Von Lars Widany, Vorstandsvorsitzender der CHARTA Börse für Versicherungen AG, Düsseldorf

Ein von der Aufsicht verordneter Provisionsdeckel geistert durch die Medien. Warum auch als Behörde die gesetzgeberische und demokratisch legitimierte Gestaltung abwarten? Selbst ist der Mann. Und der handelt natürlich, wenn andere zögern.

Von 2,5 % ist zu lesen und weiteren 1,5 % im Ausnahmefall als Gesamtvergütung, also der Summe aller Vergütungen während der Vertragslaufzeit. Die zusätzlichen 1,5 % werden an Qualitätskriterien geknüpft, die der Vermittler zu erfüllen hat. Die BaFin meint sie zu kennen, und identifiziert hierfür die Storno­ und Beschwerdequote als Messlatte.

Die Stornoquote kann natürlich ein sinnvolles Indiz sein, solange abschlussnahe Zeiträume betrachtet werden. Beschwerdestatistiken sind vielfältig interpretierbar, ein Blick hinein lohnt allemal. Der Bericht des Ombudsmanns weist für 2016 insgesamt 14659 zulässige Beschwerden über Versicherer aus. Davon entfielen auf die Lebensversicherung 3707. Über Vermittler gab es im gleichen Zeitraum 344 Beschwerden, wobei nur 137 zulässig waren. Bei über 200000 registrierten Vermittlern mit Millionen von Beratungen ein Wert, der Respekt abnötigt. Das Gesamtbild lässt irgendwie an Böcke und Gärtner denken.

Während man über Kriterien und deren Bewertung geteilter Meinung sein kann, findet ein entscheidender Aspekt bei der BaFin­Initiative scheinbar keine Berücksichtigung: Die wirtschaftliche Tragfähigkeit für den Vermittler.

Eine zu geringe Vergütung macht die Vermittlung zu einem Zuschussgeschäft und nimmt dem Berater jede Chance auf einen angemessenen Ertrag.

Die Konsequenz ist absehbar und bereits auf heutigem Vergütungsniveau in zahlreichen Maklerhäusern gelebte Praxis. Man zieht sich aus diesem Segment insgesamt oder, was jenseits der Interessen der Versicherungswirtschaft noch weitgehend harmlos wäre, auf andere Produktangebote zurück. Die Folgen sind weitreichend für unsere Branche und für die Vorsorge unserer Bevölkerung.

Absicherung ist eine Investition, die es typischerweise ohne Beratung nicht oder nur selten gibt. Das Vorsorgeniveau sinkt also und wer an digitale Kompensation denkt, ist seiner Zeit und dem Verbraucher zu weit voraus.

Ein Spiel mit dem Feuer, das die BaFin hier treibt. Die Zeche bezahlt der Vermittler, die Konsequenzen indes gehen viel weiter. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Politik oder auch die Versicherungswirtschaft selbst hier mit Weitblick und Besonnenheit handelt.

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