtigt Japan, Südkorea und Australien.

Halbjährlich vom Marktforschungsunternehmen GfK ermittelt, setzt sich der Global Retail Attractiveness Index aus zwei Stimmungsindikatoren und zwei datenbasierten Indikatoren zusammen. Alle vier Faktoren gehen gleichgewichtet, d.h. mit jeweils 25 Prozent, in den Index ein. In den Index fließt sowohl die Stimmung der Nachfrageseite (Consumer Confidence) als auch die Stimmung der Angebotsseite (Business Retail Confidence) ein. Als quantitative Input-Faktoren werden die Veränderung der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes (rollierend 12 Monate) in den GRAI einbezogen. Nach Standardisierung und Transformation haben die Input-Faktoren jeweils einen Mittelwert von 100 sowie einen theoretischen Wertebereich von 0 bis 200 Punkte. Dem Index liegen Daten aus aktuellen Quellen von GfK, EU-Kommission, OECD, Trading Economics, Eurostat sowie der nationalen Statistikämter zugrunde. Die dargestellten Veränderungen beziehen sich jeweils auf den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres (Q1 2024).

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