Global-Macro-Strategien: Spezialisierte Manager nutzen Volatilität mit Zins- und Währungsderivaten aus

 

Das Corona-Virus stellt nicht nur die weltweiten Gesundheitssysteme, sondern auch die Finanzmärkte auf eine harte Probe: Der Ölpreis stürzte ein, der DAX fiel auf unter 9.000 Punkte und der Dow Jones erlebte im März mit minus 17 Prozent seinen größten Wochenverlust seit 2008. Zwar hat bereits eine Erholung eingesetzt, für eine endgültige Entwarnung ist es allerdings noch zu früh.

Für Hedgefonds und ihr vielfältiges Spektrum an Anlageinstrumenten ist die aktuelle Krise Risiko und Chance zugleich. Vincent Weber, Spezialist für Alternative-Strategien und CEO des Hedgefonds Advisors Resonanz Capital, kommentiert, welche Strategien nun verstärkt zum Einsatz kommen.

„Auch Hedgefonds wurden bei Aktien-Positionen auf dem falschen Fuß erwischt“

Im Bereich Global-Macro-Strategien, die auf gesamtwirtschaftliche Entwicklungen verschiedener Märkte und Branchen setzen, konnten vor allem Manager, die sich auf den Handel mit Staatsanleihen und Währungen spezialisiert haben, die Tumulte für sich nutzen. Sie bilden anhand von Zins- und Währungsderivaten Zahlungsprofile ab, die von einem Anstieg der Volatilität profitieren. „In ruhigen Jahren hat diese Strategie eher underperformt und stand deswegen in der Gunst der Investoren nicht allzu weit oben. Im aktuellen volatilen Umfeld erlebt sie jedoch ein Comeback“, sagt Weber.

Bei Managed Futures und Trendfolge-Strategien, die auf quantitativen Handelsansätzen mit börsengehandelten, liquiden Derivaten basieren, beobachtet Resonanz Capital für den laufenden Monat eine flache Performance. „In Anbetracht der stark gefallenen Aktienmärkte könnte man denken, dass Short-Positionen in Aktien-Indizes zu den Gewinntreibern gehören. Allerdings ist das Gegenteil der Fall“, so Weber. „Wie fast alle anderen Investoren wurden Hedgefonds bei Aktien-Positionen auf dem falschen Fuß erwischt. Diese Verluste konnten sie jedoch aufgrund einer breiten Portfolio-Diversifikation wieder ausgleichen. Performance liefern vor allem Short-Positionen in Energie-Märkten sowie Long-Positionen im US-Dollar. Diese Positionen haben die verantwortlichen Manager bereits vor der Krise basierend auf bestehenden Trends aufgebaut.“

Kreditmarkt: Hedgefonds nutzen Ausverkäufe und setzen auf Distressed-Debt-Strategien

Auf dem Kreditmarkt kam es in den letzten Wochen zu einem breiten Ausverkauf über alle Ratingstufen hinweg, denn durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie steigt das Risiko von Zahlungsausfällen und Insolvenzen. Viele Hedgefonds nutzten diese Gelegenheit, um günstig Anleihen von Unternehmen mit hoher Bonität zu erwerben.

Am stärksten vom Ausverkauf betroffen ist das bonitätsschwächere High-Yield-Segment. Das Ausmaß der Korrektur liegt jedoch noch unterhalb der Werte von 2008: Der Preis für Kreditabsicherungen (Credit Default Swap Index) verteuerte sich lediglich von rund 2 Prozent auf 8 Prozent per anno, während im vierten Quartal 2008 über 18 Prozent verzeichnet wurden. „Der endgültige wirtschaftliche Schaden ist für die meisten Unternehmen allerdings noch nicht absehbar“, so Weber. „Letztlich hängen die Folgen davon ab, wie lange die einzelnen Shut-Downs in den verschiedenen Ländern anhalten und wie genau etwaige Staatshilfen ausgestaltet sein werden.”

Daran hängen auch die Bonitäten einzelner Unternehmen. Die Lufthansa zum Beispiel wurde bereits von Moody’s auf Ba1 herabgestuft und gilt somit nicht mehr als Investment Grade. Wenn die Maschinen aufgrund der Krise weiterhin am Boden bleiben und keine Staatshilfe greift, könnte es schnell zu Liquiditätsengpässen kommen.

„Wir beobachten, dass sich zurzeit viele Distressed-Debt-Fonds in Position bringen, um die erwarteten Umwälzungen im Corporate-Credit-Bereich auszunutzen“, sagt Weber. Denn viele traditionelle Investmentfonds stoßen Anleihen ab, sobald sie signifikant herabgestuft werden oder Zahlungen ausfallen. Weber weiter: „Nicht nur Downgrades, auch Schuldenumstrukturierungen oder Insolvenzen sind beliebte Einstiegsgelegenheiten. Solche Ereignisse treten erfahrungsgemäß nach der ersten Schockwelle um einige Monate verzögert auf, ein gutes Beispiel dafür ist die Griechenlandkrise 2010, die indirekt durch die Wirtschaftskrise 2008 ausgelöst wurde.“

Diese unterschiedlichen Strategien zeigen, dass es viele Ansätze gibt, mit denen Hedgefonds auf die Krise reagieren. Daher rät Weber: „Investoren, die ihr Portfolio mit alternativen Investmentstrategien diversifizieren möchten, sollten sich nicht zu sehr auf die Gewinner der letzten Wochen fokussieren, sondern diszipliniert auf ein breit diversifiziertes Portfolio von Hedgefonds setzen. Denn die risikoreduzierenden Eigenschaften der Diversifikation sind im Zeitablauf viel stabiler als die kurzfristige Outperformance eines bestimmten Fonds.“

 

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