Nachlassendes Wirtschaftswachstum, hohe Aktienbewertungen und negativ verzinsliche Anleihen machen es aktuell schwer, auch nur irgendeine große Assetklasse positiv einzuschätzen.

 

Entsprechend pessimistisch bewertet Neuberger Berman die Marktlage: „Der Konjunkturzyklus geht in seine Endphase, die Entwicklungen und Zahlen der letzten Wochen mahnen Investoren zur Vorsicht“, sagt Erik Knutzen, Chief Investment Officer Multi-Asset Class beim US-amerikanischen Vermögensverwalter.

In seinem vierteljährlich erscheinenden Marktausblick prognostiziert Neuberger Berman jetzt für das vierte Quartal ein „Zweiklassenwachstum“: Die USA wachsen wieder stärker, Europa, Japan und Teile der Emerging Markets befinden sich jedoch in einem starken Abschwung. Selbst bei einer unerwartet starken Konjunktur dürften viele politische und geopolitische Risiken in den nächsten Monaten für Marktvolatilität sorgen.

Mehr dazu lesen Sie im nachfolgenden Kommentar von Erik Knutzen sowie im Outlook des Asset Allocation Committees von Neuberger Berman, das wir Ihnen unten zum Download zur Verfügung stellen:

Herausforderungen in Sicht

  • Konjunkturzyklus geht in seine Endphase: Entwicklungen und Zahlen der letzten Wochen mahnen zur Vorsicht
  • „Zweiklassenwachstum“: USA wachsen wieder stärker als andere Nationen. Industrien in Europa, Japan und Teilen der Emerging Markets befindet sich in einem starken Abschwung
  • Anleger fürchten auch eine technische Rezession in Deutschland
  • Trotz Optimismus für USA: Neuberger Berman ist für Aktien weltweit pessimistisch. Nachlassendes Wirtschaftswachstum, hohe Aktienbewertungen und negativ verzinsliche Anleihen machen es schwer, auch nur irgendeine große Assetklasse positiv einzuschätzen
  • Chancen für günstig bewertete Marktsegmente wie amerikanische Small Caps, höherwertige High-Yield-Anleihen sowie inflationsindexierte Papiere

Diese Woche erscheint der Quartalsausblick unseres Asset-Allocation-Ausschusses. Der wichtigste Punkt: Wir erwarten eine Rückkehr des „Zweiklassenwachstums“.

Das letzte Mal haben wir Mitte 2018 davon gesprochen, als das Wachstum in den USA dank Steuersenkungen und zusätzlicher Staatsausgaben höher war als in den übrigen Ländern. Auch jetzt glauben wir, dass die USA stärker wachsen als andere Industrienationen. Diesmal erwarten wir, dass sich das US-Wachstum zwar nur auf niedrige zwei Prozent einpendelt, aber doch stark von der Entwicklung Europas, Japans und Teilen der Emerging Markets abweicht. Dort befindet sich die Industrie in einem starken Abschwung.

Stabile US-Wirtschaft

Seit sich unser Ausschuss Ende September traf, haben die Konjunkturdaten diese Sicht bestätigt. Dem Markit-Einkaufsmanagerindex (PMI) zufolge ist das verarbeitende Gewerbe im Euroraum im September stark geschrumpft, ähnlich wie in den schwierigen Jahren 2011 und 2012. Damals wurden so viele Stellen gestrichen wie seit sechs Jahren nicht mehr.

Eine Woche später erfuhren wir, dass die Auftragseingänge der deutschen Industrie im August erneut gefallen sind. Seit dann noch bekannt wurde, dass das deutsche BIP im zweiten Quartal geschrumpft ist, fürchten viele eine technische Rezession im Herzen Europas. Die USA scheinen hingegen wesentlich besser dazustehen. Aber auch hier ist das Bild keineswegs rosig.

Der ISM-Einkaufsmanagerindex für die amerikanische Industrie war im September schockierend schwach. Unter den Umfrageteilnehmern finden sich aber überdurchschnittlich viele internationale Großunternehmen. Der eher binnenorientierte Markit-PMI für die US-Industrie hat sich unterdessen deutlich von seinem Zehnjahrestief im August erholt. Der uneinheitliche Arbeitsmarktbericht einige Tage später schien sogar das „Goldilocks“-Szenario zu bestätigen – die Aussicht auf ein zwar unspektakuläres, aber doch stetiges Wachstum in nächster Zeit. Alles in allem sieht es nach einer recht stabilen US-Konjunktur aus, während der Abschwung in den übrigen Ländern an Fahrt gewinnt.

Mehr Volatilität

Das Asset Allocation Committee hat seine Einschätzung der Konjunktur in den USA und den übrigen Ländern entsprechend aktualisiert. Bei allem relativen Optimismus für die USA sollte man aber nicht übersehen, dass wir für Aktien weltweit pessimistisch sind. Vor Ende 2020 rechnen wir zwar nicht mit einer Rezession, weder in den USA noch weltweit. Nachlassendes Wirtschaftswachstum, eher hohe Aktienbewertungen und negativ verzinsliche Anleihen im Wert von etwa 15 Billionen US-Dollar machen es aber nicht leicht, auch nur irgendeine große Assetklasse positiv einzuschätzen.

Aus fundamentaler Sicht können die Aktienkurse nur dann steigen, wenn entweder die Bewertungen deutlich zulegen oder steigendes Weltwirtschaftswachstum zu höheren Unternehmensgewinnen führt. Für die bevorstehende Berichtssaison erwarten wir aber eher niedrigere Gewinne als vor einem Jahr und nur einen leichten Anstieg seit Jahresbeginn. Für das nächste Jahr sind nur wenige Beobachter optimistischer.

Selbst bei einer unerwartet starken Konjunktur dürften viele politische und geopolitische Risiken in den nächsten Monaten für Marktvolatilität sorgen. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China dürfte noch mehr Unsicherheit bringen. Wir alle bereiten uns auf ein unruhiges Wahljahr in den USA vor, zumal gerade ein Impeachment geprüft wird. An diesem Wochenende stehen neue wichtige Entscheidungen zum Brexit an, einmal mehr spitzt sich die Lage im Nahen Osten zu, und die Diskussionen über die Notenbankpolitik werden immer politischer.

Verlustrisiken dominieren

Angesichts all dessen kann das Asset Allocation Committee – erstmals in diesem Aufschwung – Geldmarktpositionen etwas abgewinnen, da es internationale Aktien und Anleihen jetzt negativer einschätzt. Positiv sieht es lediglich einige kleinere, günstig bewertete Marktsegmente wie amerikanische Small Caps, höherwertige High-Yield-Anleihen und Loans sowie inflationsindexierte Papiere.

Ansonsten setzt der Ausschuss auf abgesicherte und unkorrelierte Strategien, die ohne hohe Aktien- und Zinsrisiken auskommen – und auf Private Equity, dessen eher hohe Bewertungen durch operative Fortschritte der Unternehmen ausgeglichen werden können.

Der Konjunkturzyklus geht in seine Endphase, und die Risiken nehmen zu. Wir meinen, dass dies Investoren zur Vorsicht mahnen sollte.

 

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