Kommentar von Franck Dixmier, Global CIO Fiexed Income bei AllianzGI, im Vorfeld der FED-Sitzung am 30.April und 1.Mai 2024  

  • Die jüngsten Daten zeigen eine Wachstumsverlangsamung, aber eine höher als erwartete Inflation. Das verzögert den Zinssenkungszyklus, bringt ihn aber nicht zum Stop. Die Fed braucht weitere Anzeichen für eine nachlassende Inflation, um ihren Zinssenkungszyklus einzuleiten.
  • Wir gehen davon aus, dass die Verantwortlichen auf der Sitzung am 30. April und 1. Mai die Notwendigkeit einer weiterhin restriktiven Politik bekräftigen werden.
  • Wir sind der Meinung, dass die jüngsten Marktbewegungen eine Gelegenheit bieten, die Duration bei US-Rentenanlagen zu erhöhen.

Ein verlangsamtes Wachstum, aber zugleich eine höher als erwartete Inflation ergeben ein komplexes Bild für die US-Notenbank Fed.

Die US-Wirtschaft hat sich lange Zeit als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen. Die Dynamik in der ersten Jahresphase schien robust zu sein, was sich in einem unerwarteten Anstieg der Einzelhandelsumsätze (+0,7 %1 im März gegenüber erwarteten +0,4 %) zeigte. Wirtschaftsforschungsinstitute hoben ihre US-Wachstumsprognosen für 2024 an, der Internationale Währungsfonds sprach sogar von einer Überhitzung der US-Wirtschaft. Das robuste Bild wurde jedoch durch das schwächer als erwartet ausgefallene BIP im ersten Quartal (+1,6 %2 auf Jahresbasis, gegenüber erwarteten +2,5 %) getrübt. Die Verbraucherausgaben haben sich verlangsamt und auch die öffentlichen Ausgaben sind zurückgegangen. Die jüngsten Daten liefern daher keine klare Aussage über den Zustand der US-Wirtschaft, vielmehr tragen sie zur Unklarheit bei.

Derweil bleibt die Inflation ist auf einem robusten Niveau. Der Verbraucherpreisindex (CPI) für März überraschte mit +0,4 %3 gegenüber dem Vormonat (erwartet wurden +0,3 %) und +3,5 % gegenüber dem Vorjahr (erwartet wurden +3,4 %) auf der hohen Seite. Ähnlich verhält es sich mit der Kerninflation, die im Jahresvergleich um +3,8 % stieg (gegenüber erwarteten +3,7 %), und mit dem von der Fed bevorzugten Indikator, der PCE-Kerninflation (Personal Consumption Expenditure), die im ersten Quartal 2024 bei +3,7 % lag (gegenüber erwarteten +3,4 %).

Vor diesem Hintergrund erwarten wir, dass Fed-Chef Jerome Powell auf der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) am 30. April und 1. Mai die Notwendigkeit einer weiterhin restriktiven Geldpolitik bekräftigen wird. Die US-Notenbank braucht mehr Vertrauen in den Inflationsverlauf, bevor sie die Leitzinsen senken kann.

Unserer Ansicht nach reagierte der Markt zu intensiv auf die Veröffentlichung der jüngsten Inflationsdaten. Wir halten die scharfe Neueinschätzung des kommenden Zinssenkungskurses für nicht gerechtfertigt. Angesichts der mittelfristig stabilen Inflationserwartungen4 steht die Fed markseitig nicht unter Druck, die Zinsen zu erhöhen. Unserer Ansicht nach verzögert dies lediglich die Einleitung eines Zinssenkungszyklus, stellt ihn aber nicht grundsätzlich in Frage. Die Verlangsamung der Wirtschaft dürfte zu einer allmählichen Normalisierung der Inflation beitragen, sodass die Fed in der zweiten Jahreshälfte 2024 mit Zinssenkungen beginnen kann. Die Juni-Sitzung, auf der die Fed ihre Wachstums- und Inflationsprognosen bekannt geben dürfte, wird für die Märkte ein ganz wesentlicher Termin sein.

Die Überreaktion der Märkte bietet die Gelegenheit, die Duration am US-Rentenmarkt zu erhöhen und eine Kurvenversteilerungsstrategie aufzubauen. Unter den derzeitigen Marktbedingungen halten wir das 2-jährige US-Anleihesegment für attraktiv.

1 US Department of Commerce, 15. April 2024

2 US Bureau of Economic Analysis, 25. April 2024

3 US Bureau of Labor Statistics, 10. April 2024

4 Die 5Y5Y-Swap-Inflation bleibt stabil bei 2,66% (der Einjahresdurchschnitt liegt bei 2,62%), Bloomberg, 26. April 2024

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