Kommentar von Junichi Inoue, Head of Japanese Equities und Portfoliomanager, Janus Henderson Investors
In den letzten Jahren haben Meinungsverschiedenheiten innerhalb der geldpolitischen Sitzungen (MPMs) der Bank of Japan (BoJ) sich zu einem starken Signal für Veränderungen entwickelt. In der Vergangenheit hat die BoJ weitgehend konsensorientiert gearbeitet, doch wenn zwei oder mehr Vorstandsmitglieder unterschiedliche Ansichten vertreten, markiert dies oft einen Wendepunkt in der Geldpolitik.
Anzeichen dafür gab es bereits bei der letzten Sitzung im September. Naoki Tamura und Hajime Takata stimmten hier für eine sofortige Zinserhöhung auf 0,75 %, während die Mehrheit sich für eine Beibehaltung des Leitzinses bei 0,5 % aussprach. Obwohl es zu keiner Zinserhöhung kam, ging die Entscheidung mit einer überraschenden Ankündigung der BoJ einher, mit dem Verkauf von börsengehandelten Fonds (ETFs) und japanischen Immobilieninvestmentfonds (J-REITs) zu beginnen. Die unmittelbare Marktreaktion auf diese Nachricht war negativ. Doch angesichts des moderaten Tempos des neuen Verkaufsprogramms – vergleichbar mit früheren Programmen – konzentriert sich die BoJ darauf, die Marktauswirkungen so gering wie möglich zu halten. Noch wichtiger ist jedoch, dass diese ETF- und J-REIT-Verkäufe ein breites Signal an die Märkte senden, dass die BoJ eine weitgehende Normalisierung der Geldpolitik anstrebt.
Inflation durch strukturelles Lohnwachstum
Auch die jüngsten Inflationszahlen sprechen für eine Zinserhöhung. Die Inflation in Japan ist nicht mehr nur ein vorübergehendes Phänomen, sondern wird zunehmend durch strukturelles Lohnwachstum gestützt. Japan erlebt einen lang erwarteten positiven Kreislauf aus steigenden Löhnen und Preisen, getragen durch einen angespannten Arbeitsmarkt, die Unternehmensprofitabilität und eine starke Binnennachfrage. Dies begünstigt einen längerfristigen und nachhaltigeren Inflationspfad.
Der internationale Druck wächst
Abgesehen von der internen Dynamik addiert sich der externe Druck, insbesondere aus den USA. US-Finanzminister Scott Bessent kritisierte die Geldpolitik der BoJ offen. Er erklärte, dass Japan bezüglich der Inflation „hinterherhinkt“ und wahrscheinlich bald die Zinsen anheben müsse. In jüngsten Interviews betonte Bessent, dass Japans Inflationsproblem real und anhaltend sei. Er argumentiert, dass eine straffere Geldpolitik nicht nur zur Eindämmung des Preisdrucks unerlässlich sei, sondern auch zur Stützung des schwächelnden Yen, dessen übermäßige Abwertung die BoJ unbedingt verhindern möchte.
Fazit
Wir glauben, dass die japanische Volkswirtschaft einen Punkt erreicht hat, an dem weitere geldpolitische Straffungen notwendig sind. Da es der Wirtschaft gelungen ist, durch eine moderate Inflation ihre Margen zu verbessern, ist es sowohl für die Unternehmensgewinne als auch für den Kapitalmarkt entscheidend, dass diese Entwicklung durch eine angemessene Geldpolitik aufrechterhalten wird. Eine Verzögerung birgt das Risiko einer Blasenbildung und könnte in der Konsequenz zum Platzen führen.
Das Muster ist klar: Wenn zwei oder mehr Mitglieder der BoJ eine abweichende Meinung vertreten, geht dies oft einer geldpolitischen Kursänderung voraus. Durch die Kombination aus strukturellen inflationären Kräften und internationalem Druck scheint Japan in eine neue Phase der Geldpolitik einzutreten – eine Phase, in der Zinserhöhungen nicht nur wahrscheinlich, sondern notwendig sind.
Aus Sicht der Anleger sind japanische Finanzinstitute gut positioniert, um von einer Straffung der Geldpolitik zu profitieren. Besonders Banken dürften steigende Renditen nutzen können, um ihre Profitabilität über höhere Nettozinsmargen (Zinserträge aus Krediten im Vergleich zu Einlagen) sowie verbesserte Erträge aus Barreserven und Anleihebeständen zu steigern.
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