Wasserstoff gilt als klimaschonende Zukunftstechnologie. Nun wird sie von der Bundesregierung im Rahmen der Konjunkturhilfen gesondert gefördert.

 

Die richtige Entscheidung, wie Dr. Henrik Pontzen, Leiter ESG bei Union Investment, betont: „Die Wasserstoffinitiative baut auf Stärken der deutschen Industrie. Wir haben die Chance, zum ökologischen Technologieführer zu werden.“

Die Coronakrise hält den Klimawandel nicht auf. Zwar gingen aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Emissionen weltweit zurück. Doch aktuell steigen sie wieder stark an, weil Produktionsanlagen hochgefahren werden und die Mobilität deutlich zunimmt. „Die Corona-Pandemie bedeutet für den Klimawandel nur eine kurze Verschnaufpause“, sagt Pontzen. Die Ziele von EU und Deutschland, Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen, bleiben deshalb herausfordernd. „Die beschlossene Förderung der Wasserstoffwirtschaft ist eine Chance“, so Pontzen. „Solche Initiativen sind nötig, um die grüne Transformation der Wirtschaft zu forcieren.“

Ausbau der erneuerbaren Energien essenziell

Gründe für eine Förderung von Wasserstoff gibt es viele. Einen Überblick liefert ein aktuelles Diskussionspapier von Union Investment. Zentral ist dabei das Emissionsargument. Bei der Verbrennung von Wasserstoff entsteht, im Gegensatz zu fossilen Energieträgern, kaum klimaschädliches CO2. Um mehr als ein Viertel könnten die globalen CO2-Emissionen bis ins Jahr 2050 gesenkt werden, wenn die Wirtschaft stärker auf Wasserstoff setzt.

Doch der Weg dahin ist steinig. „Wirklich klimafreundlich ist nur der sogenannte grüne Wasserstoff, der mithilfe erneuerbarer Energien gewonnen wird“, sagt Pontzen. Derzeit liegt der Industriefokus aber noch auf grauem Wasserstoff. Dieser ist zwar zwei bis drei Mal günstiger als die grüne Variante, allerdings werden hier fossile Energieträger wie Erdgas oder Kohle genutzt. Um eine Tonne Wasserstoff zu produzieren, fallen bei der Verwendung von Erdgas 10 Tonnen und bei Kohle sogar fast 20 Tonnen CO2 an. Eine ernüchternde Bilanz. „Im Rahmen der Wasserstoffinitiative dürfen die erneuerbaren Energien nicht vergessen werden“, sagt Pontzen. „Nur mit einem parallelen Ausbau von Solar- und Windkraft kann Wasserstoff zum Klimaretter werden.“

Deutschland hat das Know-how

Deutschland präsentiert sich mit seiner jetzt vorgelegten Wasserstoffstrategie als Vorreiter. Von den rund 35 Milliarden Euro, die bisher von Regierungen weltweit an grünen Stimulus-Maßnahmen angekündigt wurden, kommt mehr als die Hälfte aus der Bundesrepublik. „Deutschland hat das technische Know-how, um sich an die Spitze der grünen Transformation zu setzen. Hier sehe ich enormes Potenzial, auch aus Investorensicht“, so Pontzen. Was Deutschland von anderen abhebt sind unter anderem die industriellen Kompetenzen im Bereich Gase sowie im Anlagenbau.

Die Investitionen von Unternehmen im Bereich Wasserstoff stiegen zuletzt deutlich an. Dahinter steckt zum einen die Einsicht, dass eine Reduktion der CO2-Emissionen in einigen Branchen allein schon deshalb notwendig ist, weil das eigene Geschäftsmodell langfristig sonst nicht rentabel ist. Zum anderen besteht die Hoffnung, durch neue Technologien und Anwendungsmöglichkeiten zukunftsfähige Geschäftsfelder zu erschließen. Laut der Interessenvereinigung Hydrogen Council könnten sich die globalen Umsätze im Bereich Wasserstoff im Jahr 2050 auf bis zu 2,5 Billionen US-Dollar jährlich belaufen – eine Chance für deutsche Unternehmen. „Die deutsche Industrie kann vom Wasserstoffboom profitieren, wenn sie den grünen Transformationsprozess frühzeitig als Chance begreift“, sagt Pontzen.

In der Zement-, Stahl- und in Teilen der Chemieindustrie ist der Anpassungsbedarf aufgrund regulatorischer Änderungen, etwa die ab 2021 geplante CO2-Bepreisung, ohnehin hoch. Gleichzeitig lässt sich Wasserstoff hier besonders gut einsetzen und bietet erhebliche CO2-Einsparmöglichkeiten. Im Transportsektor gibt es außerdem namhafte deutsche Unternehmen, die Innovationspotenziale aus Wasserstoff nutzen könnten. „Unsere Ingenieurskunst könnte dafür sorgen, dass technische Wasserstoffinnovationen auch künftig aus Deutschland kommen“, sagt Pontzen. Schon in wenigen Jahren könnte sich Wasserstoff bei Lkw, Bussen und Zügen als Antriebsalternative etablieren. Den flächendeckenden Einsatz in Pkw hält Pontzen hingegen mittelfristig für weniger wahrscheinlich: „Aus Kosten- und Gewichtsgründen hat die Elektromobilität bei Pkw gegenüber dem Wasserstoff klare Vorteile.“

Die Gefahr, dass Deutschland – ähnlich wie im Fall der Solarbranche vor rund zehn Jahren – eine mühsam aufgebaute Industrieführerschaft nach kurzer Zeit wieder abgeben muss, sieht der Nachhaltigkeitsexperte nicht. „Bei Solarzellen ging es letztlich um eine Massenware, da war Deutschland irgendwann nicht mehr konkurrenzfähig“, sagt Pontzen. „Die Wasserstoffwirtschaft ist dagegen so komplex, dass ein kompletter Transfer unmöglich erscheint.“

Potenzial für langfristig agierende Investoren

Auch der Kapitalmarkt scheint das Thema Wasserstoff positiv zu sehen. Ausgewählte Unternehmen aus den Bereichen Brennstoffzelle, Anlagenbau und Industriegase konnten bereits von der Phantasie einer sich durchsetzenden Wasserstoffwirtschaft profitieren. Für die Zukunft sieht Pontzen erhebliches Potenzial: „Die nötigen Investitionen für grünen Wasserstoff sind enorm. Hier werden wir Investoren unseren Beitrag leisten.“ Neben der deutlichen Reduktion der Emissionen besteht auch die Aussicht auf markante Umsatz- und Gewinnsteigerungen für beteiligte Unternehmen. „Das Anlagethema Wasserstoff ist für nachhaltige und langfristig agierende Investoren sehr interessant“, so Pontzen.

 

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