Worauf sich Investoren in den nächsten Monaten einstellen sollten, erläutert Jean-Marie Mercadal, Head of Investment Strategies bei OFI Asset Management:

 

„Bislang wurden die Märkte in diesem Jahr durch das Zusammenwirken zweier sehr starker Kräfte angetrieben: der Fortsetzung eines robusten wirtschaftlichen Aufschwungs und der Beibehaltung einer sehr akkommodierenden Geldpolitik, die für reichlich Liquidität gesorgt und die Renditen trotz des Inflationsanstiegs auf einem sehr niedrigen Niveau gehalten hat. So haben die Aktienmärkte zum einen von einer deutlichen Verbesserung der Unternehmensbilanzen, die über den Erwartungen lag, profitiert, und zum anderen aber auch von den überraschend niedrigen Anleiherenditen.

Die Zukunft dürfte deutlich komplizierter werden, da viele gute Nachrichten bereits an den Kapitalmärkten eingepreist zu sein scheinen. So könnte der Höhepunkt des Wirtschaftsaufschwungs bereits erreicht sein. Der aktuelle Preisanstieg könnte die Konsumlaune verschlechtern. Gerade die deutlich steigenden Energiepreise sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür. Produktknappheit, wie Halbleiter oder Holz, und Arbeitskräftemangel haben bestimmte Branchen besonders betroffen. Und das Wiederaufflammen der Covid-Epidemie spielt auch eine Rolle. In China verlangsamt sich zudem gerade das Wirtschaftswachstum.

Letztendlich erwarten wir bis zum Jahresende Märkte ohne einen wirklichen Trend, wobei die Phasen wahrscheinlich volatiler sein werden als in der ersten Jahreshälfte. So ist die Absicht der US-Notenbank, die Geldpolitik zurückzufahren, bereits eingepreist. Die EZB, die sich in dieser Frage mehrere Monate lang zurückgehalten hat, erwägt nun doch, ihre Anleihenkäufe zu verlangsamen. Dies würde jedoch nur eine Anpassung des im Pandemie-Notkaufprogramm (PEPP) festgelegten Betrags bis März 2022 bedeuten.

Wir erwarten bis zum Jahresende einen allmählichen Anstieg der Anleiherenditen, sowohl in den USA (US-Treasuries bis zu 1,75 %) als auch in Europa (Bundesanleihen bis zu – 0,20 %). Aber eine solche Entwicklung wird eher keine größeren Kursschwankungen an den Märkten auslösen.

Auch an den Unternehmensanleihemärkten scheint keine Gefahr zu lauern. Die Firmen haben ihre Kreditqualität verbessert. Die Suche der Anleger nach Rendite und die Anleihekäufe der Zentralbanken werden – wenn auch in geringerem Umfang – die Risikoprämien wohl auf ihrem derzeitigen, eher engen Niveau halten. Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Spreads von Hochzinsanleihen weiter einengen werden. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen bleiben die Renditen attraktiv und werden die Nachfrage weiterhin stützen.

Das größte Risiko wäre aus unserer Sicht ein unkoordinierter und zu schneller Anstieg der Zinssätze, wenn die Zentralbanken aufgrund der anhaltend hohen Inflation unter Handlungsdruck geraten. Wir halten ein solches Szenario derzeit jedoch für unwahrscheinlich.“

 

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