Kommentar von Blake Bennett, Responsible Investment und Governance Analyst, Emily Mansfield, ESG Portfolio Analyst, und Aaron Scully, Portfolio Manager, Janus Henderson Investors
- Das Konzept der Tragfähigkeit unterstreicht das Risiko, die endlichen Ressourcen der Erde nicht nachhaltig zu nutzen. Dies ist ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung der langfristigen Ressourcenabhängigkeit von Unternehmen.
- Diese Sichtweise fördert Investitionen in Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit verpflichten, z. B. durch die Verwendung recycelbarer Materialien und die Effizienzsteigerung beim Bau.
Bei der Frage, ob eine „nachhaltige“ Erde möglich ist, bieten einige grundlegende Konzepte aus Wissenschaft und Wirtschaft eine interessante Perspektive für Investitionsmöglichkeiten, beginnend mit dem Konzept der ökologischen Tragfähigkeit. Bei der Tragfähigkeit geht es um die Beantwortung der Frage, ob es für eine einzelne Art in einem definierten Gebiet eine maximale Anzahl von Exemplaren gibt, die von der jeweiligen Umwelt getragen werden kann. Eines der am häufigsten zitierten Beispiele ist die Elchpopulation auf Isle Royale. Die Insel im US-Bundesstaat Michigan ist ein Naturschutzgebiet, das nur mit dem Boot erreicht werden kann. Eine Analyse der Elchpopulation zeigt, dass ihre Größe in direktem Zusammenhang mit der Vegetation und dem Raubtieraufkommen auf der Insel steht.
Das Konzept der ökologischen Nachhaltigkeit erweitert diese Inselperspektive der Tragfähigkeit, indem sie die Erde aus dem Weltraum als eine Insel betrachtet.
Die Erde: eine Insel im Weltall
Wenn man die Erde als eine Insel betrachtet, bedeutet das, dass sie nur über begrenzte Ressourcen verfügt, um eine maximale Bevölkerung zu ernähren. Sollte dies zutreffen, stellt sich die Frage, wie das Leben bei begrenzten Ressourcen fortbestehen kann. Diese Frage lässt sich am besten anhand eines grundlegenden wissenschaftlichen Prinzips beantworten – dem Gesetz der Erhaltung der Masse: Masse kann in einer chemischen Reaktion weder geschaffen noch zerstört, sondern nur umgewandelt werden. Daraus folgt, dass alle Materie, die zum Leben auf der Erde benötigt wird, von etwas auf der Erde stammen muss. Als kollektive Gesellschaft müssen wir daher anerkennen, dass die Erde über eine endliche Menge und eine feste Anzahl von Ressourcen (z. B. Masse) verfügt, die unter allen Lebewesen aufgeteilt werden müssen. Diese Ressourcen bilden einen Gemeinschaftspool, den jeder nutzen kann, aber sobald sie verbraucht sind, für andere nicht mehr verfügbar sind. Wenn die Ressourcen nur aus diesem Pool entnommen und nicht wieder aufgefüllt werden, ist dieser irgendwann erschöpft. Die Erde verfügt jedoch über natürliche Recyclingprozesse wie den Wasserkreislauf, den Kohlenstoffkreislauf, den Sauerstoffkreislauf und andere biogeochemische Kreisläufe, die zur Wiederverwendung verbrauchter Ressourcen beitragen – auch wenn diese Prozesse Zeit brauchen.
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als sei Nachhaltigkeit möglich. Damit die Erde nachhaltig ist, dürfen die Ressourcen nicht schneller verbraucht werden, als sie recycelt werden können. Dieses Gleichgewicht ist für die Nachhaltigkeit entscheidend, wird aber durch die Tragödie des Allgemeinguts erschwert. Diese Wirtschaftstheorie beschreibt, wie Individuen mit freiem Zugang zu einer gemeinsamen Ressource, diese tendenziell übernutzen und die Ressource schneller erschöpfen, als sie sich regenerieren kann.
Ein klassisches Beispiel ist die Überweidung des gemeinschaftlichen Weidelands eines Dorfes. Wenn jeder Dorfbewohner zu viele Schafe auf die Wiese stellt, sodass das Gras schneller abgefressen wird, als es nachwachsen kann, würde dies letztlich zu einer Schafpopulation führen, die die Wiese nicht mehr ernähren kann. Die Tragödie des Allgemeinguts verdeutlicht, dass die Wahrscheinlichkeit eines übermäßigen Verbrauchs einer gemeinsamen Ressource sehr groß ist, wenn sie nicht reguliert wird. Die Herausforderung der Nachhaltigkeit besteht daher darin, einen Weg zu finden, um sicherzustellen, dass der Verbrauch einer gemeinsamen Ressource nicht die Fähigkeit der Erde oder der Technologie übersteigt, diese Ressourcen zu recyceln, damit sie für die künftige Nutzung verfügbar sind.
