ESG-Strategie der Vermögensverwalter muss für nachhaltigen Erfolg mehr sein als bloße Pflichtübung

 

Nachhaltigkeit gilt längst nicht mehr als reiner Kostenfaktor, sondern erscheint vielen Anlegern als vielversprechende Ergänzung ihres Vermögensportfolios – und gelangt daher in den Fokus im Bereich Asset Management. Allein zwischen 2017 und 2019 haben sich in der DACH-Region institutionelle ESG-Investments von 176 Mrd. Euro auf 576 Mrd. Euro verdreifacht, während private Anlagen im gleichen Zeitraum sogar von 58 Mrd. Euro auf 252 Mrd. Euro um das Vierfache zulegten. Dieser starke Anstieg wurde bisher vor allem vom Schweizer Markt vorangetrieben, auf den 2019 75% der ESG-Anlagen im deutschsprachigen Raum zurückzuführen waren.

Wie die aktuelle Studie “Finding a sustainable path through the ESG jungle” von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, zeigt, wird sich der ESG-Anteil an den gesamten verwalteten Kundengeldern auch zukünftig positiv entwickeln. Dazu zeichnet die Studie drei Szenarien auf: Sofern die weitere EU-Regulierung traditionelle Investmentstrategien nach wie vor ermöglicht und reguläre Fonds die dominierende Asset-Klasse bleiben, werden ESG-Angebote linear mit dem Gesamtvolumen wachsen und 2024 einen Anteil von 15 bis 20% in der DACH-Region ausmachen. Das Volumen von ESG-Anlagen würde dabei bis 2024 auf 1,2 Bio. Euro ansteigen. Bieten die gesetzlichen Vorgaben dagegen klare Anreize für Investoren, in ESG-konforme Fonds zu investieren, würde der ESG-Anteil am Gesamtvolumen kontinuierlich wachsen und 2024 bis zu 30% erreichen, was dann einem AuM-Volumen von 2,1 Bio. Euro entspräche. Bei sehr starken regulatorischen Anreizen sowie einem hohen Maß an Eigenmotivation seitens der Investoren könnte der ESG-Anteil bis 2024 beschleunigt sogar auf 55% steigen und so mit einem Volumen von 3,8 Bio. Euro zur dominierenden Assetklasse werden.

“Der massive ESG-Trend lässt sich selbst durch die aktuelle COVID-19-Pandemie nicht aufhalten, sondern wird unseren Auswertungen zufolge dadurch sogar noch zusätzlich beschleunigt. Asset Manager müssen sich entscheiden, ob sie ESG-Vorgaben weiter als reines Pflichtthema betrachten oder sich stattdessen über ein spezifisches Angebot vom Wettbewerb differenzieren wollen. Wer deutlich über die regulatorischen Minimalanforderungen hinausgehen möchte, sollte ESG auch jenseits des Produktportfolios im eigenen Unternehmensleitbild verankern und Marktentwicklungen proaktiv vorantreiben, und nicht nur auf weitere regulatorische Anreize für Investoren zu hoffen. Immer anspruchsvollere Anleger zwingen Vermögensverwalter, jetzt eine umfassende Strategie aufzusetzen, um der zunehmenden Komplexität im ESG-Dschungel mit durchdachten Angeboten zu begegnen”, kommentiert Robert Bischof, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland.

Abhängig von der Marktpositionierung der Asset Manager ergeben sich verschiedene Ansätze, sinnvoll auf den anhaltenden ESG-Trend zu reagieren. Reine Skalenplayer mit einem breiten Angebot bei gleichzeitig relativ niedriger Kostenbasis sollten den differenzierenden Kostenfaktor auch in ihre ESG-Strategie übersetzen und ihr Angebot am regulatorischen Minimum ausrichten sowie beispielsweise die Kostenführerschaft bei automatisierten ESG-Reporting-Lösungen anstreben. Sogenannte Wertschöpfungskettenintegratoren können ihr Angebot strategisch um aktiv gemanagte, exklusive ESG-Angebote erweitern und vollumfängliche Frameworks für das Risikomanagement und Reporting entwickeln. Netzwerkmonopolisten, die als organisationseigene Anbieter Teil eines Verbunds sind, sollten sich bei der Entwicklung von Investment- und Reporting-Strukturen eng an den ESG-Vorgaben ihrer Mutterunternehmen orientieren und bezogen auf nachhaltige Investmentangebote auch Joint Ventures oder das Outsourcing einzelner Bereiche in Betracht ziehen. Produktinnovatoren mit einem Fokus auf Nischenangeboten müssen ihre ESG-Positionierung klar an den vorhandenen Kernkompetenzen ausrichten, da mangelnde Skaleneffekte keine zweigleisige Strategie erlauben.

“Viele Vermögensverwalter könnten auf ihren eigenen ,Kodak-Moment’ zusteuern, wenn sie nicht zeitnah auf den ESG-Trend reagieren. Neben der Auseinandersetzung mit der eigenen Marktpositionierung braucht es dazu ein vorausschauendes strategisches Risiko-Framework, das die Weiterentwicklung der aktuellen ESG-Vorgaben bereits antizipiert, ebenso wie eine dezidierte ESG-Rolle auf Vorstandsebene, um das Thema konsequent voranzutreiben”, erläutert Dr. Peter Gassmann, Europachef von Strategy& und globaler ESG-Leader bei PwC.

Die vollständigen Ergebnisse der Studie finden Sie unter: https://www.strategyand.pwc.com/de/esg-asset-management.html

 

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