David Riley, Partner, Leiter Anleihen-Strategie, BlueBay:

 

Der Rückgang des globalen Wirtschaftswachstums befindet sich nahe einer Trendwende, so dass die Rezessionsängste nachlassen dürften. Die besseren Finanzierungsbedingungen, die letztlich nicht so drastischen Folgen des chinesisch-amerikanischen Handelskonflikts und die durch die Kredit- und die Geldpolitik gestützte Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft dürften dem globalen Wirtschaftswachstum 2020 Auftrieb verleihen. Mehrere große Volkswirtschaften der Schwellenländer arbeiten sich aus einer Rezession heraus. In Europa hat die Verlangsamung der Konjunktur, durch den Rückgang im verarbeitenden Gewerbe und im Automobilsektor ausgelöst, ihre Talsohle erreicht. In den USA stützen der Anstieg der Beschäftigung und der Einkommen der privaten Haushalte das anhaltende Trendwachstum.

Im Gegensatz zur Erholung vom Konjunkturabschwung 2015 und 2016 erwarten wir allerdings eine verhaltene Erholung, wobei Abwärtsrisiken das Bild prägen. Die „Phase Eins“ des Handelsabkommens zwischen den USA und China ist noch nicht in trockenen Tüchern. Ferner ist eine erneute Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und der EU nicht auszuschließen, so dass die politische Unsicherheit nach wie vor hoch ist. Die Weltwirtschaft ist aufgrund des niedrigen Wachstums und der hohen Verschuldung anfällig für negative Schocks.

Politische Unsicherheit, soziale Unruhen und Umweltrisiken werden eine stärkere Streuung und ein höheres spezifisches Risiko zur Folge haben, die man unserer Ansicht nach durch eine Bottom-up-Auswahl der Unternehmensanleihen sowie die Berücksichtigung und Überwachung der ESG-Risiken in den Portfolios der Investoren am besten steuern kann. Die zunehmenden sozialen Unruhen in Industrie- und Schwellenländern, technologische Disruption, Nationalismus statt Globalisierung und die Forderung der Investoren nach einem positiven Beitrag ihrer Anlagen zur Bekämpfung des Klimawandels werden die Leitthemen für 2020 und die Folgejahre sein.

Die Zentralbanken werden angesichts des verhaltenen Wachstums und der niedrigen Inflation an ihrem Status quo festhalten. Dennoch dürfte das Wachstum hoch genug sein, um die Ausfallquoten auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. Dies würde ein Umfeld erzeugen, in  dem  Unternehmensanleihen relativ attraktive risikoadjustierte Renditen erzielen. Angesichts der vor allem in Europa extrem niedrigen Renditen der wichtigsten Staatsanleihen haben Unternehmensanleihen der Investment Grade-Kategorie Staatsanleihen als „quasi Sicherer Hafen“-Anlagen den Rang abgelaufen. Da die Streuung und das spezifische Risiko zunehmen, ist die Bottom-up-Auswahl im Leveraged Credit-Segment noch wichtiger.

Falls die Politik nicht entschlossen reagiert, werden die Anleger im Dauerzustand einer extrem lockeren Geldpolitik mit anhaltend niedrigem bis schwachem Wachstum gefangen sein. Die Fehlentwicklungen infolge der schier unendlichen Zentralbankliquidität und der extrem niedrigen Zinsen sind indes eine wachsende Bedrohung für das Finanzsystem. So werden die Ressourcen von einer wachsenden Zahl von „Zombie“-Unternehmen abgeschöpft, die  nur dank günstiger Finanzierung überhaupt überleben können und das tiefer gehende Problem des niedrigen Wachstums weiter verschlimmern.

Dreht der Wachstumstrend nach oben, wird dies eine Verringerung der Risikoaufschläge (Spreads) und eine teilweise Aufholjagd für Vermögenswerte und Sektoren auslösen, die im letzten Jahr in Rückstand geraten sind. Aufgrund des geldpolitischen Status quo der Zentralbanken werden die Renditekurven ein „Bear Steepening“ verzeichnen. Konjunkturreagible zyklische Vermögenswerte und Unternehmensanleihen mit niedrigem Rating dürften eine Überperformance erzielen. Die Verbesserung der Wachstumsaussichten außerhalb der USA wird Schwellenländerwerten Auftrieb verleihen – vor allem den lokalen Währungen und Anleihen.

 

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