Mit Blick auf den Jahreswechsel häufen sich die Prognosen und Ausblicke für Anleger. Womit müssen Anleger rechnen?

Oder konkreter: Gibt es eine Jahresendrally? Steht ein kräftiger Anstieg beim Goldpreis bevor? Die Antwort lautet: Nein! Und Ja! Zum Glück ist das aber gar nicht so wichtig.

Aktuelle Markteinschätzung von Önder Çiftçi, CEO der Ophirum Group

Jahr für Jahr werden zum Jahresende hin unzählige Beiträge rund um die Jahresendrally am Aktienmarkt veröffentlicht. Doch wie sieht das eigentlich bei Gold aus? Jahresendrally? Liebe Anleger und Sparer, ich muss Sie enttäuschen: Beim Gold gibt es keine Jahresendrally. Punkt.

„Aber der Goldpreis ist in den vergangenen Wochen doch kräftig gestiegen!“, werden einige von Ihnen entgegnen wollen. Das stimmt. „Und die Voraussetzungen und Vorzeichen auf eine Fortsetzung der Goldpreisrally sind doch gut!“, werden sie rufen. Auch das stimmt. Trotzdem kennt Gold keine Jahresendrally. Aber der Reihe nach.

Blicken wir auf die vergangenen zehn Jahre zurück und betrachten jeweils das letzte Jahresviertel. In den zehn Jahren seit 2014 gab es nur drei Jahre, in denen der Goldpreis im Schlussquartal so deutlich anstieg, dass der Goldmarkt von einer Rally sprechen kann – das war 2018, 2022 und 2023, sofern man optimistisch genug ist, es schon mitzuzählen. In den meisten Jahren der betrachteten Dekade ging es mal ein wenig rauf, mal ein wenig runter. 2016 fiel das Minus sogar sehr deutlich aus. Meistens schwankte der Goldpreis munter durchs vierte Quartal, zeigte aber keine klare Tendenz.

Von einer Jahresendrally, die saisonalen Gesetzmäßigkeiten folgt, kann also keine Rede sein. Auch Börsenweisheiten und -mythen wie „Sell in may and go away, but don’t forget to come back in September!”, mögen am Aktienmarkt ihre Berechtigung haben, mit Blick auf die Goldpreisentwicklung sind sie jedoch obsolet. Und das ist auch gut so.

Krisen folgen keinem Terminkalender

Der Goldpreis schwankt, weil Gold ein Krisenmetall ist. Es ist die Versicherung, dass im allerschlimmsten Fall zumindest Gold seinen Wert behält und immer und überall akzeptiert werden wird. Zunehmende Risiken und Unsicherheiten erhöhen somit die Goldnachfrage. Als Krisenversicherung schwankt der Goldpreis daher – nicht nur, aber vor allem – mit dem Aufkommen und Abklingen von Risiken. Und die Krisen dieser Welt und mit ihnen die Sorgen und Nöte von Anlegern und Sparern folgen nun mal keinem Terminkalender. Dafür finden sich endlos Beispiele. Wie schnell der Goldpreis auf veränderte Risiken reagiert, war etwa beim Überfall der Hamas auf Israel wie schon viele Male zuvor zu beobachten. Die Börsen brachen ein – und der Goldpreis startete seinen jüngsten Aufwärtstrend.

Sicher stehen die Vorzeichen für eine Fortdauer der Goldhausse gut: Die geopolitischen Risiken dürften weiter hoch bleiben. Vor allem aber sind die Chancen auf Zinssenkungen der Notenbanken im kommenden Jahr dank abklingender Inflation und heraufziehender Rezession gestiegen. Zinssenkungen gehen mit sinkenden Anleiherenditen einher, so dass viele Anleger auf der Suche nach einem sicheren Hafen von Anleihen in Gold umschichten könnten. Aber daran ist nichts Mythisches. Gerade weil sich der Goldpreis entgegengesetzt oder unabhängig von vielen anderen Assetklassen wie Aktien oder Anleihen entwickelt, wird das Edelmetall seiner Aufgabe als Krisenversicherung und Vermögenshort gerecht.

Für Goldanleger sollte die Chance auf die vorhersehbare Rendite deshalb nicht im Vordergrund stehen. Gold dient vor allem dem Vermögensschutz. Natürlich ist es schön, wenn es mit dem Goldpreis aufwärts geht. Aber Gold braucht keine Jahresendrally!

Verantwortlich für den Inhalt:

Ophirum GmbH, Friedensstr. 6-10, 60311 Frankfurt am Main, Tel: +49 69 21 999 744, www.ophirum.de