Gold und Platin als Wertspeicher – Opportunitätskosten bleiben auch im kommenden Jahr gering – Value-Anleger entdecken Minenwerte

 

Marktkommentar von von Nico Baumbach, der Autor ist im Fonds- und Portfoliomanagement der SIGNAL IDUNA Asset Management tätig und verantwortet unter anderem den Goldfonds HANSAgold und den Edelmetall-Mischfonds HANSAwerte.

Es ist bald zwei Jahrzehnte her, dass die Automobilindustrie in ihren Benzinkatalysatoren die Substitution des damals deutlich teureren Platins durch das ungleich günstigere Palladium forcierte. Dafür sprach sicherlich auch, dass dieser Preisabstand sehr stabil verlief.

Seit einigen Monaten werden Anleger auf eine Rolle rückwärts eingestimmt. Denn das seinerzeitige Preisverhältnis hat sich ins Gegenteil verkehrt, weswegen Fahrzeughersteller und Zulieferindustrie erwägen, jetzt wieder auf Platin basierende Katalysatoren zum Einsatz zu bringen.

Platin könnte also eine Aufwertung erfahren. Und da dieses Metall auch über einen – wenn auch im Vergleich zu Gold geringer ausgeprägten – Wertaufbewahrungscharakter verfügt, sollten langfristig denkende Anleger hier allokieren. Denn der bei Gold dominierende Wertaufbewahrungscharakter wird gefragt bleiben. Schließlich sind alle fundamentalen Werte bedauerlicherweise intakt.

Staatsverschuldung und niedrige Zinsen stützen

Daran ändert auch der 9. November nichts: Der Preis für die Feinunze des gelben Metalls fiel an diesem Tag um etwa 100 US-Dollar oder gut 5 Prozent. Als Ursache dieser Marktbewegung wurde von vielen Analysten die just publizierte Nachricht identifiziert, ein Impfstoff gegen Covid-19 habe in einer Studie seine hohe Wirksamkeit unter Beweis gestellt. Abseits der dadurch gesunkenen Risikoaversion der Anleger gibt es jedoch keinen fundamentalen Zusammenhang zwischen Gold und einem entsprechenden Impfstoff.

Fundamental macht Gold als Investition vor allen Dingen Sinn, wenn es als Alternative zu den beliebig vermehrbaren Papierwährungen begriffen wird. Und hier bleibt das Schutzbedürfnis über 2021 hinaus groß – auch nach der vielleicht am Horizont winkenden Eindämmung oder gar Ausrottung von Covid-19. Denn die weltweite Staatsverschuldung wird hoch bleiben und vermutlich – auch ohne Covid-19 – weiter steigen. Zu gering ist die Reformbereitschaft vieler Länder.

Die Notenbanken ihrerseits – insbesondere die EZB und die FED – werden auf absehbare Zeit nichts Einschneidendes an ihrer Zinspolitik verändern. Das gilt insbesondere in Europa – und voraussichtlich selbst für den Fall, dass die Inflation zurückkehren sollte. Denn Länder wie Italien könnten sich ein höheres Zinsniveau gar nicht leisten. Die US-Amerikaner wiederum haben mit Blick auf die Handelsbilanz kein Interesse daran, ihre eigene Währung durch höhere Zinsen zu stärken. Darin unterscheidet sich Joe Biden nicht von Donald Trump.

Dann aber weist Gold gegenüber Renten weiterhin nur geringe Opportunitätskosten in Form entgangener Zinsen auf – und sollte deshalb mit einer festen Quote von 5 bis 10 Prozent des eigenen Vermögens allokiert werden. Wer die feste Quote durch Re-Balancing bei steigenden wie fallenden Goldpreisen konstant hält, braucht sich darüber hinaus beim Einstieg auch wenig Gedanken über Timing-Aspekte zu machen.

Insbesondere Gold-Minenaktien attraktiv

Die dauerhaft niedrigen Zinsen treiben auch die Minenaktien. Denn das kapitalintensive Geschäft der Betreiber lässt sich so weiterhin billig refinanzieren. Da die Kosten auch beim noch wichtigeren Energieeinsatz gering bleiben, erweist sich die übliche Kalkulationsbasis der Förderkosten als ausgesprochen konservativ. Für Gold liegen diese im Durchschnitt zwischen 1.000 und 1.100 USD je Feinunze – im Angesicht historisch hoher Marktpreise sind die freien Cash-Flows dieser Bergbauunternehmen extrem positiv.

Blickt man dann noch auf den im Vergleich zu vielen Emerging-Market-Währungen festen Greenback, erwirtschaften die Anbieter für ihre in lokaler Währung angefallenen Kostenkomponenten auf dem in US-Dollar abrechnenden Weltmarkt einen zusätzlichen Ertrag.

Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse bewegen sich gleichwohl noch auf vergleichsweise erträglichen Niveaus. So schauen nun auch Investoren, die diesen Sektor bislang gemieden und sich auf klassische Branchen konzentriert hatten, begehrlicher auf diese Werte. Angesichts der überwiegend geringen Marktkapitalisierung stehen Anlegern, die größere Anlagesummen investieren wollen, allerdings nur einige wenige Schwergewichte zur Auswahl. Und selbst für diese sind Tagesbewegungen von 5 bis 7 Prozent nicht ungewöhnlich.

Wie bei Gold selbst gilt also auch bei den Minenwerten die alte Erkenntnis „In der Ruhe liegt die Kraft“. Eine Impfung hierfür ist allerdings noch nicht in Sicht.

 

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