Patrick Barbe, Head of European Investment Grade Fixed Income bei dem unabhängigen US-amerikanischen Vermögensverwalter Neuberger Berman, kommentiert die Aussagen der letzten EZB-Sitzung:

 

„Überraschenderweise hat die EZB an ihrer bisherigen Agenda zur Normalisierung ihrer Geldpolitik festgehalten. Der EZB-Rat ist beunruhigt über die beschleunigte Inflation, möchte jedoch aufgrund der durch die Ukraine-Invasion verursachten Unsicherheiten nicht überstürzt handeln. Daher dürfte der Markt aufgrund der unterdurchschnittlichen Performance kurz- bis mittelfristiger Anleihen bei steigenden Renditen in Richtung einer abflachenden Zinskurve tendieren. Der durch die staatliche Nachfrage starke Primärmarkt könnte die Ränder der Zinskurve ebenfalls belasten.“

„Die EZB prognostiziert einen erneuten Anstieg der Inflationsraten, der über ihrem Ziel für den Kernindex in diesem Jahr, aber nicht im Jahr 2023 liegt. Die EZB rechnet damit, dass die Normalisierung ihrer Leitzinsen und das Ende des PEPP und des APP den Druck auf die Inflation verringern werden. Somit sollten die Verbraucher infolge der EZB-Entscheidung mit einer niedrigeren Inflation rechnen und keine Lohnindexierung fordern.“

„Wir hatten erwartet, dass die EZB ihre Geldpolitik aufgrund der russischen Invasion beibehält, angesichts des Inflationsrisikos jedoch eine restriktive Haltung einnimmt. Ihre Beschlüsse stellen derzeit also eher eine zeitliche Diskrepanz zu unserer ursprünglichen Erwartung dar, die wegen des höheren Risikos einer beschleunigten Inflation gerechtfertigt sein könnte. Wir möchten uns daher verstärkt unseren Inflationsrisiken und unseren Risiken einer abflachenden Renditekurve widmen.“

 

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