Unternehmen sollten ihre Notfallpläne überprüfen und aktualisieren und dabei auch mögliche Schwachstellen in der Lieferkette berücksichtigen.

 

Der Versicherer Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) warnt Unternehmen vor einer Zunahme von zivilen Unruhen in vielen Ländern weltweit, da auf die Covid-Pandemie eine Krise der Lebenshaltungskosten folge. Streiks, Unruhen und gewalttätige Protestbewegungen stellen auch für Unternehmen ein Risiko dar. Denn nicht nur Gebäude oder Vermögenswerte können kostspielige Sachschäden erleiden, sondern auch der Geschäftsbetrieb kann empfindlich gestört werden. Soziale Netzwerke spielen bei der Auslösung ziviler Unruhen eine immer größere Bedeutung.

„Zivile Unruhen stellen aktuell für viele Unternehmen ein größeres Risiko dar als Terrorismus“, sagt Martin Tietz, der bei AGCS Zentral- und Osteuropa für spezielle Versicherungen gegen Szenarien politischer Gewalt verantwortlich ist. „Angesichts der Nachbeben von Covid-19, der Lebenshaltungskostenkrise und der ideologischen Verschiebungen, die die Gesellschaften auf der ganzen Welt zusehends spalten, werden die sozialen Unruhen in absehbarer Zeit wohl kaum nachlassen. Unternehmen müssen auf alle frühen Indikatoren achten und klare Wege zur Deeskalation und Reaktion festlegen, um ihre Mitarbeiter zu schützen und Schäden von Geschäftsgebäuden und -eigentum abzuwenden.”

Die Vereinten Nationen haben vor dem destabilisierenden Potenzial unterbrochener Versorgungsketten und steigender Lebensmittel-, Kraftstoff- und Düngemittelpreise gewarnt. „All dies legt den Grundstein für politische Instabilität und Unruhen rund um den Globus”, sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres im März 2022. Das Risikoberatungsunternehmen Verisk Maplecroft hält einen Anstieg der Unruhen in Ländern mit mittlerem Einkommen für unvermeidlich. Zwar hätten diese während der Pandemie noch gewissen soziale Ausgleichsleistungen erbringen könnten, hätten nun aber angesichts steigender Lebenshaltungskosten zunehmend Schwierigkeiten solche Ausgaben aufrechtzuerhalten. Laut dem Verisk Civil Unrest Index Projections könnte es in 75 Ländern bis Ende 2022 zu einer Zunahme der Proteste kommen, darunter auch in vielen Ländern Europas und in den USA.

Die wirtschaftlichen und versicherten Schäden durch gewaltsame Protestbewegungen in den vergangenen Jahren waren beträchtlich. Im Jahr 2018 protestierte die Bewegung der „Gelben Westen“ in Frankreich gegen die Kraftstoffpreise und die wirtschaftliche Ungleichheit, was dem französischen Einzelhandel in nur wenigen Wochen Umsatzeinbußen in Höhe von 1,1 Mrd. USD[2] bescherte. Ein Jahr später wurden in Chile Großdemonstrationen durch eine Erhöhung der U-Bahn-Tarife ausgelöst, was zu versicherten Schäden in Höhe von 3 Mrd. USD[3] führte. In den USA verursachten die Proteste im Jahr 2020 nach dem Tod von George Floyd in Polizeigewahrsam schätzungsweise einen versicherten Schaden von über 2 Mrd. US-Dollar[4]. Die südafrikanischen Unruhen im Juli 2021, die auf die Verhaftung des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma folgten und durch Massenentlassungen und wirtschaftliche Ungleichheit angeheizt wurden, verursachten einen Schaden von 1,7 Mrd. US-Dollar[5]. Zu Beginn dieses Jahres kam es in Kanada, Frankreich und Neuseeland bei Demonstrationen gegen Covid-19-Beschränkungen zu Fahrzeugkonvois, die in Großstädten für Störungen der Wirtschaft sorgten.

Disruptive Netzwerke

Der Einfluss sozialer Medien spielt eine immer größere Rolle bei der Mobilisierung von Demonstranten und der Verschärfung sozialer Unruhen. „Die aufpeitschende Wirkung der sozialen Medien auf gewaltsame Proteste ist kein neues Phänomen, aber während der Covid-Krise kombinierte sie sich mit anderen Faktoren wie politischer Polarisierung, Anti-Impf-Stimmung und wachsendem Misstrauen gegenüber Regierungen zu einem perfekten Sturm der Unzufriedenheit”, erklärt Tietz. „Ländergrenzen sorgen immer weniger für Eindämmung. Gleichgesinnte können sich leichter finden und sich schneller und effektiver in größerer Zahl mobilisieren die sozialen Medien machen es einfach, Fehlinformationen zu verbreiten.“

Zu den Zielen von Unruhen und daraus resultierenden Kollateralschäden können Regierungsgebäude, Verkehrsinfrastruktur, Versorgungsketten, Einzelhandelsgeschäfte, Unternehmen in ausländischem Besitz, Tankstellen, Verteilungszentren für wichtige Güter sowie Tourismus- und Gastgewerbebetriebe gehören. Unternehmen wie Einzelhandelsketten mit zahlreichen Standorten können bei Unruhen an verschiedenen Orten in einem Land potenziell mehrfach Verluste erleiden. Die Unternehmen sollten ihre Notfallpläne überprüfen und gegebenenfalls aktualisieren und dabei auch mögliche Schwachstellen in der Lieferkette berücksichtigen.

Wie Unternehmen sich vorbereiten und das Schlimmste verhindern können

Wie Unternehmen sich auf soziale Unruhen und gewaltsame Proteste reagieren sollten, hängt von vielen Faktoren ab, darunter die Art des auslösenden Ereignisses, die Lage des Standorts und dem Geschäftsbetrieb eines Unternehmens. Allianz Risk Consulting hat eine Liste mit technischen Empfehlungen für Unternehmen und Einzelpersonen entwickelt, um die Risiken von Unruhen unter Berücksichtigung dieser Variablen und der damit verbundenen Wege zur Deeskalation, Kommunikation und Reaktion zu mindern. ARC-Civil-Unrest.PDF (allianz.com) Bulletin zur Risikominderung. Sachversicherungen können in einigen Fällen Ansprüche wegen politischer Gewalt abdecken, zudem bieten Versicherer spezielle Deckungen an, um die Auswirkungen von Streiks, Unruhen und zivilem Aufruhr (SRCC) zu mildern.

 

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