Wer exportiert, freut sich über den schwachen Euro – so die landläufige Meinung.

 

Doch es ist komplizierter: Wie Anleger in Zeiten der aktuellen Euro-Schwäche investieren können und worauf es wirklich ankommt.

Aktuelle Markteinschätzung von Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der LAUREUS AG PRIVAT FINANZ     

Als der Euro vor einigen Wochen genau so viel wert war wie ein US-Dollar, sorgte das für Schlagzeilen. Gepaart mit der damals noch zögerlichen Europäischen Zentralbank (EZB) und der sich bereits abzeichnenden innenpolitischen Probleme in einigen Ländern der EU läuteten erste Beobachter mal wieder den Abgesang auf die Gemeinschaftswährung ein. Doch es gibt nicht nur Gründe für schlechte Stimmung!

Da Deutschland viele Produkte ins Ausland exportiert und seit jeher eher mit Qualität, denn mit niedrigen Preisen punktet, könnte der niedrige Euro der deutschen Industrie sogar zu einer Art Sonderkonjunktur verhelfen. Für viele Einkäufer aus Übersee könnte die Nahezu-Parität den Ausschlag für bewährte Qualität aus Deutschland geben – die leicht positiven Quartalszahlen in vielen Bereichen unterstreichen bereits, dass es auch im aktuellen Marktumfeld durchaus Lichtblicke gibt.

Der schwache Euro und die deutsche Industrie: Es ist kompliziert

Zugegeben: Rundum positiv ist der schwache Euro aber auch für die deutsche Industrie nicht. Viele Roh- und Grundstoffe müssen nämlich in Dollar bezahlt werden. Ist der Euro schwach, muss man für einen Dollar mehr Euro aufbringen – Grund- und Rohstoffe sowie Vorprodukte werden also teurer. Da gerade die deutsche Industrie jedoch eine große Wertschöpfung betreibt, also aus Rohstoffen qualitativ hochwertige Endprodukte fertigt, dürfte die wegen des schwachen Euros „importierte Inflation“ weniger stark ins Gewicht fallen.

Zu allem Überfluss kommt es bei der Bewertung des Euro und der Perspektive von exportorientierten Branchen auch auf die künftige Rolle der Notenbanken – und zwar weltweit – an. Inzwischen hat die EZB das Risiko der Inflation erkannt und es scheint, als hätten die Falken in Frankfurt das Zepter übernommen. Höhere Zinsen in mehreren Schritten sind für den Euroraum zwar keineswegs sicher, aber doch sehr wahrscheinlich.

Sollte sich der Zinserhöhungszyklus der EZB fortsetzen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Verantwortlichen wachsam und behutsam vorgehen. Das wissen natürlich auch die Währungshüter um die EZB-Vorsitzende Christine Lagarde. Denn: Steigen die Zinsen zu schnell oder zu weit, kann das die Wirtschaftsaktivität dämpfen – nicht nur, aber vor allem in einigen der hochverschuldeten Staaten Südeuropas. Ziehen andere Notenbanken, wie etwa die US-amerikanische Notenbank Fed oder die Bank of England, irgendwann nicht (mehr) mit, könnte auch der beschriebene positive Effekt des schwachen Euro bald passé sein. Steigen die Zinsen im Vergleich zu anderen Währungsräumen, werten die entsprechenden Währungen in der Regel auf.

Risiken reduzieren und Chancen nutzen

Was sollten Anleger angesichts dieser komplizierten Gemengelage also bedenken? Der Verweis auf die Vorzüge einer schwachen Währung für exportorientierte Branchen sollten wir in Hinterkopf behalten. Er ist ein Argument dafür, dass der schwache Euro nicht uneingeschränkt negativ ist. Da künftige Entwicklungen jedoch von komplexen Entscheidungen mehrerer internationaler Akteure abhängen, sollten Investoren, statt nur in volkswirtschaftlichen Szenarien zu denken, auch die Analyse auf Unternehmensebene nicht vernachlässigen. Doch das ist leichter gesagt als getan.

Unternehmen genaustens unter die Lupe zu nehmen – also etwa die Bilanz zu lesen und zu vergleichen, das Geschäftsmodell, das Marktumfeld und etwa die Konkurrenzsituation zu analysieren – verschlingt nicht nur eine Menge Zeit, sondern erfordert auch viel Wissen und Erfahrung. Es gibt also gerade im aktuellen Marktumfeld gute Gründe dafür, zumindest einen Teil der liquiden Mittel in aktiv gemanagte Fonds anzulegen.

Besser in Fakten als in fixe Ideen investieren

Wer einen langfristigen Vermögensaufbau anstrebt, sollte dabei aber keineswegs nur auf Aktien setzen, sondern auch das Depot möglichst breit streuen und weitere Assetklassen wie Anleihen, Immobilien und Alternative Investments dem Portfolio beimischen. Mit einem derart konstruierten Portfolio könnte es gelingen, sowohl der Inflation ein Schnippchen zu schlagen als auch der diffusen Gemengelage Rechnung zu tragen und darüber hinaus auch den einen oder anderen Wert aus exportorientierten Branchen zu investieren – jedoch nicht aufgrund einer fixen Idee und nach dem Prinzip „Zufall“, sondern als Resultat einer gründlichen Analyse.

 

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