Anlegerschützer haben die Bundesregierung in der Debatte um die Folgen des Wirecard-Skandals aufgefordert, auf eine Haftungsgrenze für Wirtschaftsprüfungsgesellschaften künftig komplett zu verzichten.

 

“Die Haftung der Wirtschaftsprüfer auszuweiten, ist überfällig. Wir stellen die Haftungsgrenze für Wirtschaftsprüfer aber auch grundsätzlich infrage”, sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, der Düsseldorfer “Rheinischen Post” (Mittwoch). “Warum braucht man für Wirtschaftsprüfer überhaupt eine Haftungsgrenze? In anderen Branchen wird die Haftung ja auch nicht begrenzt”, fragte Tüngler. “Wer als Kontrolleur nicht voll umfänglich haften muss, dessen Testat ist am Ende nicht viel wert”, sagte der DSW-Vertreter. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will die Haftungsgrenze für Wirtschaftsprüfer von derzeit vier Millionen Euro bisher nur auf den Prüfstand stellen. Schadenersatzklagen im Wirecard-Skandal gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young “sprießen gerade wie Pilze aus dem Boden”, berichtete Tüngler. Die DSW habe bereits rund 15.000 Anfragen von Wirecard-Anlegern registriert. Seit dem 1. Januar 2020 dürften Anleger wegen einer Gesetzesänderung nur noch bis zu 10.000 Euro aus einem Totalverlust mit Gewinnen im Aktienhandel verrechnen. “Das ist für viele Anleger, denen ein Totalverlust bei Wirecard droht, ein Riesenproblem. Wir fordern den Gesetzgeber auf, die Änderung rückgängig zu machen und die Grenze aufzuheben”, sagte Tüngler.

 

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