Kommentar von Lale Akoner, leitende Marktstrategin bei BNY Mellon Investment Management (Foto anbei), zur EZB-Sitzung:

 

„Trotz des Ukraine-Konflikts sorgte die EZB mit ihrer jüngsten Entscheidung für eine Überraschung. Wie erwartet ließ sie ihre wichtigsten geldpolitischen Positionen für die nahe Zukunft unverändert. Sie beschloss aber eine schnellere Drosselung der Anleihekäufe und wies auf die Möglichkeit hin, diese im dritten Quartal zu beenden, falls sich die Inflationsaussichten nicht abschwächen.

Die EZB wird nun im April Anleihen im Wert von 40 Mrd. Euro, im Mai im Wert von 30 Mrd. Euro und im Juni im Wert von 20 Mrd. Euro kaufen. Bisher waren monatliche Käufe im Wert von 40 Mrd. Euro im zweiten Quartal, 30 Mrd. Euro im dritten Quartal und 20 Mrd. Euro im vierten Quartal vorgesehen.

Die Möglichkeit niedrigerer Zinssätze über den Prognosezeitraum hinweg wurde gestrichen. Außerdem ersetzt die EZB ihre Zusage, die Ankäufe von Vermögenswerten kurz vor einem Zinsanstieg zu beenden, durch eine schrittweise Zinserhöhung irgendwann nach dem Ende der quantitativen Lockerung.

In ihrer Erklärung räumte die Notenbank die durch die Lage in der Ukraine verursachte Unsicherheit ein. Die EZB betonte ihre Bereitschaft, zu handeln, um reibungslose Liquiditätsbedingungen zu gewährleisten, das Preisstabilitätsmandat zu erfüllen und die Finanzstabilität zu sichern.

So reagieren Anleger: Die Märkte interpretieren die Leitlinien als aggressiv und halten eine frühere Zinserhöhung als bisher erwartet für möglich. Die Geldmärkte gehen nun von einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Oktober aus.

Unsere Meinung: Die größte Herausforderung für die EZB liegt darin, wie sie auf die zunehmenden Stagflationssorgen in Europa nach der Ukraine-Krise reagieren soll. Das Dilemma: Wie kann die EZB die höhere Inflation in den Griff bekommen und auf Zielniveau führen sowie gleichzeitig sicherstellen, dass die voraussichtlichen Auswirkungen der Ukraine-Krise auf die Realeinkommen nicht noch verschärft werden? Wir erwarten, dass die EZB in diesem äußerst unsicheren makroökonomischen Umfeld die geldpolitischen Bedingungen nicht überstürzt ändern wird. Sie wird höchstwahrscheinlich gegen Ende des Jahres eine moderate Zinserhöhung vornehmen. Eine moderate Straffung dürfte die erhöhten mittelfristigen Inflationssorgen lindern, aber auch die zunehmende Bedrohung der Gesamtnachfrage durch die Ukraine-Krise berücksichtigen.“

 

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