Aufgrund permanenter Kursveränderungen verschiebt sich die Zusammensetzung des Portfolios laufend – Das kann zu Unwuchten und möglicherweise ungewollten Risiken in Anlegerportfolios führen – Wie aber funktioniert ein regelmäßiges Rebalancing und wie oft sollten Anleger es durchführen?

 

Das vergangene Jahr lief ganz hervorragend für Aktienanleger. Gemessen am MSCI World Index legten globale Aktien rund 31 Prozent zu. Gleichzeitig kamen Staatsanleihen aus den Industrieländern aufgrund steigender Zinsen unter Druck. Gemessen am JP Morgan Global Government Bond Index büßten sie per Saldo in 2021 etwa 1,8 Prozent ein. Solche Unterschiede in der Entwicklung der einzelnen Anlageklassen gibt es laufend. Wie auch aktuell. Ausgelöst durch fast schon historisch hohe Inflationsraten, schnell steigende Zinsen, Rezessionssorgen und nicht zuletzt geopolitische Risikofaktoren haben wir es seit Jahresbeginn mit erheblichen Kursschwankungen an den Finanz- und Kapitalmärkten zu tun.

„Diese laufende marktgetriebene Bewegung der einzelnen Wertpapiere, die dabei meist auch in unterschiedliche Richtungen erfolgt, können für langfristig ausgerichtete Anleger durchaus ein Problem darstellen“, macht Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board (FPSB) Deutschland, klar. „Denn wer ein Vermögen aufbauen möchte, hat in der Regel eine Vermögensallokation aus Aktien, Anleihen und möglicherweise weiteren Anlageklassen, die genau zum Anlageziel und zur Risikotragfähigkeit des einzelnen passt. Doch die Kursentwicklung verändert diese Allokation immer wieder.“

Verschiebung der Gewichtung durch laufende Kursbewegungen

Am besten lässt sich das an einem Beispiel zeigen. Angenommen, ein Anleger hat ein ausgewogenes Portfolio aus 50 Prozent Aktien und 50 Prozent sicheren Staatsanleihen. „Aufgrund steigender Aktienkurse bei gleichzeitig fallenden Anleihekursen kann es nun passieren, dass dieser Anleger plötzlich einen Anteil von 60 oder sogar 70 Prozent Aktien im Portfolio hat, dafür deutlich weniger festverzinsliche Wertpapiere“, so Tilmes. „Damit passt die Allokation nicht mehr zum Anlegerprofil.“

Zu solchen Verschiebungen kann es auch innerhalb der Anlageklassen selbst kommen. In den vergangenen fünf Jahren zum Beispiel legte der MSCI World Information Technology Index jedes Jahr doppelt so stark zu wie der marktbreite MSCI World Index. „Wer gut diversifiziert in den Aktienmarkt investiert hat, hat vermutlich am Ende ein deutlich höheres Gewicht an Technologieaktien wie zu Beginn seines Investments“, folgert Prof. Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance & Wealth Management & Sustainability Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel, ist.

Die Konsequenz: Anleger können – aufgrund einer höheren Aktienquote oder einer höheren Gewichtung an Technologieaktien – plötzlich mit Kursschwankungen in ihrem Portfolio konfrontiert sein, die sie so nie haben wollten. Umgekehrt kann es auch passieren, dass ein Investor, der risikofreudig und chancenorientiert ist, nach einiger Zeit ein viel zu stark auf Sicherheit ausgelegtes Portfolio hat.

„Aus diesem Grund ist es so wichtig, die passende Ausgangsallokation in regelmäßigen Abständen immer wieder herzustellen“, erklärt Tilmes. Wer zum Beispiel aufgrund der Marktbewegung statt 50 Prozent 70 Prozent Aktien in seinem Portfolio hat, muss so lange Aktien verkaufen und Anleihen nachkaufen, bis die Ausgangsallokation von jeweils 50 Prozent wieder hergestellt ist. Das hat einen interessanten Nebeneffekt: „Sie gehen damit antizyklisch vor“, sagt der Finanzexperte. „Statt Gewinnern hinterherzulaufen, kauft man so die Anlageklasse nach, die schlecht gelaufen und damit günstiger geworden ist, und nimmt bei der Assetklasse, die sich besser entwickelt hat, Gewinne mit.“

Rebalancing ja, aber nicht zu oft

Langfristig, das zeigen wissenschaftliche Analysen, zahlt sich diese antizyklische Vorgehensweise, mit der Anleger ihr Bauchgefühl ausschalten, aus. „Allerdings dürfen Anleger das auch nicht zu oft machen“, warnt Tilmes, „weil damit Kosten verbunden sind, die zu Lasten des Anlageergebnisses gehen.“ Er rät dazu, das Rebalancing eher ein- oder höchstens zweimal im Jahr durchzuführen. Jedoch braucht es dafür auch ein hohes Maß an Disziplin. „Es ist nicht einfach, Gewinnerpositionen abzubauen und eine schlecht laufende Anlageklasse dafür nachzukaufen“, sagt der FPSB-Vorstand.

Und was sich bei den Anlageklassen noch recht einfach anhört, kann bei der regionalen oder der sektoralen Aufteilung innerhalb einer Anlageklasse zudem schwieriger werden. Deshalb kann es hilfreich sein, auch das Rebalancing von einem erfahrenen Finanzprofi durchführen zu lassen. Aufgrund ihrer hervorragenden Ausbildung und laufenden Weiterbildung gelten die vom FPSB zertifizierten CFP® -Professionals als Experten für Finanzplanung und den langfristigen Vermögensaufbau. Bei ihnen können Anleger zudem sicher sein, dass sie ganz im Sinne ihrer Kunden handeln und diese beraten.

Blick auf die ganzheitliche und individuelle Asset Allokation nicht vernachlässigen

Und eines wird häufig in der Beratungspraxis außer Acht gelassen. Das Thema Rebalancing auf Depotebene bzw. in Bezug auf das gesamte liquide Vermögen, was grundsätzlich sehr wichtig ist, sollte zusätzlich mit dem Gesamtvermögen und entsprechender Zielvorstellungen gespiegelt werden. Passt meine aktuelle Aktienquote zum Gesamtvermögen? Hier kann man dann im Rahmen der ganzheitlichen Beratung durch die zertifizierten CFP® -Professionals nochmals zu anderen individuellen Ergebnissen kommen. Eine beispielsweise Aktienquote von 50% im Depot bedeutet in Bezug auf das Gesamtvermögen incl. Immobilien etc. eine Aktienquote von x%, welche dann wiederum sehr niedrig und konservativ sein kann. Da gilt es sich die Fragen zu stellen, was bedeutet für mich „Risiko“, mehr Schwankungsintensität oder mehr Verlustrisiko? Welchen Teil des Vermögens benötigt man, wenn alles schief geht? Welchen Schwankungen darf das Gesamtvermögen unterliegen?

 

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