Kommentar von Mobeen Tahir, Associate Director, Research, WisdomTree

 

Gold hat den S&P 500 Index in diesem Jahr um 28 Prozent in den Schatten gestellt. Trotz der Risiken hat sich der S&P-500-Index – ähnlich wie die meisten anderen Aktienindizes – von der Flaute im März dieses Jahres kräftig erholt. Wenn die Anleger zu Optionen eilen würden, um ihre Aktienengagements vor einem möglichen Abschwung zu schützen, würde sich dies in einem erhöhten Wert des VIX niederschlagen. Stattdessen sehen wir, dass der VIX weiter nachlässt und sich dem Niveau von 2019 nähert – als die Welt noch ganz anders aussah.

Wir sehen jedoch, dass Gold zunehmend als Put-Option eingesetzt wird- und das nicht zum ersten Mal. Nach früheren Zusammenbrüchen an den Aktienmärkten – insbesondere dem Dotcom-Crash und der globalen Finanzkrise – hat Gold Aktien stark übertroffen. Wenn sich die Aktienkurse erholen, bewegen sie sich – auf eine Art und Weise, die wenig eingängig zu sein scheint – in dieselbe Richtung wie Gold. Seit März dieses Jahres haben sie dies in der Tat so gemacht.

Let’s „put“ the risks together

Investoren mit Aktienexposure interessieren sich möglicher Weise für die Absicherung folgender Risiken:

  1. Einkünfte: Eine Kombination aus tatsächlichen und geschätzten S&P 500-Gewinnen im zweiten Quartal zeigt einen Rückgang von 44 Prozent im Jahresvergleich. Wenn die tatsächlichen Ergebnisse mit den Schätzungen übereinstimmen, wären die Nettogewinnmargen im zweiten Quartal 2020 die niedrigsten seit dem vierten Quartal 2009. Angesichts der Aktienrallye im zweiten Quartal könnte die Ertragsschwäche die Wall Street enttäuschen.
  2. Infektionen: Der kontinuierliche Anstieg der täglich neu auftretenden Fälle von Covid-19-Infektionen auf der ganzen Welt könnte die Märkte in Mitleidenschaft ziehen, wenn Investoren erkennen, dass die Hoffnungen auf einen baldigen Impfstoff möglicherweise verfrüht sind.
  3. Wirtschaftliche Daten: Die Bruttoinlandsproduktdaten des zweiten Quartals für die USA und Europa können als Realitätsprüfung dienen. Eine Erholung der Einkaufsmanagerindizes, die den Märkten viel Trost gespendet hat, deutet nur auf eine Verbesserung von Monat zu Monat und nicht auf eine ganzheitliche Erholung der Wirtschaft hin.
  4. Geopolitik: Die Aktienmärkte haben die steigenden Spannungen zwischen den USA und China weitgehend verdrängt. Hätte Covid-19 in diesem Jahr nicht im Mittelpunkt gestanden, wären die Anleger vielleicht eher geneigt gewesen, der Sache mehr Beachtung zu schenken. Bis zur Pandemie waren Handelskriege das Thema, welches die Märkte am meisten quälte.

Können sich Aktien und Gold weiterhin parallel bewegen?

Abgesehen von häufigen, aber kurzlebigen Schwankungen haben sich die Aktienkurse seit März dank erheblicher geldpolitischer Anreize durch die Zentralbanken allgemein erholt. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Stimuli in den nächsten Monaten zurückgenommen werden. Aber auch die erwähnten Risiken werden wahrscheinlich nicht verschwinden. Dies schafft ein Szenario, in dem sowohl Aktien als auch Gold weiter nach oben drängen könnten. Die Anleger könnten ihr Aktienengagement weiter erhöhen, aber versuchen, ihr Abwärtsrisiko mit der scheinbar neuen Put-Option – Gold – zu mindern.

 

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