Die Inflationsraten steigen und sie werden – jetzt auch von der EZB anerkannt – dauerhaft hoch bleiben.

 

Trotzdem ist noch keine Lohn-Preis-Spirale in Gang gekommen. Vor allem Tarifbeschäftigte werden also die Last sinkenden Wohlstands tragen müssen. „Eine solche Entwicklung läuft gegen die Lehrmeinung – und verschärft damit soziale Risiken“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH. Für Portfoliomanager entstehen neue Risikokategorien.

Die Corona-Krise hat die Lohnentwicklung bereits empfindlich gestört. Arbeitnehmer verzichteten auf hohe Forderungen, um Unternehmen das Überleben zu ermöglichen. So lagen die Reallöhne im zweiten Quartal 2021 noch immer um 1,8 Prozent niedriger als im vergleichbaren Zeitraum vor der Corona-Krise. Der Reallohnindex sank von 107,3 im zweiten Quartal 2019 auf 102,3 im entsprechenden Zeitraum 2020 und stieg bis jetzt auf jetzt 105,4. „Im dritten Quartal begann dann der deutliche Anstieg der Inflation“, sagt Mlinaric. Im Juli 2021 kletterte die jährliche Inflationsrate auf 3,8 Prozent nach 2,3 Prozent im Juni.

„Angesichts des starken Inflationsanstiegs wäre ein ebenso deutlicher Anstieg der Tarifabschlüsse im zweiten Halbjahr zu erwarten gewesen“, sagt Mlinaric. „Dieser blieb allerdings aus.“ Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2020 ist es nicht verwunderlich, dass die Tarifabschlüsse in der ersten Hälfte 2021 schwach waren. Laut Daten der Hans-Böckler-Stiftung führten die im ersten Halbjahr 2021 getätigten Neuabschlüsse zu einem Anstieg der Tariflöhne um lediglich 1,1 Prozent. Insgesamt stiegen die Tariflöhne dank einiger besserer Abschlüsse in der Vergangenheit in diesem Zeitraum um 1,6 Prozent.

„Die verfügbaren Daten zeigen für Abschlüsse im zweiten Halbjahr Erhöhungen der Tariflöhne im Bereich von 1,5 bis 3,0 Prozent“, so Mlinaric. Dazu kommen die Erhöhungen spät im Jahr oder in Form von Einmalzahlungen. „Insgesamt laufen die Tarifabschlüsse damit dem Preisanstieg deutlich nach“, so Mlinaric. „Bei einer Inflationsrate von aktuellen 4,5 Prozent mit immer noch ansteigender Tendenz wird dies für viele Arbeitnehmer zu einem spürbaren Rückgang der Kaufkraft führen.“ Die Gewerkschaften, die aktuell noch verhandeln, liegen mit ihren Forderungen im Bereich von 4,5 bis 6,0 Prozent für die kommenden zwölf Monate. „Selbst diese Forderungen dürften aber zu niedrig sein, um im Ergebnis einen Inflationsausgleich zu erzielen“, sagt Mlinaric.

Aus diesen Betrachtungen ergeben sich neue Risiken für Märkte und Gesellschaft. „Sollten die Inflationsraten nicht bald spürbar sinken, werden sich Bezieher tariflicher Einkommen auf mehrere Jahre sinkenden Wohlstands einstellen müssen“, sagt Mlinaric. „Die hohe Inflation ist bereits jetzt eine Belastung für die privaten Haushalte und hat das Potenzial, zu einem ernst zu nehmenden Problem zu werden.“ Rein volumenmäßig, denn eine sinkende Kaufkraft bedeutet zwangsweise weniger Konsum. Aber auch auf der sozialen Bilanz droht eine Schieflage, die die Politik zu unberechenbaren Entscheidungen zwingen könnte. Diese wird regelmäßig mit einer höheren Schuldenaufnahme einhergehen. Portfolios müssen sich also gleichermaßen gegen einen wirtschaftlichen Abschwung wie eine erratischere Politik wappnen.

 

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