Getreu dem Motto ‘Der Teufel steckt im Detail’ starten wir heute die vertiefende Analyse mit Blick auf die Vehikel im Publikumsgeschäft sowie die Platzierungsergebnisse der einzelnen AIF-Anbieter im Publikums- und im Insti-Bereich.

Los geht es mit dem Blick auf die Relation von Publikums-AIF und prospektpflichtigen Vermögensanlagen. Dieser ist für 2022 besonders spannend, hat doch der Gesetzgeber mit dem Anlegerschutzstärkungsgesetz in 2021 und die BaFin mit den nachfolgenden Merkblättern zum Blind-Pool-Verbot die Zulassungsvoraussetzungen für prospektpflichtige Vermögensanlagen drastisch verschärft. Wenn auch die KAGB-Vehikel insbesondere durch die Publikums-AIF traditionell den größten Anteil beim Platzierungsvolumen stellen, war in absoluter Anzahl das Angebot an Vermögensanlagen immer, und teils deutlich, höher gewesen.

Doch in 2022 legte die BaFin bei der Billigung eine Vollbremsung hin: Nur neun prospektpflichtige Vermögensanlagen wurden in 2022 von der Aufsicht gebilligt nach bspw. 31 in 2021 oder 44 in 2020. Und von den neu gebilligten neun Angeboten waren fünf Bürgerwindparks, so dass sich nur vier neue Angebote an den Publikumsvertrieb richteten. Aber auch bei den nach KAGB neu zugelassenen Publikums-AIF gab es gegenüber den Vorjahren einen deutlichen Rückgang. Da schlägt sich der von Anbieterseite uns immer wieder berichtete ‘Bummelstreik’ der BaFin mit deutlich verlängerten Bearbeitungszeiten in konkreten Zahlen nieder.

Gemessen am Rückgang bei der Anzahl neu zugelassener Angebote zeigen sich die Umsätze mit einem Rückgang von gut 20 % gegenüber dem sehr guten Jahr 2021 jedoch erstaunlich stabil. Wenig überraschend konnten dabei die geschlossenen Publikums-AIF ihren Anteil am Gesamtkuchen auf gut 2/3 des Marktvolumens steigern. Aber auf Rang 2 bei den Vehikeln folgen schon die Namensschuldverschreibungen nach VermAnlG mit gut 13 %. Mit über 5 % schoben sich die nicht prospektpflichtigen Private Placements nach VermAnlG in 2022 auf Platz 3. Deren Angebot legte zu, da die BaFin, wie eben ausgeführt, neue prospektpflichtige Vermögensanlagen so gut wie überhaupt nicht mehr für den Vertrieb billigte. Im Torten-Diagramm können Sie die weitere Verteilung auf die unterschiedlichen Angebotsarten ablesen. Dabei stieg zwar der Anteil der Publikums-AIF, aber auch die Vermögensanlagen trugen immerhin noch fast 23 % zum Ergebnis bei. Wie in den Vorjahren waren rund 95 % des vermittelten Angebots durch KAGB oder das Vermögensanlagengesetz reguliert.

Punkten konnten Anbieter und Vermittler noch mit den bereits vor der jüngsten Verschärfung des Vermögensanlagengesetzes in 2021 anplatzierten Angeboten. Sie erinnern sich: Die von ‘k-mi’ koordinierte Bundesarbeitsgemeinschaft mittelständischer Investmentpartner/BMI konnte im Rahmen der Sachverständigenanhörung im Deutschen Bundestag durch­setzen, dass die Übergangsfrist von ursprünglich drei auf zwölf Monate verlängert wurde. So konnten vor dem 17.08.2021 gebilligte und vertriebene Vermögensanlagen zwölf Monate, längstens bis zum 17.08.2022, platziert werden. Und die von der BMI erreichte Verlängerung der Übergangszeit auf 12 Monate war für Anleger, Anbieter und Vermittler in 2022 bares Geld wert, denn nur so gab es zumindest bis August 2022 überhaupt ein ausreichendes Angebot. Das haben die Vermittler genutzt, wie man am immer noch guten Platzierungsergebnis von ca. 600 Mio. € sehen kann. Rund 1,2 Mrd. € Eigenkapital warben hingegen geschlossene Publikums-AIF ein.

Doch welche Anbieter konnten bei den geschlossenen AIF (Publikums- und Spezial AIF) in 2022 besonders stark punkten? Nach dem 3. Rang im Vorjahr springt die Deutsche Finance Group dieses Jahr auf dem Siegertreppchen ganz nach oben; und dies auch noch mit gehörigem Abstand. Der beinahe ewige Zweite Patrizia Grundinvest folgt mit rd. 165 Mio. € Abstand, ehe Primus Valor mit Platz 3 in 2022 das Podest vervollständigt. Ganz nah dran ist RWB auf Rang 4 vor der BVT auf Rang 5 und der PROJECT-Gruppe an 6. Stelle, die allesamt ihre Positionen im Ranking verbessern konnten. Mit Venture Capital und den MiG Fonds eroberte HMW Rang 7 vor den Nachhaltigkeits-Spezialisten HEP auf der acht und ÖKORENTA auf Platz 9. Die Top Ten rundet die Hahn-Gruppe ab, gefolgt von US Treuhand auf der elf, die sich mit dem größten Sprung um neun Plätze gegenüber dem Vorjahr verbessern konnte. Etabliert hat sich die DFI Deutsche Fondsimmobilien auf Rang 12 vor der WIDE Wertimobilien Deutschland auf Platz 13. Den größten ‘Absturz’ mit Rang 14 musste Vorjahressieger Jamestown hinnehmen. Der späte Fondsstart des neuen AIF Jamestown 32 war sicher einer der Gründe. Ob der Rückzug von Christoph Kahl schon eine Rolle spielte, wird sich in diesem Jahr erweisen. Mit Paribus und Dr. Peters folgen traditionsreiche Häuser und auch die bei den Vermögensanlagen langjährig erfolgreiche One Group weitet ebenso wie die auf Platz 19 liegende Solvium Capital ihre Produktpalette aus. Die auf Platz 18 liegende Verifort dürfte ebenso wie die auf Platz 20 folgende IMMAC bei den Publikums-AIF mit ausreichendem Produktangebot und dem langwierigen BaFin-Zulassungsprozess zu kämpfen gehabt haben. Vertriebshemmnisse, die beide wohl in 2023 mit neuen Angeboten überwinden werden.

Beim institutionellen Geschäft liegt der langjährige Serien-Sieger (2019, 2020 und 2021) Deutsche Finance Group auch in diesem Jahr mit weitem Abstand vorn und macht hier den Doppelsieg komplett. BVT folgt auf Platz 2 und INP auf Rang 3 vor IMMAC, Habona und Solvium. Mit rd. 1,1 Mrd. € bleiben die Anbieter deutlich hinter dem Vorjahresvolumen von 2,17 Mrd. € beim institutionellen Geschäft zurück. Dafür dürfte mit der Inflation, steigenden Zinssätzen sowie der Verunsicherung bei Lieferketten und auf den Immobilienmärkten ein Ursachenmix verantwortlich sein.

‘k-mi’-Fazit: Während sich der Insti-Bereich beim Umsatz mehr als halbiert hat, konnte sich das Retailgeschäft noch achtbar geschlagen. Hier wirken die Vermittler mit ihren zahlreichen Kundenkontakten stabilisierend. Unterm Strich bleibt dennoch ein Umsatzrückgang und die Konzentration auf weniger Angebote mit höheren Platzierungsvolumina.

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