Die wichtigsten Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche rund 12 Prozent verloren. Auf institutionelle wie private Portfolios schlugen diese Verluste je nach Risikoneigung oder Absicherung mehr oder weniger stark durch.

 

„Tatsächlich lohnt es sich immer noch, eine Absicherungsstrategie zu nutzen, um weitere Verluste zu verringern“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH. „Denn was viele vergessen: Noch immer liegen die Kurse im S&P 500 höher als im gesamten Jahr 2018.“

Wer die aktuelle Marktentwicklung im längerfristigen Kontext betrachtet und sich statt auf Emotionen auf reine Zahlen und Fakten konzentriert stellt fest, dass eigentlich gar nicht viel passiert ist. Natürlich beeinflussen uns jüngere Ereignisse stärker als weiter zurückliegende und Verluste schmerzen mehr, als Gewinne Freude bereiten. „Doch angesichts der jüngsten Zahlen muss man sagen, dass die Situation noch nicht dramatisch ist“, sagt Mlinaric. Noch immer steht der S&P 500 höher als am höchsten Tag 2018. Über die vergangenen zwölf Monate gerechnet liegt der S&P noch 5,4 Prozent im Plus. „Dazu kommt, dass die Bewertung, etwa am Beispiel des Shiller PE für US-Aktien, zwar von 31,1 Ende Januar auf jetzt 28 gefallen ist“, sagt Mlinaric. „Trotzdem liegt sie immer noch weit über ihrem langjährigen Mittelwert von rund 17.“ Seit Ende des zweiten Weltkriegs liegt dieses KGV im Mittel etwas höher bei 19. Mit anderen Worten: Würde der S&P 500 in einen Bereich von 1.800 bis 2.000 Punkten fallen, wäre er im historischen Maßstab immer noch fair bewertet.

Ähnliches gilt für den Dax: Über die vergangenen zwölf Monate gerechnet liegt der DAX noch 2,6 Prozent im Plus und steht damit auf dem Niveau von Ende Januar 2019. Dieser Stand markierte das Ende einer der stärksten Erholungsrallys, die bis dahin zu beobachten waren. „Die Botschaft ist: Eigentlich ist noch gar nicht so viel passiert“, sagt Mlinaric. Das aber kann durchaus noch kommen, denn die Bewertungen sind im historischen Vergleich immer noch sehr hoch, die Weltkonjunktur schwächelte bereits vor der Covid-19-Krise und diese wird ihre eigentlichen Folgen erst in den kommenden Wochen offenbaren. Während die wichtigsten Zinsmärkte bereits im Krisenmodus sind, haben die Aktienmärkte eine mögliche Rezession noch nicht eingepreist.

„Die realwirtschaftlichen Folgen des Virus-Ausbruchs sind weltweit zu spüren“, sagt Mlinaric. „Anders als von manchen Analysten erwartet, wird es lange dauern, bis die negativen Folgen für die Wachstumserwartungen kompensiert sind.“ Derzeit läuft die Weltwirtschaft in eine Rezession, ausgelöst durch die anhaltenden Produktionsstopps in China, die empfindliche Störung von globalen Lieferketten und weitreichende Reisebeschränkungen. „Mit der fortschreitenden Ausbreitung des Virus in anderen Ländern, vor allem in der EU, in Japan und im Iran, werden auch hier drastische Schutzmaßnahmen diskutiert werden und den Druck auf die Weltwirtschaft erhöhen“, so Mlinaric.

Ein reagibles Risikomanagement hat bereits jetzt zumindest einen Teil der Verluste aufgefangen. „Gerade für institutionelle Anleger mit regelmäßigen Zahlungsverpflichtungen ist es entscheidend, dass die Handlungsfähigkeit gewahrt bleibt“, sagt Mlinaric. Niemand könne mit Sicherheit sagen, wie sich die Märkte weiter entwickeln werden. „Wir sehen drei Szenarien: Eine schnelle V-förmige Erholung, ein wegen der zu erwartenden Rezession längerdauerndes Seitwärtsschieben oder eine Bullenfalle, die in einen weiteren Absturz mündet“, so Mlinaric. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für eine schnelle und vollständige Erholung der Weltwirtschaft am geringsten. Hiervon unabhängig dürfte die Reaktion der Aktienmärkte kurzfristig durch die zeitnahen Reaktionen der Notenbanken getrieben werden. Die Wahrscheinlichkeit für einen deutlichen Zinsschnitt der Fed ist in der vergangenen Woche deutlich angestiegen.

„Die Absicherung von Portfolios ist wie eine Versicherung: Wenn nichts passiert, ärgert man sich über den Aufwand. Passiert aber etwas, ist man mehr als froh, die wirtschaftlichen Folgen abschwächen zu können“, sagt Mlinaric.

 

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