US-Anleihen: Lohnenswerte Alternative bei niedrigen Zinsen im Euroraum

 

Viele Fixed-Income-Investoren in Deutschland und Europa sind aufgrund interner oder externer Vorgaben verpflichtet, ausschließlich in auf Euro lautende Papiere zu investieren. Diese Einschränkung habe sich in den vergangenen Jahren aufgrund der Geldpolitik als großer Wettbewerbsnachteil erwiesen, dem sich nur schwer entkommen lasse, so die Experten von Metzler Capital Markets. Dabei lohne gerade aktuell der Blick über den großen Teich: Das absolute Renditeniveau sowie die Realrenditen US-amerikanischer Staats- und Unternehmensanleihen böten große Vorteile und damit eine Chance für Anleger. Die Metzler-Experten erwarten zudem, dass die amerikanischen Renditen mittel- bis langfristig eher wieder den Rückwärtsgang einlegen. Das sei ein weiterer Pluspunkt für Dollar-Anlagen – wenn die Währungsseite nicht wäre. Engagements in den Greenback würden immer das Risiko bergen, dass Währungsverluste die Gewinne der erworbenen Anleihen aufzehren und die Investition ins Minus ziehen. Hier schaffe ein Currency-Overlay Abhilfe, also eine aktive Währungsmanagementstrategie.

Momentan sind es vor allem drei Aspekte, die den positiven Blick der Metzler-Experten auf US-Bonds stützen: die US-amerikanische Politik, die Konjunktur in den USA und die Geldpolitik der US-Notenbank Fed.

Das politische Umfeld sei geprägt durch Präsident Trump und seine unberechenbaren Handlungen. Neben kleineren innen- und außenpolitischen Scharmützeln sei es aktuell vor allem der schwelende Handelskonflikt mit China, der Kopfschütteln verursache. „America first“ scheine daher noch nicht zu fruchten, die Haltung gegenüber US-Dollar-Anlagen sei eher vorsichtig.

Die US-Wirtschaft laufe vordergründig nach wie vor auf Hochtouren und dürfte 2018 die Wachstumsprognosen der meisten Wirtschaftsanalysten übertreffen. Dennoch trübe sich der Himmel auch über Amerika ein, so Sebastian Sachs, Renten- und Devisenstratege bei Metzler Capital Markets. Die Wirtschaft befinde sich bereits in einer sehr spätzyklischen Phase. Und während der Arbeitsmarkt nahezu Monat für Monat Erfolge melde, deuteten sich beispielsweise am Immobilienmarkt erste Schwächen an. Das Verbrauchervertrauen nähere sich zwar einem Rekordhoch; allerdings beunruhige bei Betrachtung historischer Zeitreihen, dass die US-Konjunktur nur wenige Monate nach einem Hoch regelmäßig in eine rezessive Phase münde –  ein weiteres Warnzeichen. Zudem gelte für die USA nach wie vor, dass die Diskrepanz zwischen den „weichen“ Wirtschaftsdaten, beispielsweise die Stimmung der Marktteilnehmer, und „harten“ Wirtschaftsdaten, etwa aus dem Immobilienmarkt, der Industrie und dem Einzelhandel, groß sei.

Schließlich ließen sich aus den ersten beiden Aspekten – der US-amerikanischen Politik und der US-Wirtschaft – Schlüsse für die künftige Geldpolitik der US-Notenbank Fed ableiten. Zwar erwarte der Offenmarktausschuss einen weiteren Zinsschritt noch in diesem Jahr und drei Zinsschritte für 2019, doch würden diese Erwartungen von den Marktakteuren mehr und mehr hinterfragt. Auch Sebastian Sachs sieht diese Prognosen als zu hoch an. Vielmehr erwartet er einen geldpolitischen Pfad, der länger laufende US-Treasuries bis ins kommende Jahr hinein eher unterstützt als belastet.

Bewusster Umgang mit Währungsrisiken

Das Jahr 2017 habe eindrucksvoll gezeigt, wie eigenwillig Entwicklungen am Devisenmarkt sein können, so Özgür Atasever, Leiter des Teams Currency Management bei Metzler Capital Markets. Der Kursverlauf des Euro gegen den US-Dollar habe im vergangenen Jahr nahezu nur eine Richtung gekannt: vor allem kräftig nach oben – zumindest bis Mitte September. Dabei hätten nicht wenige Strategen deutliche Währungsverluste vorhergesagt. Die Währungsrisiken für Investitionen im US-Dollar-Raum seien offenkundig: „Im Extremfall kann die Währungsentwicklung die Gewinne aus dem Basisinvestment sogar in Verluste umkehren“, so Atasever.

Das klassische Vorgehen, Risiken aus Währungsschwankungen zu vermeiden, sei die Währungssicherung: Mit Devisentermingeschäften werde die Währung auf Termin verkauft und damit eine Kursveränderung der Währung in den zugrunde liegenden Assets ausgeglichen. Dafür fielen Sicherungskosten an, die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen seien. Sie schmälerten die Erträge empfindlich und könnten Zinsvorteile außereuropäischer Anlagen sogar gänzlich zunichte machen. Wolle der Anleger trotz hoher Sicherungskosten das Wechselkursrisiko absichern, müsse er ein zusätzliches Risiko schultern: das Cashflow-Risiko. Denn während aus dem Sicherungsgeschäft bei einem Wertverlust der Währung ein positiver Cashflow anfalle, müsse bei einem festen US-Dollar unterjährig eine Zahlung geleistet werden. Würde sich die Währung besonders stark entwickeln, könne dieser Betrag beträchtlich sein.

Neben dem Verzicht auf eine Sicherung oder einer vollständigen Währungssicherung gebe es einen dritten Weg, um das Dilemma aus Wechselkursrisiko, Cashflow-Risiko und Sicherungskosten aufzulösen, so Atasever, nämlich eine dynamische Sicherungsstrategie. Denn Währungen verliefen in Trends. Eine Währung, die in einer bestimmten Vorperiode gestiegen sei, neige dazu, weiter zu steigen. Momentum-Strategien würden daher am Währungsmarkt seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt. Ein systematisches, computergestütztes Vorgehen zur Muster- und Trenderkennung am Devisenmarkt ermögliche es, eine dynamische Sicherungsstrategie umzusetzen, die bei steigendem Wert der Fremdwährung Sicherungen auflöse, um an der Währungsaufwertung zu partizipieren. Bei sinkenden Fremdwährungskursen würden die Sicherungen konsequent erhöht, um möglichst wenig Performance abzugeben. „Die Dynamisierung der Hedgequote kann somit einerseits dazu beitragen, die Performance- und Cashflow-Risiken überschaubar zu halten und andererseits die Sicherungskosten erheblich zu reduzieren“, so Atasever.

Fazit: Anlagen in US-Anleihen nur mit entsprechender Absicherungsstrategie

Vor dem Hintergrund rekordhoher Absicherungskosten, gepaart mit hohen Währungsrisiken aus ungesicherten Fremdwährungsanlagen, erscheinen Investitionen im US-Dollar-Raum nur mit einer dynamischen Strategie zur Währungssicherung als interessanter Weg. Neben verbesserter Planbarkeit der Risiken und Kosten böte das asymmetrische Ertrags-Risiko-Profil einer aktiven Sicherungsstrategie im heutigen Umfeld niedriger Renditeerwartungen eine willkommene Chance auf risikoadjustierte Zusatzerträge.

 

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