Mit der Inflation könnten auch die Zinsen wieder steigen, Investitionen würden damit für Unternehmen erheblich teurer. Manager Giovanni Trombello erklärt, was das für Growth-Investoren bedeutet.

 

Lange Zeit boten die Nullzinsen Wachstumsunternehmen geradezu paradiesische Bedingungen. Kredite waren historisch billig, Konzerne konnten günstig in Forschung und Entwicklung investieren. Growth-Aktien zählen zu den großen Profiteuren dieser ultralockeren Geldpolitik und konnten in der Vergangenheit eine starke Performance hinlegen. Doch nun ist die Inflation zurück. Im Oktober zogen die Verbraucherpreise in Deutschland um rund 4,5 Prozent an. Experten befürchten, dass mit steigenden Preisen auch die Zinsen langfristig anziehen werden. Das würde Investitionen auf Pump erheblich verteuern. Endet damit auch der Höhenflug der Wachstumsaktien?

Giovanni Trombello sieht vorerst keinen Anlass zur Sorge. Er ist Portfoliomanager im Growth-Team bei Allianz Global Investors (AGI) und betreut dort seit 2017 vier europäische und zwei internationale Wachstums-Fonds. Im Gespräch mit Scope-Analystin Barbara Claus erklärt Trombello, wie er Wachstumsunternehmen auswählt und warum sie auch in Zukunft eine gute Anlage sein werden.

Verlässliche Erträge

Einer seiner Fonds ist der European Equity Growth Select. Seit der Gründung im Jahr 2013 hat dieser eine annualisierte Jahresrendite von 12,27 Prozent eingefahren, drei Prozentpunkte über seiner Benchmark, dem S&P Europe LargeCap Growth. Die Titel wählen der Manager und sein Team mittels Bottom-up-Ansatz aus. Dabei suchen sie explizit nach wachstumsstarken Unternehmen, die sie möglichst lange halten können – so bleiben die Wertpapiere im Schnitt zwischen fünf und zehn Jahren im Portfolio.

Jene Dauerbrenner zeichnet für Trombello aus, dass sie über einen niedrigen Verschuldungsgrad verfügen und ein starkes Management im Rücken haben. Außerdem sollten Kaufkandidaten über strategische Vorteile verfügen: Ist es für Kunden mit hohen Kosten verbunden, den Anbieter zu wechseln, sind sie eher zum Bleiben geneigt, erklärt Trombello – das sorgt für verlässliche Erträge. Der Manager sucht zudem nach Technologieführern, die sich ihren Wettbewerbsvorteil langfristig durch Innovation sichern. Als Beispiel nennt Trombello ASML: Das niederländische Halbleiterunternehmen beliefert Unternehmen rund um den Globus und erwirtschaftet hohe Gewinne. Statt dieses Geld als Einmal-Geschenk an die Aktionäre auszuschütten, investiert ASML sehr erfolgreich in Forschung und Entwicklung, Das lässt für die Zukunft hoffen – und ist neben dem prosperierenden Tagesgeschäft einer der Hauptgründe, warum ASML mit knapp 9,72 Prozent aktuell die größte Position im European Equity Growth Select ist.

Nicht auf externe Effekte warten

Von Makro-Themen wie der anziehenden Inflation lässt sich Trombello bewusst nicht in seinen Entscheidungen beeinflussen. Der Manager ist überzeugt, dass sich die Folgen externer Ereignisse auf den Aktienmarkt nicht vorhersehen lassen. Das ist auch sein größter Kritikpunkt am Value-Investing, dem Gegenstück zur Growth-Strategie. Viele Value-Investoren, die nach günstig bewerteten Qualitätsunternehmen suchen, würden darauf setzen, dass ein externer Effekt wie ein Managementwechsel oder ein Markttrend zu Kurssprüngen führt, sodass sie die Aktie gewinnbringend verkaufen können. Das Problem: Wann genau dieses Ereignis eintritt, ist völlig offen. In der Zeit, die Value-Investoren mit Warten verbringen, könnten Wachstumsunternehmen ihren Wert aus eigener Kraft steigern, sagt Trombello. Ebenso besteht bei dieser Vorgehensweise die Gefahr, in die Value-Falle zu tappen: also auf ein Unternehmen zu setzen, das sich erst in vielen Jahren oder gar nicht erholt.

 

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