Die Märkte scheinen bereits eingepreist zu haben, dass die US-amerikanische Zentralbank ihre geldpolitischen Maßnahmen zurückfahren will.

 

Offen bleibt allerdings, wann dies geschehen soll, sagen Jean-Marie Mercadal, Head of Investment Strategies, und Eric Bertrand, Chief Investment Officer, beide bei OFI Asset Management:

„Die Märkte hatten lange damit gerechnet, dass der Fed-Vorsitzende Jerome Powell eine Drosselung der Anleiheankäufe ankündigen würde. Tatsächlich erwähnte Powell in seiner Rede auf dem jährlichen Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole eine mögliche Reduzierung noch in diesem Jahr, ohne jedoch einen genauen Zeitpunkt zu nennen. Das beruhigte Anleger an den Finanzmärkten.

Trotz einer Inflation von mehr als 5,0 Prozent und eines massiven Beschäftigungsaufbaus in den USA, der die Arbeitslosenquote auf 5,4 Prozent gedrückt hat, gelang es Powell also, Marktteilnehmer auf eine geringere geldpolitische Unterstützung vorzubereiten, ohne dass dies Auswirkungen auf die Renditen langfristiger US-Anleihen hatten. Sie rentierten weiterhin bei 1,3 %.

Die EZB, die sich in dieser Frage mehrere Monate lang zurückgehalten hat, zog nach der Veröffentlichung der Inflationszahlen für die Eurozone (3,0 % Gesamtinflation, davon 1,6 % Kerninflation) eine Verlangsamung der Käufe in Erwägung. Das würde allerdings lediglich eine Anpassung des im Pandemie-Notkaufprogramm (PEPP) festgelegten Betrags bis März 2022 bedeuten.

Vor diesem Hintergrund erwarten wir einen allmählichen Anstieg der Anleiherenditen bis zum Jahresende sowohl in den USA (10-jährige US-Treasuries bis auf 1,75 %) als auch in Europa (10-jährige Bundesanleihen bis auf – 0,20 %). Ein solche Entwicklung wird unserer Einschätzung nach keine großen Preisschwankungen an den Märkten auslösen.

Auch von den Unternehmen an den Anleihemärkten scheint keine Gefahr auszugehen. Sie haben ihre Bonität verbessert. Wir denken, dass die Suche von Anlegern nach Rendite sowie die Anleihekäufe der Zentralbanken – selbst in reduziertem Umfang – die Risikoaufschläge auf ihrem aktuell recht engen Niveau halten. Wir erwarten keine weitere Verengung der Spreads für Hochzinsanleihen. Verglichen mit anderen Anlageklassen bleiben die Renditen attraktiv und werden die Nachfrage nach dieser Anlageklasse weiter stützen.

Das größte Risiko wäre ein unkoordinierter und zu schneller Zinsanstieg, wenn die Zentralbanken aufgrund einer anhaltend hohen Inflation unter Handlungsdruck gerieten. Ein solches Szenario halten wir jedoch derzeit für wenig wahrscheinlich.“

 

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