Beitrag von Hartmut Goebel, Vorstand germanBroker.net AG im Rahmen der BDVM Veranstaltung
Der Alltag eines Versicherungsmaklers ist heute geprägt von einem hohen Maß an digitaler und prozessualer Komplexität. Zahlreiche Versichererportale, Vergleichsrechner, MVP-Systeme und E-Mail-Kommunikation sorgen dafür, dass Beratung, Angebotseinholung und Vertragsverwaltung oft über verschiedene Kanäle und Systeme erfolgen. Ein typisches Beispiel: Für eine einfache Gewerbeversicherung müssen Makler Kundendaten im eigenen MVP erfassen, diese anschließend händisch in ein Vergleichssystem übertragen, zusätzlich im Versicherer-Extranet Angebote berechnen und die Ergebnisse wiederum in die eigene Beratungsdokumentation übernehmen. Medienbrüche und doppelte Dateneingaben sind an der Tagesordnung – ein klarer Effizienzverlust.
Poolplattformen versprechen hier Abhilfe. Sie bündeln Prozesse, schaffen Schnittstellen zu Versicherern und Vergleichssystemen und ermöglichen so, dass Makler viele Schritte aus einer Hand erledigen können. Eine Schadenmeldung etwa könnte direkt aus der Kundenakte heraus an den Versicherer übermittelt, zugleich im MVP archiviert werden und über bidirektionale Schnittstellen fallabschließend begleitet werden. Oder die Beratung zu einem BU-Risiko könnte mit einem Klick in ein Dokumentationstool überführt werden, das revisionssicher arbeitet.
Doch die Kehrseite liegt in der Gefahr der digitalen Abhängigkeit. Nutzt ein Makler ausschließlich die Komplettlösung eines Pools, besteht die Gefahr, dass er sein Geschäftsmodell und seine Prozesse zu stark an die Vorgaben der Plattform anpassen muss. Will er später etwa ein neues MVP oder ein spezialisiertes Vergleichssystem einsetzen, kann dies durch fehlende Schnittstellen oder restriktive Strukturen erschwert werden. Idealerweise bleibt der Makler frei in der Wahl seines bevorzugten Maklerverwaltungsprogramm (MVP), dass über eine gut ausgebaute BiPRO-Konnektivität zur Poolplattform verfügt. So bleibt der Makler dauerhaft im Besitz aller relevanten Daten, auch wenn er einmal die Poolplattform wechseln möchte.
Die Praxis zeigt: Makler wünschen sich Plattformen, die Effizienzgewinne schaffen, ohne die eigene Gestaltungsfreiheit einzuschränken. Eine moderne Lösung sollte daher modular aufgebaut sein und Konnektivität zu bestehenden Systemen sicherstellen. So könnte ein Makler beispielsweise sein bevorzugtes MVP weiterhin nutzen, gleichzeitig aber über die Plattform automatisierte Prozesse wie Kampagnenmanagement, Schadenbearbeitung oder digitale Unterschriften abwickeln. Damit bleibt er flexibel, behält die Kontrolle über seine Daten und profitiert dennoch von den Effizienzvorteilen einer zentralen Lösung.
Die Kunst einer guten Poolplattform liegt also darin, den Spagat zwischen Effizienzsteigerung und digitaler Autonomie zu meistern. Sie sollte den Makler dort entlasten, wo Standardisierung sinnvoll ist – etwa bei Schadenmeldungen, Antragsstrecken oder Dokumentation – und gleichzeitig offene Schnittstellen bereitstellen, die die Unabhängigkeit und Zukunftsfähigkeit des Maklers sichern. Nur dann wird aus einer Plattform tatsächlich ein Werkzeug, das die Branche nach vorne bringt, anstatt neue Abhängigkeiten zu schaffen.
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