Salman Ahmed, Chief Investment Strategist im Interview Enorme Veränderungen oder anhaltende Stabilität?

„Unserer Ansicht nach werden die Zentralbanken in 2018 weltweit damit beginnen, die Billionen US­Dollar abzuziehen, mit denen sie die Volkswirtschaften in den letzten zehn Jahren unterstützt haben. Nun stellt sich uns die Frage, wie sich die Volkswirtschaften und Finanzmärkte dadurch entwickeln werden? Das „Goldilocks“­Szenario, also ein weitgehend stabiles Wirtschaftswachstum mit gedämpfter Inflation, dürfte sich unserer Ansicht nach in der ersten Jahreshälfte 2018 fortsetzten. Wir sind der Auffassung, dass die Volkswirtschaften auf einer soliden Basis für ein Weiterbestehen dieses Gleichgewichts stehen. Die Risiken für abrupte Veränderungen in Form erhöhter Volatilität und stark korrigierten Bewertungen sind durchaus präsent, treiben doch die Zentralbanken den Kurswechsel entschiedener voran. Da der aktuelle Konjunkturzyklus in eine reifere Phase eintritt, sind Anleger dahingehend gut beraten, nicht nur nach Renditen zu streben, sondern auch die Sicherheit ihrer Portfolios zu erhöhen.“

Welche Risiken bedrohen das Gleichgewicht von geringer Inflation und starkem Wachstum?

„Ausschlaggebend sind wohl die sich abzeichnenden geldpolitischen Veränderungen in den grossen Volkswirtschaften. Wie werden die Märkte reagieren, wenn die Unterstützung durch die Zentralbanken wegfällt? Vieles hängt davon ab, wie geschickt die Zentralbanken ihre Pläne kommunizieren und wie schnell die Zinsen im Vergleich zu den Markterwartungen angezogen werden (besonders in den USA). Falls die Inflation in die Höhe schnellt, besteht das Risiko, dass die Zentralbanken deutlich zu spät reagieren. Weitere Faktoren: Verlangsamung der Massnahmen zur Konjunkturförderung in China, Nordkorea gegen Trump – ein wesentliches Risiko, steigender Protektionismus und, auf lokaler Ebene, der Brexit.“

Was sind unsere Bewertungen?

„Wir glauben angesichts attraktiver Bewertungen und stärkerer Fundamentaldaten weiterhin, dass es in den Schwellenländern und in Europa gute Anlagechancen gibt. Bei der Zinssensitivität in den Industriestaaten sind wir noch zurückhaltender, da die Aussicht auf steigende Zinssätze die Renditechancen an den Anlagemärkten weiter belasten dürfte.“

Was bedeutet das für die Anleger?

„Angesichts der sehr niedrigen Anleiherenditen in den Industriestaaten bedeutet eine Konjunkturwende, dass Schuldtitel jetzt einen wesentlich geringeren Kapitalpuffer für rückläufige Aktienwerte darstellen als zuvor. Unseres Erachtens spricht diese Situation für ein explizites Drawdown­Management beim Portfolioaufbau, insbesondere im Kontext eines ausgewogenen Portfolios.

Fragmentierte Liquidität am Anleihemarkt ist eine anhaltende Herausforderung, die derzeit an Aufmerksamkeit gewinnt. Anleger sollten bei geringem Portfolioumschlag auf qualitätsorientierte Portfolios setzen und von Benchmarks Abstand nehmen, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind (und aufgrund ihrer Struktur Fremdverschuldung honorieren).
Da sich die Hinweise häufen, dass der Klimawandel die tatsächliche Wirtschaftskraft beeinflusst, rücken seine Auswirkungen auf das langfristige Wirtschaftswachstum und damit auch auf die Anlagerenditen, sowie die mögliche Rolle der Anleger stärker in den Mittelpunkt.“

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