“Da die Kerninflation im Euroraum in den vergangenen Monaten weiter angestiegen ist, hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter angehoben.

Wir gehen davon aus, dass sie diesen Kurs fortsetzt und die Zinsen diese Woche um weitere 50 Basispunkte anheben wird. Es sei denn, die Finanzprobleme, von denen derzeit einige kleinere US-Banken betroffen sind, spitzen sich zu und greifen auf größere US-Institute und oder europäische Banken über.” Das sagt Sebastian Vismara, Senior Global Macro Economist und Strategist bei BNY Mellon Investment Management.

“In den letzten Wochen trieben starke Inflationsdaten und deutliche EZB-Kommentare die Markterwartungen auf über 4 Prozent. Das heißt, der Markt hat Zinserhöhungen von mehr als 150 Basispunkten eingepreist.

Wir sind hier eher skeptisch und denken, dass die Wirtschaft weiterhin schwach ist, zumal die Inlandsnachfrage im 4. Quartal 2022 rückläufig war. Vor allem aber unterschätzt der Markt unserer Ansicht nach die zeitlich verzögerten negativen Auswirkungen der straffen Geldpolitik auf die Wirtschaft. Wir erwarten, dass die Kerninflation relativ bald einen Höhepunkt erreichen wird und damit auch die Zinserhöhungen beendet sein werden. Denn die Geschichte zeigt, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass die Zentralbanken bei sinkender Inflation die Zinsen noch lange erhöhen.

USA und die Folgen für die EZB?

Vieles hängt von den Ereignissen in den USA ab, wie die Zentralbanken sich verhalten. Wenn sich die Ereignisse in Grenzen halten, wovon wir ausgehen, rechnen wir mit einer Zinserhöhung der EZB um 50 Basispunkte auf der Sitzung in dieser Woche und weitere Zinsschritte um 100 Basispunkte bis zum dritten Quartal 2023. Wir gehen davon aus, dass der Zinserhöhungszyklus mit Leitzinsen im Bereich von 3,5-4 Prozent enden wird.

Sollten die Ereignisse in den USA jedoch schwerwiegender sein und eine Pause im Zinserhöhungszyklus der Fed oder sogar Zinssenkungen rechtfertigen, erwarten wir, dass die EZB nach der Zinserhöhung in dieser Woche eine Pause einlegen wird. Unserer Ansicht nach trifft das Sprichwort “Wenn die USA niesen, erkältet sich der Rest der Welt” weiterhin weitgehend zu.

Risiken

Die EZB hat in der Vergangenheit die Stärke der Wirtschaft überschätzt, und trotz eines schwachen Wirtschaftsumfelds einen restriktiven geldpolitischen Kurs verfolgt: Sie hat bereits zweimal in einer Rezession die Zinsen erhöht, was zu fallenden Aktienkursen und einem Anstieg der Renditeaufschläge von Schwellenländeranleihen führte.

In Anbetracht der derzeitigen deutlichen EZB-Kommunikation können wir nicht ausschließen, dass sich ein Fehler wiederholt und sie trotz einer schwachen Binnenkonjunktur oder Anzeichen für eine deutliche Verschlechterung der US-Wirtschaftsaussichten noch einige Zeit an den Zinserhöhungen festhält.”

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