Kommentar von Franck Dixmier, Global CIO Fixed Income, im Vorfeld der FOMC-Sitzung am 20. und 21. September 2022

 

 

  • Wir erwarten eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte auf der nächsten FOMC-Sitzung, sogar 100 Basispunkte sind möglich
  • Angesichts der sich immer stärker ausbreitenden Inflation hat die Fed keine andere Wahl, als über die Normalisierung ihrer Geldpolitik und den neutralen Zinssatz hinauszugehen
  • In Anbetracht der jüngsten Aufwärtskorrektur der Anleiherenditen und der Markterwartungen dürfte diese Sitzung keine größeren Überraschungen für die Märkte bringen.

Auf dem Symposium in Jackson Hole im August verkündete der Vorsitzende der US-Notenbank Jerome Powell mit Nachdruck, dass die Fed fest entschlossen sei, die Inflation zu bekämpfen. Seitdem hat die Inflation erneut negativ überrascht: Der Verbraucherpreisindex (CPI) lag im August bei +8,3 %¹ über ein Jahr, während +8,1 % erwartet worden waren; der Kernverbraucherpreisindex (CPI) steigt immer noch auf +6,3 %, während 6,1 % erwartet worden waren (+5,9 % im Juli).

Mit diesen Zahlen hat die Fed gute Argumente, um ihre Strategie der raschen und deutlichen Zinsanpassungen fortzusetzen. Angesichts eines Preisanstiegs, der sich weiter in der Wirtschaft ausbreitet, ist die Fed zunehmend gezwungen, über eine einfache Normalisierung ihrer Geldpolitik, einer Festsetzung der Zinssätze auf neutralem Niveau, hinauszugehen und eine restriktivere Politik in Betracht zu ziehen.

Mit ihrem raschen und entschlossenen Handeln verfolgt die Fed ein klares Ziel: Sie will auf Nachfrage und Beschäftigung einwirken, um die Lohn-Preis-Spirale zu durchbrechen und die Inflation auf einen Pfad zu bringen, der mit ihrem Preisstabilitätsziel von +2 % vereinbar ist. Sie wird die Zinssätze so lange hoch halten, bis sie überzeugt ist, diesen Pfad erreicht zu haben. Auch wenn dies bedeutet, dass sie die Zinssätze zu einem späteren Zeitpunkt nach unten anpassen muss, wenn sich das wirtschaftliche Umfeld deutlich verschlechtert. Im Moment ist die US-Wirtschaft trotz fortgeschrittener Anzeichen einer Verlangsamung und einer Korrektur auf dem Immobilienmarkt widerstandsfähig. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe² lag im August bei 52,8 Punkten und blieb damit gegenüber Juli unverändert, und das Wachstum im Dienstleistungssektor beschleunigte sich im vergangenen Monat, wobei der ISM-Dienstleistungsindex von 55,4 auf 56,9 Punkte anstieg. Die US-Haushalte greifen auf ihre Ersparnisse zurück, um den Konsum zu stützen.

Wir rechnen daher mit einer Anhebung um 75 Basispunkte auf der nächsten FOMC-Sitzung. Da die Fed jedoch im Oktober nicht tagen wird, schließen wir einen noch größeren Schritt von 100 Basispunkten nicht aus. Diese Prognose liegt im Rahmen des Konsenses, wobei der Markt 75 Basispunkte bei 70 % und 100 Basispunkte bei 30 % erwartet.³

Die aktualisierten Erwartungen der Fed hinsichtlich des künftigen Verlaufs der Leitzinsen (‘dots’) dürften einen Leitzins von über 4 % bis Ende 2023 signalisieren. Angesichts der jüngsten Aufwärtskorrektur der Anleiherenditen und der Markterwartungen, die einen Höchststand der Fed Funds zwischen 4,25 und 4,50 % im zweiten Quartal 2023 bestätigen würden, dürfte diese Sitzung keine größeren Überraschungen für die Märkte bringen.

¹Quelle/Source: Bureau of Labor Statistics

²Quelle/Source: Institute for Supply Management

³Quelle/Source: World Interest Rate Probability, Bloomberg, 14/09/22

 

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