Kommentar von Agnès Belaisch, Managing Director und Chief European Strategist des Barings Investment Institute, zur aktuellen Wirtschaftsentwicklung in der Corona-Krise:

 

„Die aktuell wieder steigenden Zahlen von COVID-19-Fällen scheinen den privaten Sektor überrascht zu haben. Die höheren Kontaktzahlen im Sommer, insbesondere unter lebenshungrigen Jugendlichen, haben fast zwangsläufig zu einer stärkeren Verbreitung des Virus in der Bevölkerung geführt. Man hätte mit einer positiven Überraschung rechnen können, angesichts der Tatsache, dass die Todesrate dank einer besseren Vorbereitung des Gesundheitssystems, alternativer Ausrüstung, um die schädlichen Auswirkungen der Infektionen zu verringern, und der Selbstbeschränkung der anfälligeren Bevölkerungsgruppen in Grenzen gehalten werden konnte. Dennoch blieben alle jüngst veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes (PMI) für den Dienstleistungssektor hinter den Prognosen zurück. Wenn sich die Erwartungen an die Realität des sozialen Lebens anpassen, könnten die Regierungen beschließen, einem Anstieg der Todesfälle vorzubeugen, indem sie erneut Einschränkungen verhängen, um die Bevölkerung zu disziplinieren. Dies könnte die Furcht sein, die die PMI-Meinungsumfragen tatsächlich aufdecken.

Die PMIs des Euroraums liefern zwei Signale. Erstens, wie der Rückgang der Dienstleistungs-PMIs zeigt, kommen die Dienstleistungen nicht mehr in der Form zurück, in der sie zuvor angeboten wurden. Es gibt Möglichkeiten für das Beherbergungsgewerbe und die Unterhaltungsbranche, sich an die Beschränkungen zur Nutzung des gemeinsamen Raums anzupassen, aber um dies zu akzeptieren ist es noch zu früh. Zweitens wurde der Tod des verarbeitenden Gewerbes wohl etwas voreilig angekündigt. Die PMIs des verarbeitenden Gewerbes blieben im September in der Eurozone insgesamt auf stark expansivem Niveau. Möglicherweise durch die starke Erholung in China angetrieben, die ihrerseits von massiven öffentlichen Investitionen angeheizt wurde, stieg der PMI des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland im bisher schnellsten Tempo. Das Ende der Viruskrise ist noch nicht in Sicht, aber die ersten Anzeichen von Stärke sind erkennbar.

Über Agnès Belaisch, Managing Director und Chief European Strategist des Barings Investment Institute

Agnès Belaisch ist seit 2019 für Barings tätig und arbeitet an einer Vielzahl von Themen, die von der makroökonomischen Analyse bis hin zu verantwortungsbewussten Finanzen reichen. Sie ist seit 1996 in der Branche tätig und verbrachte insbesondere 10 Jahre beim IWF in Washington, DC, wo sie eine Vielzahl von Regierungen in Lateinamerika, Europa und Asien beriet. Zudem arbeitete sie als Managerin für festverzinsliche Schwellenländerfonds in London. Agnès Belaisch hat einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften von der New York University.

Über Barings:

Barings ist ein globales Finanzdienstleistungsunternehmen mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 346 Milliarden USD*, das auf die Bedürfnisse des sich wandelnden Investitions- und Kapitalbedarfs unserer Kunden ausgerichtet ist. Durch aktives Asset Management und Direct Origination bieten wir innovative Lösungen und Zugang zu differenzierten Möglichkeiten an öffentlichen und privaten Kapitalmärkten. Als Tochtergesellschaft von MassMutual verfügt Barings über eine starke globale Präsenz mit Geschäfts- und Anlageexperten in Nordamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum.

*Stand: 30. Juni 2020

 

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