Marktkommentar von Guy Wagner, BLI – Banque de Luxembourg Investments

  • In der Eurozone hat die Gesamtinflationsrate wieder das Zielniveau der EZB erreicht
  • US-Notenbank behält ihre Geldpolitik bei
  • Nervosität rund um US-Langfristzinsen bleibt hoch
  • Technologie, Kommunikationsdienste und Industrie verzeichnen beste Performance

Das Hin und Her in der Zollpolitik von Donald Trump hält ein Klima der allgemeinen Unsicherheit aufrecht, das die Sichtbarkeit für alle Wirtschaftsakteure verringert. Dennoch scheint die Weltkonjunktur trotz der zahllosen Kehrtwendungen der US-Regierung widerstandsfähig zu sein, da sich die Anzeichen einer Verlangsamung bislang in Grenzen halten, schreiben Guy Wagner und sein Team in ihrem jüngsten monatlichen Marktbericht „Highlights“.

„In den USA ist die leichte Verlangsamung der Ausgaben der privaten Haushalte im April auf frühere Käufe zurückzuführen, die vor der Einführung der Zölle getätigt wurden“, sagt Guy Wagner, Chief Investment Officer (CIO) von BLI – Banque de Luxembourg Investments. „Die Industrieproduktion scheint sich seit der Deeskalation der Handelsspannungen mit China sogar wieder zu beschleunigen, da die Unternehmen vor dem möglichen Ende der Ruhepause des Zollstreits am 8. Juli eifrig Lagerbestände aufbauen.“ In der Eurozone setzte die Wirtschaftstätigkeit ihr langsames, aber positives Wachstumstempo fort, wobei sich das verarbeitende Gewerbe seit Jahresbeginn robuster zeigte als der Dienstleistungssektor. In China profitieren der Inlandsverbrauch und die Industrieproduktion von den staatlichen Konjunkturmaßnahmen, während sich die Exporte seit der Senkung der US-Zölle erholen. In Japan sank das BIP im ersten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2024, da die externe Nachfrage zurückging und die inländische Geschäftstätigkeit stagnierte.

In der Eurozone hat die Gesamtinflationsrate wieder das Zielniveau der EZB erreicht

Die US-Zollpolitik hat bisher nicht zu einer Verschlechterung der Preisindikatoren in den USA geführt. So ging die Gesamtinflationsrate von 2,4 Prozent im März auf 2,3 Prozent im April zurück. In der Eurozone hat die Gesamtinflationsrate das Zielniveau der Europäischen Zentralbank wieder erreicht, indem sie von 2,2 Prozent im April auf 1,9 Prozent im Mai sank.

US-Notenbank behält ihre Geldpolitik bei

Wie erwartet änderte die US-Notenbank auf ihrer Sitzung im Mai ihre Geldpolitik nicht. Der Vorsitzende Jerome Powell bekräftigte die abwartende Haltung der Währungsbehörden, um beobachten zu können, welches der beiden Ziele – Vollbeschäftigung oder eine Inflationsrate von zwei Prozent – sich aufgrund der Tarifpolitik der neuen Regierung als stärker gefährdet erweisen wird. In der Eurozone erscheint eine zusätzliche Senkung des Einlagensatzes der Europäischen Zentralbank Anfang Juni um 25 Basispunkte auf zwei Prozent höchst wahrscheinlich.

Nervosität rund um US-Langfristzinsen bleibt hoch

„Die Nervosität rund um die US-Langfristzinsen bleibt hoch, da die Anleger weiterhin daran zweifeln, ob die US-Staatsanleihen nach der Änderung der Handelspolitik der Trump-Regierung und der ausbleibenden Verbesserung des Haushaltsdefizits die Rolle des ultimativen sicheren Hafens beibehalten können“, meint der luxemburgische Ökonom. Im Mai stieg die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe, während die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihe sogar die Fünf-Prozent-Marke erreichte und damit wieder auf die höheren Niveaus von vor der großen Finanzkrise 2008 zurückkehrte. In der Eurozone bewegten sich die Anleiherenditen hingegen kaum.

Technologie, Kommunikationsdienste und Industrie verzeichnen beste Performance

Im Mai erholten sich die Aktienmärkte deutlich, so dass die meisten Aktienindizes sogar höhere Niveaus als jene vor dem „Liberation Day“ am 2. April erreichten. Die Erholung im Laufe des Monats wurde hauptsächlich durch die Senkung der US-Zölle auf chinesische Importe von 145 Prozent auf 30 Prozent ausgelöst, wodurch eine Situation beendet wurde, die de facto einem Embargo für chinesische Waren entsprach. Guy Wagner: „Generell betrachtet beruhigt Donald Trumps Strategie, Zölle anzukündigen, um sie einige Tage später auszusetzen, die Anleger, dass der sogenannte „Trump-Put“ an den Finanzmärkten weiterhin Bestand haben wird.“ So legte der MSCI All Country World Net Total Return Index im Monatsverlauf deutlich zu. Auf regionaler Ebene stiegen der S&P 500 in den USA, der Stoxx Europe 600, der Topix in Japan und der MSCI Emerging Markets Index. „Auf Sektorenebene verzeichneten Technologie, Kommunikationsdienste und Industrie die beste Performance, während sich Basiskonsumgüter, Immobilien und Gesundheit am ungünstigsten entwickelten.“

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