Die ESMA hat jüngst wieder ihren statistischen Jahresbericht ‘Performance and Costs of EU Retail Investment Products’ vorgelegt.

 

Wir haben für Sie die wichtigsten Trends herausgefiltert: Die ESMA untersucht dort EU-weit die Wertentwicklung und Kosten von Fonds über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren. Den Bericht des Vorjahres hatten wir in ‘k-mi’ 16/20 ausführlich besprochen. Die aktuelle ESMA-Statistik umfasst die Entwicklung von EU-Privatanlegerprodukten in den Jahren 2010–2019. Deren Wertentwicklung kann sich sehen lassen:  ++ Aktienfonds zeigten in 2019 eine Brutto-Wertentwicklung von 10,7 %. Im 10-Jahres-Horizont schaffen Aktienfonds sogar eine Wertentwicklung von 11 % p. a.  ++ Anleihenfonds schaffen in 2019 6,5 % (5,1 % über 10 Jahre, Mischfonds 6 % (6,3 % über 10J).

Zudem sinken die Kosten langsam, aber stetig. Die ESMA ermittelt für Aktienfonds und Mischfonds in 2019 einen Wert von 1,6 %, was immerhin 10 Basispunkte niedriger ist als in den Vorjahren. Für Anleihenfonds liegen die Kosten bei 1,2 %. Auf dieser Grundlage weist die EU-Wertpapier-Aufsicht auch die Netto-Performance-Werte aus – sowohl ohne Berücksichtigung der Inflation als auch mit! Bspw. lag die Brutto-Performance von ‘deutschen’ Aktienfonds in 2019 bei 10,7 %. Nach Kosten liegt die Wertentwicklung bei 9,09 %. Berücksichtigt man nun noch die Inflation, die die ESMA gemäß Eurostat für Deutschland im Jahr 2019 mit 1,94 % angibt, sinkt die Netto-Performance auf 7,15 %. Nicht, dass dies schlecht wäre, aber es veranschaulicht folgendes: Der Einfluss der Inflation auf die Netto-Performance ist inzwischen – bzw. für 2019 –  höher als die Auswirkungen der Fondskosten. Und dieser Effekt dürfte sich in den Jahren 2020 und 2021 natürlich noch verstärken: Nicht, dass Kosten weiterhin kein sensibles Thema sind, aber die Inflation wird wohl künftig zum wahren Performance-Killer!

Die ESMA liefert auch eine Analyse des Management-Typs: Der Marktanteil von ETF und passiv gemanagten Fonds für Aktien liegt mittlerweile (Ende 2019) bei knapp 30 %. Im Vorjahr 2018 waren es noch 25 %. Bei der Langfrist-Bruttowertentwicklung über 10 Jahre haben aktiv gemanagte Aktienfonds mit 11,1 % p. a. die Nase vorn vor ETF (10,5 %) und passiven Fonds (10,7 %). Aufgrund der höheren Kosten von aktiven Fonds ist die Nettoperformance von aktiven Aktienfonds in Durchschnitt etwas geringer als bei ETF und passiven Fonds. Allerdings relativiert sich dieser Kostenfaktor mit der Laufzeit, d. h. je länger der Betrachtungszeitraum, desto geringer die Abstände in der Nettoperformance von aktiv, passiv und ETF. Hier kommt es nicht zuletzt auf das Fonds-Picking an: Die ESMA vergleicht ebenfalls das obere Quartil bzw. die Top-25%-Fonds. Hier haben aktive Strategien gegenüber passiven bei der Bruttoperformance immer die besseren Ergebnisse. Die aktiven Top-25%-Fonds liegen aber auch bei der Nettoperformance vor den passiven Strategien, wenn man die Entwicklung über 1 und über 3 Jahre betrachtet (siehe Grafik).

