Der Ausbruch des Coronavirus trifft eine globalisierte Wirtschaft, die gerade dabei war sich zu erholen.

 

Zudem hat das Virus offengelegt, dass wir weltweit unzureichend darauf vorbereitet sind, eine Gesundheitskrise dieses Ausmaßes zu bewältigen – auch wenn es Unterschiede zwischen den Ländern bei der Viruseindämmung gibt. Die Folgen der Krise werden auf jeden Fall schwerwiegend sein, sagt Jean-Marie Mercadal, Chef-Anlagestratege bei OFI Asset Management:

„Die ersten Schätzungen zum Konjunktureinbruch in China sind massiv und waren bis vor zwei Monaten unvorstellbar. China, das als erstes Land vom Virus betroffen war, befindet sich in einer Rezession mit einem geschätzten BIP-Rückgang von fast 6% im ersten Quartal. In der Eurozone gibt es noch keine wirklich verlässliche Schätzung, weil es noch zu früh ist, aber ein Rückgang des BIP im zweiten Quartal um etwa 15% auf Jahresbasis scheint Konsens zu sein. Für Deutschland wird für dieses Jahr ein Rückgang des BIP um bis zu 5,4 % geschätzt. In den Vereinigten Staaten sind die Schätzungen unterschiedlich. JP Morgan und Goldman Sachs erwarten einen Rückgang um 14% bzw. 24% im zweiten Quartal auf Jahresbasis.

Kettenreaktion nach Konjunktureinbruch

Das Problem ist, dass diese plötzliche Kontraktion der Wirtschaft wahrscheinlich eine Kettenreaktion auslösen wird, was leicht vorstellbar und beunruhigend zugleich ist: Der Stopp bzw. das Herunterfahren der meisten Tätigkeiten des Wirtschaftslebens aufgrund der allgemeinen Eindämmung des Virus wird unweigerlich zu Konkursen führen. Dies könnte durch die hohe Anzahl der Ausfälle wiederum zu einer Bankenkrise und damit zu einem Stopp der Kreditvergabe an die Wirtschaft führen.

Vor diesem Hintergrund ist eine einschneidende Reaktion der Zentralbanken und Regierungen geboten. Einige konkrete positive Maßnahmen – von Zinssenkungen über die Stützung der Anleihemärkte bis hin zu den staatlichen Hilfspaketen – sind bereits getroffen worden, und es werden wahrscheinlich noch weitere folgen. Sowohl die Fed als auch die EZB haben bereits erklärt, dass ihre Mittel unbegrenzt seien, und die Staaten sind bereit, ihren Schuldenstand im Verhältnis zum BIP um etwa 10-15% zu erhöhen. Die Schuldenquote Frankreichs beispielsweise dürfte am Ende dieser Krise von 100% auf 115% des BIP steigen, die Italiens von 135% auf fast 150% und die Deutschlands von 60% auf 70-80%.

De facto nähern wir uns damit dem Konzept des “bedingungslosen Einkommens” und des “Helikoptergeldes“ an – also einer direkten Finanzierung von Projekten durch Zentralbanken und Regierungen ohne den Bankensektor.

Was bedeutet diese beispiellose Situation für Investoren?

Die Frage nach der Dauer der Krise und der Geschwindigkeit des Aufschwungs ist dabei wesentlich. Damit steht und fällt alles andere. Sofern der Höhepunkt der Epidemie in zwei Monaten erreicht ist und es mit den Maßnahmen der Regierungen gelingt, eine Kaskade von Konkursen zu vermeiden, dann könnte die Erholung schnell erfolgen. Dann wären die aktuellen Kurse attraktiv. Wenn nicht, ist es gut möglich, dass die Korrektur an der Börse weitergeht.

Die Aktienbewertungen nähern sich allmählich einem akzeptablen Niveau: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis „vor dem Virus“ und basierend auf den Zahlen von 2019 betrug 13,5 für den S&P 500-Index und fast 10 für den Eurostoxx-Index. Zugegebenermaßen werden die Schätzungen für 2020 deutlich nach unten revidiert werden, wobei die „Top Down“-Schätzungen jetzt in der Größenordnung von -30% liegen, was zu einem „Tiefststand“ des KGV 2020 von 19 bzw. 15 führen würde.

Es ist schwierig zu sagen, welches dieser Szenarien wahrscheinlich eintreten wird. Wir halten es jedoch für ratsam, schrittweise, mit einer langfristigen Perspektive und mit einer sorgfältigen Bewertung der damit verbundenen Gesamtrisiken in die Portfolios zu reinvestieren. Ziel ist es zu vermeiden, dass man gegebenenfalls zu einem Verkauf gezwungen sein wird.“

 

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