Eine private Cyber-Police schützt u.a. vor den Folgen von Phishing, Daten- und Identitätsdiebstahl, Verlust bei Onlineshopping oder Cyber-Mobbing.

 

Wie leistungsfähig private Cyber-Tarife sind, legt Franke und Bornberg jetzt erstmals offen. Für das Erst-Rating Cyber Privat hat die Ratingagentur 19 Tarife von 17 Versicherern analysiert. Öffentliche Versicherer liegen weit vorn.

Wie sicher sind meine Daten? Viele Menschen machen sich Sorgen um ihre digitale Sicherheit. Und das aus gutem Grund. Vier von zehn privaten Internetnutzern sind schon einmal Opfer eines Cyberangriffs geworden. Das belegt eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aus dem Jahr 2020.

Hackerangriffe auf Online-Konten wie E-Mail, soziale Netzwerke oder Banking sind eine reale Gefahr. Antiviren-Software, regelmäßige Updates und sichere Passwörter bieten Schutz, ebenso wie eine gehörige Portion Skepsis. Kommt es trotzdem zu einem Schaden, springt die Cyber-Versicherung ein. Früher konnten sich Verbraucher ausschließlich mit zusätzlichen Cyber-Bausteinen für ihre privaten Versicherungen schützen, ob Haftpflicht, Rechtsschutz oder Hausrat. Diese Leistungsbündel sind noch immer im Angebot. Im Jahr 2014 kamen die ersten eigenständigen Cyber-Versicherungen für Privatleute auf den Markt. Der Trend verlief nicht besonders dynamisch: Seit 2014 stieg das Angebot auf gerade einmal 19 Tarife von 17 Gesellschaften.

Erstes Cyber-Rating Privat im deutschen Markt

Es gibt keine Standards für eigenständige Cyber-Versicherungen im Privatgeschäft. Bis heute fehlen, anders als bei gewerblichen Cyberpolicen, GDV-Musterbedingungen. Lediglich für Cyber-Assistance- Leistungen hält der GDV unverbindliche Formulierungsvorschläge bereit. Mit dem ersten Rating für private Cyber-Versicherungen rückten Standards jetzt in greifbare Nähe, sagt Michael Franke voraus. Der Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg spricht aus Erfahrung: „Mit unseren Bedingungsratings schaffen wir die Basis für Qualitätsstandards.“

Herkömmliche Cyber-Bausteine und Ergänzungen zur Hausrat-, Haftpflicht- oder Rechtsschutzversicherung bieten nur Ausschnittschutz. Zudem sind deren Leistungen vergleichsweise niedrig. Für das neue Cyber-Rating privat hat Franke und Bornberg ausschließlich eigenständige Cyberversicherungen untersucht. Obwohl der Markt mit nur 19 Tarifen noch klein ist, erwies sich das Cyber-Rating als Herausforderung, so Franke. „Selten haben wir eine so unübersichtliche Tariflandschaft analysiert wie beim privaten Cyberschutz. Zwar gibt es einige Cyber-Tarife mit identischem Bedingungswerk. Jedoch – Cyber-Versicherungen von anderen Anbietern unterscheiden sich in ihren Leistungen und Ausschlüssen deutlich“, so Franke. Daraus ein konsistentes Bewertungsschema abzuleiten, sei nicht einfach gewesen. „Unterschiedlichste Formulierungen und Regelungen, beispielsweise sehr unterschiedliche und differenzierte Ausschlüsse und Leistungsvoraussetzungen, mussten in einheitliche Bewertungsmaßstäbe überführt werden“, sagt Franke im Rückblick.

68 Prüfkriterien, ein Sieger

Für den Vergleich von privaten Cyber-Versicherungen hat Franke und Bornberg insgesamt 68 Prüfkriterien entwickelt. Am stärksten gewichten die Analysten die Aspekte „Konto-/ Daten-/ Identitätsmissbrauch“, „Daten- und Geräterettung nach Cyber-Attacken“ sowie „Verlust bei Interneteinkäufen“. Allein auf diese drei Kriterien entfallen 2.600 von maximal 6.550 erreichbaren Punkten. Die Leistungshöhen variieren je nach Kriterium. Für entscheidende Aspekte wie „Konto-/ Daten-/ Identitätsmissbrauch“ betragen sie bis zu 20.000 Euro. „Verluste bei Interneteinkäufen“ und „Verluste bei Internetverkäufen“ sind bis zu 15.000 Euro gedeckt. In anderen, weniger zentralen Kriterien sind die Leistungen deutlich niedriger.

Das Punktesystem erlaubt verlässliche Aussagen zur Qualität. Ein wesentliches Augenmerk wird darauf gelegt, dass keine Schwäche versteckt bleibt. Deshalb zieht das Cyber-Rating zusätzlich Mindeststandards für die höchsten Ratingklassen heran. Zu den Standards für ein FFF zählt beispielsweise, dass bei Pharming, Phishing und Skimming für Zahlungskarten und Banking Versicherungsschutz besteht.

