Der Krimi geht weiter: Weltpolitische Spannungen und der Handelskonflikt zwischen den USA und China könnte die 5G-Lieferketten künftig aufspalten.

 

Die sind bislang noch recht übersichtlich – Huawei aus China beherrscht die 5G-Infrastruktur, Qualcomm aus den USA die Chip-Herstellung. Das ist jedoch schon bald passé.

In seinem aktuellen Kommentar erläutert Yan Taw Boon, Portfoliomanger des Neuberger Berman 5G-Connectivity-Fonds, mit welchen Herausforderungen Investoren beim Thema 5G derzeit konfrontiert sind und weshalb hier aktives Management besonders wichtig sein kann.

  • 5G-Nachfrage ist durch Corona-Pandemie explodiert, gleichzeitig geht der Konflikt zwischen den USA und China in die nächste Runde und US-Exportkontrollen behindern globale 5G-Lieferketten
  • Doch Huawei ist gewappnet und arbeitet vermehrt mit asiatischen Chip-Herstellern zusammen
  • Insgesamt stellt die starke Stellung von Huawei beim Ausbau der 5G-Infrastruktur zunehmend ein welt- und sicherheitspolitisch sensibles Thema dar
  • Investment-Chancen: Anleger können zwar langfristig von diesem Megatrend profitieren, aktives Management ist jedoch in diesem komplexen Anlageuniversum wertvoll

Die immer größere wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von 5G zeigt sich schon darin, dass selbst in dieser ereignisreichen Zeit sehr viel darüber berichtet wird.

Schon vor der Coronakrise hieß es aus der Branche, dass Homeoffice, Connected Entertainment und Telemedizin boomen würden, sobald sich 5G etabliert habe. Durch Corona ist die Nachfrage aber schon jetzt explodiert. Die Erfahrungen mit schwachen 4G-Verbindungen haben die 5G-Einführung noch dringlicher gemacht. Zugleich kam es nicht nur beim Außenhandel zu neuen Spannungen zwischen China und den USA. Einmal mehr geriet das chinesische Unternehmen Huawei ins Visier, einer der weltweit führenden Anbieter von 5G-Infrastruktur.

Die US-Regierung versucht jetzt noch intensiver, Huawei von seinen weltweiten Zulieferern abzuschneiden. Nicht-amerikanische Unternehmen brauchen jetzt eine Genehmigung, um US-Technolgien und US-Software für Huawei zuliefern zu dürfen. Auch ist Huaweis Chief Financial Officer Meng Wanzhou letzten Monat mit ihrem Versuch gescheitert, ihre Auslieferung von Kanada an die USA zu verhindern, wo man ihr Betrug und die Verletzung von Sanktionen vorwirft. Huawei hat sich aber bereits seit einiger Zeit darauf vorbereitet.

Erstmals war Wanzhou vor gut 18 Monaten festgenommen worden und bereits vor über einem Jahr haben die USA ihr eigenes 5G-Unternehmen Qualcomm gezwungen, sich Lieferungen an Huawei genehmigen zu lassen. Huawei nutzt daher schon jetzt weniger Qualcomm-Chips und entwickelt mit seiner Tochtergesellschaft HiSilicon eigene. Sie sollen von asiatischen Produzenten wie Taiwan Semiconductor Manufacturing hergestellt werden.

Weil die neuen US-Exportkontrollen das erschweren könnten, hat Huawei aber auch seine Beziehungen zu anderen chinesischen Chip-Herstellern und -Entwicklern wie MediaTek und Unisoc ausgebaut. Es gibt kaum Zweifel daran, dass vor allem die 5G-Chips von MediaTek von ähnlicher Qualität sein werden wie die der internationalen Wettbewerber.

5G-Allianz gegen China

Gleichzeitig macht gerade die chinesische Chip-Produktion anderen Ländern Sorgen. So ist die starke Abhängigkeit von Huawei bei der 5G-Infrastruktur ein welt- und sicherheitspolitisch sensibles Thema.

Am ausgeprägtesten sind die Bedenken in Großbritannien und Kontinentaleuropa, wo die integrierte Mobiltechnologie schon weit fortgeschritten ist. Gerade erst hat Großbritannien mitgeteilt, die Rolle von Huawei bei 5G erneut prüfen zu wollen. Das Land brachte eine „5G-Allianz der Demokratien“ ins Gespräch, um weniger chinesische Technologie zu nutzen.

Die bislang sehr übersichtliche weltweite Lieferkette – Huawei beherrschte die 5G-Infrastruktur, Qualcomm die Chip-Herstellung – könnte deshalb bald passé sein. Denkbar ist eine Aufteilung nach Ländern und auch eine noch weitere Fragmentierung ist nicht auszuschließen.

Unter den Chip-Entwicklern und -Herstellern dürften chinesische Firmen weiter vom Rückzug von Qualcomm profitieren. Auch glauben wir, dass sich die asiatischen Unternehmen von der zusätzlichen Bürokratie nicht abschrecken lassen und Huawei weiter beliefern werden. Letzteres könnte den Unternehmen, welche die von Huawei hinterlassene Lücke in der europäischen 5G-Infrastruktur füllen, Vorteile bringen.

Huawei dürfte bei der 5G-Infrastruktur in China führend bleiben. Aber durch die jüngsten Entwicklungen bieten sich in Europa neue Chancen für Nokia und Ericsson. Aber auch für Samsung entstehen neue Möglichkeiten, vielleicht sogar in Europa und den USA, höchstwahrscheinlich aber in Indien und dem übrigen Asien.

Eiserner Vorhang

Wem das alles zu kompliziert erscheint, sollte sich eines klarmachen: 5G wird durch diese Entwicklungen vom gleichen eisernen Vorhang geteilt wie die übrige digitale Welt – mit Google, Facebook, WhatsApp und Amazon auf der einen Seite und Baidu, Tencents WeChat und Alibaba auf der anderen.

All dies macht 5G zu einem besonders komplexen, vielfältigen und dynamischen Investment-Thema, das passive 5G-Anlagen erschwert. Damit Anleger vom 5G-Megatrend profitieren können, halten wir ein aktives Management für sinnvoll, da das 5G-Investmentuniversum rasant wächst und sich weiterentwickelt. Ein multidisziplinäres Investment-Team mit umfassenden Branchenkenntnissen versteht die 5G-Wertschöpfungskette und ist in der Lage, Unternehmen zu identifizieren, die fähig sind, aus 5G Kapital zu schlagen. Dazu gehören auch Unternehmen, die nicht im Technologiesektor tätig sind und 5G-bezogene Produkte herstellen, wie zum Beispiel Medical-Connected-Healthcare- oder Mobile-Insurance-Angebote.

Wir bei Neuberger Berman sind davon überzeugt, dass die 5G-Konnektivität potenziell eines der größten und wichtigsten Wachstums-Investitionsthemen seit Jahrzehnten ist. Schätzungen zufolge wird 5G bis 2035 Wirtschaftspotenziale in Höhe von 13,2 Billionen US-Dollar freisetzen und über 22 Millionen Arbeitsplätze schaffen – und nicht einmal ein eiserner Vorhang, der die Lieferkette teilt, wird die Einführung von 5G behindern.

 

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