3.300, 3.400 oder 4.000 Dollar – aktuell passen mal wieder zahlreiche „Experten“ ihre Prognose für den Goldpreis nach oben an.

Wir von Ophirum ersparen uns den Blick in die Kristallkugel und verzichten auf konkrete Kursziele. Nur so viel: Trotz der jüngsten Rücksetzer spricht vieles für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends.

Aktuelle Markteinschätzung von Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group

Mit einem derart schnellen Anstieg des Goldpreises hatte trotz der zahlreichen optimistischen Goldpreisprognosen wohl kaum niemand gerechnet. Notierte Gold nach dem furiosen Preisanstieg in 2024 zum Jahreswechsel noch bei rund 2.388 Dollar für die Feinunze, erreichte der Goldpreis in nicht einmal vier Monaten bis Ende April bereits 28 neue Rekordstände – und ein neues Allzeithoch bei etwa 3.500 Dollar. Selbst recht zuversichtliche Analysten, die eine anhaltend hohe Goldnachfrage erwarteten, hatten einen Goldpreisanstieg in diesem Tempo nicht für möglich gehalten. Nun erhöhen viele dieser Analysten teilweise schon zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre längst überholten Goldpreisprognosen.

Konkrete Preisprognosen für Gold sind ein undankbares Geschäft – und ein überflüssiges dazu. Gerade die diesjährige Goldpreisentwicklung zeigt deutlich, wie schwankungsanfällig das Edelmetall ist. Insbesondere US-Präsident Donald Trump sorgt mit seiner erratischen Zollpolitik und seinen Attacken gegen den Präsidenten der US-Notenbank Jerome Powell für schnelle und heftige Stimmungswechsel am Kapitalmarkt – und damit auch für ein heftiges Auf und Ab beim Goldpreis. Nachdem beispielsweise Trumps öffentliche Kritik an Powell für eine Flucht aus dem Dollar und den jüngsten Rekordpreis bei Gold gesorgt hatten, führte Trumps Aussage, er habe nicht die Absicht den Notenbank-Chef abzusetzen, für eine sofortige Entspannung an der Börse. Und in der Folge gab der Goldpreis wieder auf 3300 Dollar nach.

Der Aufwärtstrend ist trotz Rücksetzern intakt

Die starken Schwankungen im Goldpreis – allen voran die jüngsten Kursverluste – ändern aber vorerst wohl wenig am langfristigen Aufwärtstrend, in dem sich Gold schon seit Beginn des Jahrzehnts befindet. Erst wenn der Goldpreis unter seine 200-Tage-Linie fällt, die derzeit bei etwa 2.730 Dollar verläuft, wäre dieser Trend ernsthaft in Gefahr.

Fakt ist: Es gibt nach wie vor einige gute Gründe für eine anhaltend hohe Goldnachfrage. Da wäre zum einen die unberechenbare Wirtschaftspolitik von Donald Trump. Seine massiven, nach kruden Berechnungsmethoden verhängten Zölle, die er je nach Stimmungslage weiter erhöht, pausiert oder teilweise wieder zurücknimmt, stellen das globale Handelssystem in Frage, verunsichern Investoren und befeuern die Inflation. Damit verhindert er auch Zinssenkungen der US-Notenbank, die die Konjunktur anschieben könnte. Und sein öffentlicher Unmut über US-Notenbankchef Powell sowie die rekordhohe und wachsende Staatsverschuldung der USA haben weltweit das Vertrauen in die Leitwährung US-Dollar beschädigt. Investoren meiden zunehmend US-Staatsanleihen und auf Dollar lautende Investments. Fonds und Vermögensverwalter tauschen bereits seit Monaten US-Wertpapiere zugunsten von europäischen Aktien und Anleihen sowie Gold, um ihr Dollar-Risiko zu senken. Sichere Häfen sind bei zahlreichen Anlegern derzeit gefragt wie lange nicht.

Raus aus dem Dollar

Ein weiterer gewichtiger Grund für einen steigenden Goldpreis ist die hohe Nachfrage der Notenbanken, insbesondere in China und anderen Schwellenländern. Bereits seit 2022 sind deren Goldkäufe rund doppelt so hoch wie im Jahrzehnt davor. Vor allem die People’s Bank of China sitzt auf riesigen Dollar-Reserven in Form von US-Staatsanleihen, die die politische Führung in Peking aktuell wohl lieber reduzieren möchte. Er kürzlich hat die chinesische Notenbank erneut bestätigt, dass sie ihre Goldreserven aufstockt.

Viele Notenbanken rund um den Globus verfahren ähnlich. Die Folge: Seit Trumps erster Amtszeit ab 2016 ist der Dollaranteil in den Devisenreserven der weltweiten Zentralbanken bereits von 65 auf 57 Prozent gesunken. 20 Prozent der gesamten weltweiten Goldnachfrage geht inzwischen auf das Konto von Zentralbanken. Und nicht allzu viel deutet derzeit darauf hin, dass diese Staaten ihre Strategie „Raus aus dem Dollar“ absehbar wieder ändern.

Kriege, Konflikte, Konjunktur und Staatschulden sprechen für Gold

Hinzu kommen weitere Unsicherheitsfaktoren für die Weltwirtschaft, etwa in der Ukraine, in Taiwan und dem Nahen Osten. Die Gefahr weiterer kriegerischer Konflikte und die Unzuverlässigkeit der bisherigen Schutzmacht USA treibt viele Staaten in die schuldenfinanzierte Hochrüstung – nicht nur, aber vor allem in Europa. Zusammen mit der Angst vor einer weltweiten Rezession und einer Währungskrise im US-Dollar besteht ein Umfeld, dass viele Anleger verunsichert. Zumal einiges dafür spricht, dass – zumindest solange Trump die Richtung in den USA vorgibt – die Nervosität an den Kapitalmärkten hoch bleibt.

Kurzum: Goldkäufer sollten auch weiterhin mit starken Schwankungen beim Goldpreis rechnen. Die damit einhergehenden Rücksetzer könnten sich für mittel- und langfristig orientierte Anleger dabei als gute Kaufgelegenheiten erweisen. Und neue Rekordstände sind hingegen immer ein guter Anlass, in den eigenen Schmuckschatullen und Schubladen zu kramen, ob sich nicht doch noch etwas Altgold darin befindet, um es zum Goldhändler zu bringen. So machen Anleger das Beste aus den kurzfristigen Schwankungen. Der langfristige Aufwärtstrend – immer wiederkehrende Kursdellen inklusive – dürfte jedoch noch eine ganze Weile anhalten. Wann, welches Allzeithoch auf dem Weg nach oben erreicht wird, spielt jedoch eine untergeordnete Rolle – zumindest für die Anleger, die Gold langfristig als Vermögensversicherung und Krisenwährung halten möchten.

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