Neu ist, dass die ESMA nun auch ESG-Fonds in ihre Analyse einbezieht, also Fonds, die sog. ‘environmental, social and governance’-Kriterien beachten: Ende 2019 belief sich das Gesamtnettovermögen der in der EU-27 ansässigen ESG-Investmentfonds auf 564 Mrd. € über fast 1.600 Fonds, d. h. rund 10 % der gesamten Fondsstichprobe, sowohl für private als auch für institutionelle Anleger. Die Analyse der Kosten und der bisherigen Wertentwicklung von ESG-Fonds konzentriert sich auf den dominierenden Typ Aktienfonds mit 383 Mrd. € bzw. 68 % des ESG-Fondsvermögens in Investmentfonds. Darin enthalten sind 58 ESG-Aktien-ETFs mit 20 Mrd. € in Assets. Auch wenn die Ergebnisse sich bislang nur auf 2019 beziehen, sind sie doch bemerkenswert: ESG-Fonds können bei der Rendite mit herkömmlichen Non-ESG mithalten, übertreffen sie teilweise. Damit widersprechen die ESMA-Daten indirekt Aussagen von Verbraucherschützern wie dem vzbv, der im Februar in einer umstrittenen Pressemitteilung zunächst behauptet hatte, dass Nachhaltigkeit mit Anlagevehikeln “in der Regel nur mit einem Verzicht auf Rendite zu erreichen” sei. Der vzbv hat diese Aussage später relativiert (vgl. ‘k-mi’ 15/21). Auch für den von Verbraucherschützer oft pau-schal verwendeten Greenwashing-Vorwurf sieht die ESMA aktuell keine Anhaltspunkte: “Die Daten zur Kostenstruktur zeigten, dass aktiv verwaltete ESG-Fonds tendenziell niedrigere Kosten hatten als Nicht-ESG-Fonds, was die Ansicht nicht unterstützt, dass ESG-Fonds systematisches Greenwashing-Verhalten aufweisen.”

Die ESMA hat in diesem Jahr zudem ihre Auswertung von Retail-AIF erweitert: Sie fasst darunter grundsätzlich nicht täglich liquide Produkte und gibt einen Marktüberblick wie folgt: “Basierend auf AIFMD-Daten lag die Größe der EU-AIF-Branche in Bezug auf den NAV Ende 2019 bei 6,5 Bio. €, gegenüber 5,8 Bio. €  im Jahr 2018. Die höheren Vermögenswerte können durch den allgemeinen positiven Bewertungstrend erklärt werden, kennzeichnend für 2019. Der Markt bestand weiterhin hauptsächlich aus professionellen Anlegern. Der Anteil der Privatanleger ging weiter leicht zurück und ging Ende 2019 auf 15 % zurück, von 16 % bzw. 18 % in den Jahren 2018 bzw. 2017.” Allerdings dürfte der Kleinanleger-Anteil in AIF in Wirklichkeit höher liegen bzw. werde “unterschätzt, da Kleinanleger Produkte, die in AIFs investiert sind, über Banken oder Versicherungsunternehmen kaufen können“. Die AIF-Performance fasst die ESMA wie folgt zusammen, wobei die Rendite von Immobilienfonds nicht separat ausgewiesen wird: In den für Kleinanleger relevanten AIF-Assetklassen – z. B. Dachfonds und Sonstige – lag die Brutto-Wertentwicklung bei 12 % bzw. 9 %. Nach Kosten ergeben sich gute Netto-Werte von 11 % bzw. 7 %!

‘k-mi’-Fazit: Der ESMA-Report gibt Ihnen wichtige Impulse für Ihren Beratungsalltag: Die Performance von AIF ist nachweislich gut und teilweise zweistellig. Auch die Renditestatistik von Investmentfonds ist hervorragend: Aus einem Musterportfolio mit 10.000 € aus Aktien- und Mischfonds wurden innerhalb von 10 Jahren nach Kosten 18.600 €! Passive Investmentstile holen zwar auf, aber aktive Fonds können nach den ESMA-Daten oft einen Mehrwert erzielen. Dabei kommt es jedoch auf eine fundierte Fondsauswahl an! Hier unterstützt Sie ‘k-mi’ in Ihrer Beratungspraxis durch Fonds-Analysen von AIF und Sachwertbeteiligungen, auch im Bereich der Nachhaltigkeit/ESG. Zudem werten wir die Langfrist-Performance der besten Investmentfonds aus, die wir Ihnen regelmäßig präsentieren. Die ESMA-Auswertung zeigt: Der relative Einfluss der Kosten auf die Netto-Performance dürfte bei vielen Anlageklassen weiter in den Hintergrund treten, da die anziehende und teilweise politisch verursachte Inflation zum größten Performance-Killer werden dürfte bzw. schon geworden ist. Auch diese Erkenntnis der ESMA-Studie ist ein wichtiger Baustein für die Kundenberatung!

 

 

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