Der Aufwand, Gold aus dem Boden zu holen, steigt von Jahr zu Jahr.

Wie hoch die Förderkosten für eine Unze Gold sind, hängt dabei vom Förderunternehmen und seinen Minen ab – und dabei gibt es große Unterschiede. Wie wirken sich die Förderkosten auf den Goldpreis aus? Dieser Frage gehen wir im vierten Teil unserer Reihe zu den wichtigsten Einflussfaktoren auf den Goldpreis nach.

Gold war schon immer von hohem Wert und wird deshalb schon seit Jahrtausenden von den Menschen abgebaut – etwa für die Pharaonen im alten Ägypten. Doch mittlerweile sind Goldadern, aus denen Goldsucher das Edelmetall klumpenweise aus der Erde oder dem Gestein holen können, eine absolute Seltenheit. Je länger der Goldabbau fortschreitet, umso geringer wird der Goldgehalt pro Tonne abgebauten Materials. Anders gesagt: Um eine Feinunze Gold aus natürlichen Vorkommen zu gewinnen, müssen die Minenbetreiber und Goldschürfer einen immer größeren Aufwand betreiben und mit entsprechend höheren Kosten kalkulieren.

Es liegt nahe, dass die tendenziell steigenden Förderkosten auch den Goldpreis antreiben. Aber ist das wirklich so? Schauen wir es uns genauer an.

Große Unterschiede bei den Förderkosten

In den ersten drei Teilen der Reihe haben wir zunächst den Einfluss von Dollar-Wechselkurs, Inflation und Zinsen auf den Goldpreis analysiert. Der große Unterschied zum Einfluss der Förderkosten liegt darin, dass diese drei Einflussgrößen für die Marktteilnehmer zunächst gleich sind. Die Förderkosten jedoch sind für jeden Minenbetreiber anders. Trotz starken Wettbewerbs liegen die Förderkosten der Unternehmen teils deutlich auseinander.

Damit die Förderkosten unterschiedlicher Minenbetreiber vergleichbar sind, hat sich die Branche auf die Angabe der „All In Sustaining Cost“, kurz AISC, geeinigt. Die AISC enthalten nicht nur direkte Cashkosten der Förderung, sondern auch allgemeine Kosten wie Verwaltung, Kapitalaufwendungen für die Aufrechterhaltung des Förderbetriebs sowie Explorationskosten, also die Kosten für die Suche und Erschließung neuer Goldvorkommen. So lagen die AISC beispielsweise bei der großen Minengesellschaft Barrick Gold im Jahr 2022 bei 1.222 Dollar je Feinunze. Wettbewerber Newcrest kam im gleichen Jahr mit AISC von nur 732 Dollar je Feinunze deutlich günstiger an neues Gold – und Gold- und Silberproduzent Fresnillo musste mit AISC zwischen 1.359 und 2.011 Dollar pro Goldunze hingegen deutlich mehr als die Konkurrenz berappen.

Die Förderkosten pro Unze unterscheiden sich so stark, weil jede Goldmine mit besonderen Herausforderungen konfrontiert ist; je nachdem, wie zugänglich das Gold ist und ob beispielsweise wenige große oder viele kleine Minen betrieben werden. Häufig wird Gold zusammen mit anderen Metallen wie Silber und Kupfer aus den abgebauten Erzen gewonnen – und das kann die Förderkosten senken. Auch können sich Kapital- und vor allem Explorationskosten deutlich unterscheiden.

Kann der Goldpreis unter die Förderkosten sinken?