Das Erstrating zeigt: Die Qualität ist noch ausbaufähig. Viele Tarife landen im Mittelfeld, einige sogar noch dahinter. Etwa ein Fünftel (vier von 19) finden sich in der schlechtesten Kategorie F- wieder. Doch Michael Franke bleibt optimistisch: „Unsere Ratings schaffen Qualitätsstandards. Auf diese Weise entsteht Wettbewerb, nicht nur beim Preis, sondern vor allem bei den Leistungen. Wir sind uns sicher: Das Niveau wird sich deutlich verbessern.“

Öffentliche Versicherer stark beim Cyber-Schutz

Das aktuelle Cyber-Rating führen die öffentlichen Versicherer an. Sie bieten ein breites Leistungsspektrum und erfüllen viele entscheidende Kriterien, während andere Versicherer nur wenige Leistungsbereiche abdecken. Auf dem Siegerpodest mit Top-Note FFF steht die vergleichsweise kleine ÖSA Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt. Mit 78 % der möglichen Punkte erzielt sie das beste Ergebnis. Die Phalanx der Öffentlichen durchbricht nur die INTER Allgemeine Versicherung AG. Sie belegt mit guten 71 % Platz drei.

Michael Franke sieht gute Gründe für das Engagement der öffentlichen Versicherer: „Bei Verbrauchern wächst das Bewusstsein für die Risiken im Internet. Im Umfeld von Banken und Sparkassen bieten Cyber-Versicherungen einen niedrigschwelligen Einstieg in das Geschäft mit Privatkunden. Attraktive Angebote für Verbraucher vorzuhalten, ist also konsequent.“

Diese Versicherer bieten private Cyber-Tarife (Stand September 2021):

– BavariaDirekt (eine Marke der OVAG)

– BD24 Berlin Direkt Versicherung AG

– BGV-Versicherung AG

– Cosmos Versicherung AG

– ERGO Direkt Versicherung AG

– Europ Assistance SA (Niederlassung für Deutschland)

– INTER Allgemeine Versicherung AG

– NÜRNBERGER Allgemeine Versicherungs-AG

– Öffentliche Versicherung Braunschweig

– Öffentliche Feuerversicherung Sachsen-Anhalt (ÖSA)

– Provinzial Rheinland Versicherung AG

– Rhion Versicherung AG

– ROLAND Schutzbrief-Versicherung AG

– R+V Allgemeine Versicherung AG

– Sparkassen-Versicherung Sachsen Allgemeine Versicherung AG

– SV SparkassenVersicherung Gebäudeversicherung AG

– VGH Versicherungen: Landschaftliche Brandkasse Hannover

Viele namhafte Gesellschaften fehlen noch als Anbieter. „Wer Cyber nur als Annex zu Standardprodukten anbietet, hat keinen Zeitdruck, eigenständige Cyber-Tarife auf den Markt zu bringen“, vermutet Franke. Zudem erschwere eine Koppelung mit anderen Tarifen die Vergleichbarkeit – vielleicht ein nicht unerwünschter Begleiteffekt.

Wie sieht privater Cyberschutz in Zukunft aus?

Corona erweist sich als Digitalisierungsturbo. Damit wächst die Angriffsfläche für Cyber-Attacken und Cyber-Mobbing zusätzlich. Dass der Bedarf für Cyberschutz auch bei Verbrauchern steigt, ist unstrittig. Wie viele private Cyberversicherungen bereits bestehen, ist allerdings unbekannt. Der GDV weist keine Zahlen aus, was eher geringe Stückzahlen vermuten lässt. Ob in Zukunft eigenständige Cyber-Versicherungen oder konventionelle Cyber-Ergänzungen den Markt dominieren, sei noch nicht entschieden, erläutert Michael Franke. Es sei durchaus möglich, dass sich etablierte Versicherer zunächst zurückhielten. In einem Punkt ist er sich sicher: Je klarer das Profil und je verlässlicher die Leistungsstandards, umso eher können sich eigenständige Cyber-Tarife durchsetzen. Am Preis sollte das bei einer durchschnittlichen Jahresprämie von 71,47 Euro jedenfalls nicht scheitern (Preisspanne von 6,90 bis 184,45 Euro). „Wer allein für ein Netflix-Abo 8 Euro oder mehr im Monat ausgibt, darf beim Cyber-Schutz nicht sparen“, gibt Franke zu bedenken.

Die Bewertungsgrundlagen für das Cyber-Rating Privat 2021 sowie alle Einzelergebnisse stellt Franke und Bornberg unter diesem Link kostenlos bereit. Die Übersichten liefern stets eine Momentaufnahme. Sie werden laufend aktualisiert und um neue Produkte ergänzt.

Die wichtigsten Fakten zum ersten Cyber-Rating Privat

Für das erste Cyber-Rating Privat hat Franke und Bornberg 19 selbstständige Cyber-Tarife von 17 Gesellschaften untersucht. Zugrunde liegt ein Katalog aus 68 Prüfkriterien. Die Analysten bewerten die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls verbindliche Verbraucherinformationen, Antragsformulare, den Versicherungsschein und Geschäftsberichte. Geschäftsplanmäßige oder sonstige Erklärungen/Auslegungen der Versicherer, Selbstauskünfte und werbliche Veröffentlichungen bleiben außer Acht.

Jedes Produkt erhält eine Gesamtpunktzahl und wird in die jeweilige Ratingklasse eingeordnet. Die sieben Klassen von FFF+ „hervorragend“ bis F- „ungenügend“ sind so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen. Zusätzliche Schulnoten sorgen innerhalb der Ratingklassen für weitere Differenzierung. Mindeststandards für die oberen Bewertungsklassen garantieren, dass Produkte der Ratingklassen FFF+, FFF, FF+ und FF in allen Bewertungskategorien durchgängig überdurchschnittliche Qualität aufweisen.

 

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