Halbjahresreport von Bain
Selbst in Pandemiezeiten ist die Rekordjagd der Private-Equity-(PE-)Branche atemberaubend gewesen. Dem globalen Abschwung der Wirtschaft im Jahr 2022 wird aber auch sie sich aller Voraussicht nach nicht entziehen können. Zwar haben Buy-out-Fonds in den ersten sechs Monaten dieses Jahres weltweit noch einmal 512 Milliarden US-Dollar in neue Beteiligungen investiert, doch die Zurückhaltung wächst spürbar. In ihrem „Private Equity Report Midyear 2022“ analysiert die internationale Unternehmensberatung Bain & Company die jüngsten Entwicklungen. Zugleich wird dargestellt, wie die Branche eine drohende Rezession überstehen und ihre Ausgangslage für den nächsten Aufschwung verbessern kann.
Das Ende der Ära steigender Bewertungen
„Der künftige Erfolg der PE-Branche hängt entscheidend davon ab, wie gut sie die Auswirkungen der zu erwartenden wirtschaftlichen Turbulenzen antizipieren und wie schnell sie ihr Portfolio krisenfest machen kann“, erklärt Bain-Partner Alexander Schmitz, der die PE-Praxisgruppe in der DACH-Region leitet. Die Fonds hätten ihre überdurchschnittlichen Renditen der letzten 20 Jahre zu einem großen Teil den höheren Bewertungen zu verdanken gehabt. Davon sei in Zeiten starker Inflation und steigender Zinsen nicht länger auszugehen. „Jetzt kommt es darauf an, mit den verfügbaren Mitteln den Wert der eigenen Beteiligungen zu steigern“, so Schmitz.
Zugleich müssen PE-Fonds neue Beteiligungen wesentlich kritischer unter die Lupe nehmen, um sich vor negativen Überraschungen im Falle einer Rezession und anhaltender Inflation zu schützen. Erschwert werden Transaktionen im aktuellen Umfeld zudem durch zwei weitere Faktoren. Zum einen steigen mit der Zinswende der Zentralbanken die Finanzierungskosten. Zum anderen prüfen Banken nun wesentlich kritischer, inwieweit sich eine Transaktion auch unter schwierigeren Rahmenbedingungen rechnet.
Verkäufe an Wettbewerber werden zunehmen
Auf der Verkaufsseite bleibt die PE-Branche vor den Folgen der wirtschaftlichen Unsicherheit ebenfalls nicht verschont. Im ersten Halbjahr 2022 sank das Exit-Volumen der Buy-out-Fonds im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf 338 Milliarden US-Dollar. Dazu trug insbesondere der Einbruch des IPO-Geschäfts bei. Der Wert aller Börsengänge weltweit lag zur Halbzeit nur noch bei 91 Milliarden US-Dollar und damit 73 Prozent unter dem Niveau der ersten sechs Monate 2021.
Werden Verkäufe in die Public Markets schwieriger, verlängern sich die Haltefristen von Portfoliounternehmen – und damit verringern sich wiederum die Ausschüttungen an Investoren. „Unter diesen Herausforderungen werden PE-Fonds voraussichtlich künftig noch stärker auf Secondary Buy-outs und damit auf Verkäufe an Wettbewerber setzen“, sagt Bain-Partnerin Bain-Partnerin Silvia Bergmann. Darüber hinaus dürfte die Auflage neuer Fonds aufwendiger und langwieriger werden. Im ersten Halbjahr 2022 kamen Buy-out-Fonds beim Fundraising weltweit auf 138 Milliarden US-Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitrum waren es noch 284 Milliarden US-Dollar gewesen.
Resilienz ist Trumpf
„Das Tief im Neugeschäft kann die PE-Szene durchaus eine Zeit lang aushalten“, betont Bergmann. Immerhin verfüge sie mit 3,6 Billionen US-Dollar über mehr als doppelt so viel nicht-investiertes Kapital als noch vor sechs Jahren. „Dies verschafft der Branche Spielraum, Chancen in der Krise zu nutzen und gestärkt aus ihr hervorzugehen“, so die Branchenkennerin. Tatsächlich zeigen Analysen, dass PE-Fonds nach einem wirtschaftlichen Einbruch gerade mit Zukäufen überdurchschnittliche Renditen erzielen konnten.
Vor diesem Hintergrund zieht Bain-Partner Schmitz ein positives Fazit: „Über viele Jahre hinweg hat die PE-Szene in Krisenzeiten eine hohe Resilienz gezeigt. Zwar stehen die Fonds derzeit vor einigen Herausforderungen. Doch auf Sicht wird die Branche ihr Wachstum fortsetzen und ihren Investoren höhere Renditen als in anderen Assetklassen liefern.“
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