Marktkommentar von Dr. Otmar Lang, Chefvolkswirt der TARGOBANK

 

Der ZEW-Frühindikator, Stimmungsmesser für die Konjunktur in Deutschland, ist zum sechsten Mal in Folge gestiegen – eine gute Nachricht für den DAX. Denn der ist in den vergangenen 20 Jahren stets dem ZEW gefolgt.

Damit ist der ZEW-Indikator weitaus zuverlässiger für die Prognose der DAX-Entwicklung als so manche Gewinnprognose der Aktienanalysten. Diese rechnen etwa aufgrund der anhaltenden Konjunkturverschlechterung aktuell nur noch mit einem weltweiten Anstieg der Unternehmensgewinne von knapp drei Prozent. Für Deutschland liegen die erwarteten Zuwächse für das laufende Jahr sogar bei fast null.

Und dennoch steigen seit Jahresbeginn deutsche Aktien – der DAX legt bis heute rund 11 Prozent zu. Wie kann das sein?

Die Antwort liegt im unterschiedlichen Timing: Unternehmensanalysten warten für die Berechnung ihrer Gewinnprognosen oft erst einmal die Wachstumsprognosen ihrer Kollegen von der Fundamentalanalyse ab. Daher sind die Aktienanalysten mit ihren Prognosen vergleichsweise spät dran. Das Ergebnis: Die Gewinnrevision nach unten ist auch dann noch ein Thema, wenn die Aktienkurse schon wieder steigen.

Der ZEW-Frühindikator wird monatlich vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim ermittelt. Er spiegelt die mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Finanzanalysten und institutionellen Investoren wider.

Schon häufiger kam es in der Vergangenheit vor, dass der ZEW-Index zuverlässig Wendepunkte für die Aktienmärkte voraussagte. Die Korrelation allein für die letzten zehn Jahre beläuft sich auf fast 60 Prozent (siehe Grafik). Der abermalige Anstieg des Indikators stützt also fundamental die Aufwärtsbewegung des DAX ab. Weiteren Rückenwind bekommen deutsche Aktien aktuell von der besseren Stimmung in China. Zwar ist die Substanz für weitere Kursgewinne derzeit eher noch dünn, doch die Tendenz bleibt positiv.

Die heute parallel zum ZEW-Index veröffentlichte Abwärtsrevision des deutschen BIP-Wachstums durch die Wirtschaftsweisen stört dieses Gesamtbild nicht wesentlich. Schließlich haben die Wirtschaftsweisen ihre Prognosen nur an das Szenario angeglichen, das den Finanzmärkten bereits seit einiger Zeit bekannt ist.

 

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