Die EZB hat ihre Inflations- und Wachstumsprognosen gesenkt.
Für 2025 wird die Inflation ohne Energie und Lebensmittel nun bei 2,2 Prozent erwartet, das Wachstum für dieses Jahr nur noch bei 0,9 Prozent. Die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt hoch, und die EZB dürfte vorsichtig bei weiteren Zinssenkungen agieren. Warum steigende Anleiherenditen die Wirtschaft und Inflation in diesem Jahr belasten werden und Wachstumsimpulse aus dem angekündigten Infrastrukturprogramm in Deutschland erst nach dem Sommer zu erwarten sind, erklärt Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, in seinem Kommentar.
Die EZB hat ihre Leitzinsen heute um 0,25 Prozentpunkte gesenkt – ein Schritt, den die Märkte bereits erwartet hatten. Während der Pressekonferenz betonte Christine Lagarde, dass der Rückgang am Anleihemarkt die Zinsabstände zwischen den Euro-Ländern nicht beeinflusst hat. Das dürfte die Stimmung an den Märkten kaum beeinflussen. Der jüngste Anstieg der Renditen von Euro-Anleihen wird die Wirtschaft und Inflation in diesem Jahr voraussichtlich stark belasten. Wir rechnen damit, dass das angekündigte Rüstungs- und Infrastrukturprogramm in Deutschland erst nach dem Sommer Wachstumsimpulse liefern. Ohne die noch unklaren Folgen des Handelskonflikts und angesichts der aktuellen Konjunkturschwäche in der Eurozone erwarten wir, dass die Inflation in diesem Jahr schneller zurückgeht.
Steigende Militärausgaben, gedämpfte Impulse für die Wirtschaft
Die Regierungen der Eurozone erwägen, ihre Militärausgaben auf 3 bis 3,5 Prozent des BIP anzuheben, was zusätzlichen staatlichen Ausgaben von 175 bis 250 Milliarden Euro entspricht. Die EU hat bereits angeboten, bestehende Darlehen von 150 Milliarden Euro zu verlängern, um einen Großteil dieser Kosten zu decken. Bislang fließt der größte Teil der Verteidigungsausgaben – mit Ausnahme Frankreichs – in US-Waffen. Es ist durchaus möglich, dass Europa in dem Bereich eigenständiger wird, aber die Verlagerung der Militärproduktion in die Eurozone wird Zeit brauchen.
Kurzfristig erwarten wir keine spürbaren Impulse für die Wirtschaft. Der geplante deutsche Infrastrukturfonds soll 50 Milliarden Euro pro Jahr umfassen, hat jedoch einen geringen wirtschaftlichen Multiplikator. Daher dürfte er das Wachstum erst ab 2026 beeinflussen. Gleichzeitig belasten steigende Realrenditen die Bauwirtschaft und Unternehmensinvestitionen. Die Unsicherheit über Zölle führt bereits dazu, dass viele Firmen ihre Investitionspläne verschieben. Wir gehen davon aus, dass die EZB aufgrund ihrer datenabhängigen Strategie zurückhaltend bleibt, wenn es darum geht, die Zinsen weiter zu senken. Angesichts attraktiver Renditen bevorzugen wir langfristige Laufzeiten und setzen auf Anleihen aus der Euro-Peripherie – etwa spanische Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit, die derzeit 4,18 Prozent bieten.
EZB senkt Prognosen: Geringeres Wachstum, schwächere Inflation
Die EZB hat ihre Inflationsprognose für 2025 ohne Energie und Lebensmittel auf durchschnittlich 2,2 Prozent gesenkt – 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember. Auch die Wachstumsprognose wurde nach unten korrigiert: Statt 1,1 Prozent erwartet die EZB für dieses Jahr nun nur noch 0,9 Prozent. Während der Pressekonferenz betonte Christine Lagarde die hohe Unsicherheit der wirtschaftlichen Entwicklung.
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