Oft ist das Argument zu hören, dass der Goldpreis nie unter die Förderkosten sinken kann. Das klingt zunächst plausibel, da ja kein Minenbetreiber Interesse daran hat, sein Gold unterhalb der Herstellungskosten anzubieten. Allerdings greift dieses Argument nur zum Teil, weil Gold ewig haltbar ist und erhebliche Mengen des gehandelten Goldes aus recycelten Altgoldbeständen stammen. Zum Beispiel betrug 2022 das Gesamtvolumen des weltweit angebotenen Goldes rund 4.750 Tonnen. Davon stammten zwar 3.611 Tonnen aus der laufenden Minenförderung, aber 1.144 Tonnen waren recyceltes Altgold, das schon vor langer Zeit zu vermutlich deutlich niedrigeren Förderkosten aus dem Boden geholt wurde. Steigende Förderkosten beeinflussen also nur einen Teil des Goldangebots und wirken höchstens indirekt auf den Goldpreis.

Jedes Jahr kommen um die 3.500 Tonnen neu gefördertes Gold hinzu. Der World Gold Council, der Lobbyverband der Goldbranche, schätzt, dass in der Menschheitsgeschichte bisher fast 209.000 Tonnen Gold aus Böden und Gestein gewonnen wurden. Selbst wenn davon längst nicht alles handelbar ist, etwa weil es in Schiffswracks auf dem Meeresgrund schlummert, so wird doch deutlich, dass der weitaus größte Teil des vorhandenen Goldes nicht den heutigen Förderkosten unterlag. Theoretisch könnte der Goldpreis also durchaus bei einem Abverkauf des Edelmetalls unter die durchschnittlichen Förderkosten fallen, wenn die Verkäufer seinerzeit deutlich weniger für ihr Gold bezahlt haben als heute und dringend ihr Gold zu Geld machen wollen.

Nur noch ein Gramm pro Tonne Bodenaushub

Auf der anderen Seite bleibt Gold ein höchst seltenes Metall. Statistisch betrachtet gibt es nur ein Gramm Gold pro 250 Tonnen Erdmasse. Dort, wo Gold in so hohen Konzentrationen gefunden wird, dass ein Abbau noch wirtschaftlich ist, ist der Goldgehalt durch den fortgeschrittenen Abbau immer weiter gesunken. Um die Jahrtausendwende lag er in den nutzbaren Lagerstätten im Durchschnitt bei vier Gramm pro Tonne, 2013 war es nur noch ein Gramm pro Tonne. Ohne technologische Sprünge bei der Abbautechnik dürften die Förderkosten pro Feinunze Gold also immer weiter steigen.

Solange der Goldpreis mit den Förderkosten Schritt hält, fördern die Minengesellschaften weiter Gold und verkaufen es mit Gewinn. Fällt der Goldpreis jedoch in die Nähe oder sogar unter die Förderkosten, reagieren die Minenbetreiber mit Kostensenkungen und Angebotsverknappung, etwa indem sie die Förderung reduzieren, Minen stilllegen oder Mittel für die Entdeckung und Erschließung neuer Goldvorkommen kürzen. Ob der Goldpreis durch das zurückgehende Angebot wieder steigt, ist allerdings vom Umfang der branchenweiten Kürzungen abhängig. Ein möglicher Effekt ist zumindest nicht kurzfristig zu erwarten. Die Aktien der Minenbetreiber hingegen dürften bei einem Goldpreis in der Nähe der Förderkosten eine Achterbahnfahrt erleben. Für Minenbetreiber ist der Goldpreis die Basis ihres Geschäftsmodells.

Fazit: Zu hohe Förderkosten im Verhältnis zum Goldpreis wirken sich primär auf die Aktien der Minengesellschaften aus. Den Goldpreis beeinflussen sie bestenfalls mittel- bis langfristig, andere Einflussfaktoren wie Zinsen, Inflation und Börsenstimmung können sich jederzeit in den Vordergrund drängen. Allerdings ist an den langfristig immer weiter steigenden Förderkosten abzulesen, dass die Goldvorkommen immer spärlicher werden und die Goldvorräte des Planeten Erde endlich sind. Gold wird dadurch immer kostbarer – ganz gleich, ob es schon vor tausenden Jahren abgebaut wurde oder frisch aus der Goldgrube stammt. Für den Goldanleger ist einzig entscheidend, zu welchem Preis er seine Münzen oder Barren gekauft hat.

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