Investitionschance Nachhaltigkeit
Doch was bedeutet die Betrachtung der Erde als eine Insel mit einem gemeinsamen Ressourcenpool für Anleger? Sie sollten:
- das systemische Risiko ihrer Investments durch Überkonsum berücksichtigen und ihre Anlagen unter dem Gesichtspunkt der systemischen Auswirkungen bewerten;
- die Umwelt als Vermögenswert in langfristigen Investitionsmodellen berücksichtigen; und
- Investitionen in Unternehmen erwägen, die geeignete Maßnahmen zur Gewährleistung einer nachhaltigen Wirtschaft ergreifen, um den langfristigen Wert ihrer Anlagen zu sichern.
Eine Investition in Unternehmen, die sich Gedanken über die Nutzung und Wiederverwendung von Gemeinschaftsressourcen machen, lohnt sich eindeutig. Das globale Baustoffunternehmen Saint-Gobain hat sich zum Ziel gesetzt, der weltweit führende Anbieter für leichtes und nachhaltiges Bauen zu werden. Das Unternehmen ist in 76 Ländern tätig, beschäftigt 160.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von fast 50 Milliarden Euro. Das Ziel des Unternehmens ist es, die „Welt zu einem besseren Zuhause zu machen“. Besonders einflussreich ist Saint-Gobain im Bereich des kostengünstigen Wohnungsbaus und der Renovierung. Damit trägt das Unternehmen den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung Rechnung. Die integrierten Lösungen von Saint-Gobain bieten zahlreiche ökologische und soziale Vorteile, wie z. B. die Steigerung der Energieeffizienz, die Verringerung des gebundenen Kohlenstoffs, die Optimierung des Einsatzes natürlicher Ressourcen sowie die Verbesserung der thermischen, akustischen und sicherheitstechnischen Eigenschaften von Häusern – und all das zu erschwinglichen Preisen.
Die Bauindustrie ist im Zusammenhang mit der Kreislaufwirtschaft für ihren großen ökologischen Fußabdruck bekannt: Sie ist für 40 % der Feststoffabfälle und fast 50 % des Verbrauchs natürlicher Ressourcen verantwortlich. Mit Hilfe mehrerer Initiativen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit arbeitet Saint-Gobain aktiv daran, diese Auswirkungen zu mindern. Das Unternehmen hat seine Fabriken und Herstellungsprozesse auf die Verwendung von Recyclingmaterial umgestellt und arbeitet mit den Behörden zusammen, um die Sammlung von Recyclingmaterial zu verbessern. Ein Großteil seiner Produkte, darunter Gipskartonplatten, Glaswolle und Flachglas, ist unbegrenzt recycelbar – ein weiterer Beleg für seine Bemühungen um nachhaltige Praktiken.
Saint-Gobain hält sich nicht nur an die besten Vorgehensweisen im Baustoffsektor, sondern verschafft sich auch einen Wettbewerbsvorteil, da Nachhaltigkeit ein immer wichtigerer Faktor bei Verbraucherentscheidungen wird. Das Unternehmen verzeichnet ein steigendes Kundeninteresse an Environmental Product Declarations (EPDs). Mithilfe von EPDs, die auf einer Lebenszyklusanalyse beruhen, kann Saint-Gobain seine Produkte mit denen der Wettbewerber vergleichen und sich als führendes Unternehmen im Bereich des nachhaltigen Bauens etablieren. Durch Veröffentlichung von EPDs unterstützt Saint-Gobain Glass (deutsche Tochtergesellschaft) Kunden wie Architekten, Ingenieurbüros und Generalunternehmer, die Gebäudezertifizierungen wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method), DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) und andere anstreben.
Zukunftsorientiert gestaltet Saint-Gobain seine Produkte und Baulösungen so, dass sie im Falle eines Rückbaus leicht getrennt werden können. Bis 2030 will das Unternehmen die nicht wiederverwertbaren Abfälle um 80 % und den Verbrauch von Neumaterial um 30 % zu reduzieren. Derzeit entfallen bereits über 50 % des Umsatzes auf Produkte mit geprüften Ökobilanzen und Umweltproduktdeklarationen – bis 2030 sollen es 100 % sein.[1] Dieser zukunftsorientierte Ansatz steigert nicht nur die Attraktivität des Unternehmens für Investoren, sondern stärkt auch seine Rolle bei der Förderung nachhaltiger Verfahren in Sektoren mit hohen Umweltauswirkungen wie dem Bauwesen.
Dies ist genau die Art von Strategie, nach der wir bei Unternehmen suchen, die unserer Meinung nach eine hohe Attraktivität für Anleger haben. Wir finden, dass Unternehmen, die ihre Rolle bei der Förderung nachhaltiger Verfahren festigen, ein starkes, langfristiges Potenzial haben, den Anlegern finanziell wesentliche Vorteile zu verschaffen.
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