Die Turbulenzen an den Aktienmärkten infolge der COVID-19-Krise führen zu neuen Rekordzahlen in Handelsaktivitäten und Umsätzen im deutschen Wertpapiermarkt, speziell für „Online-Broker“.

 

Die aktuelle Analyse „Online-Wertpapier-Brokerage 2020“ der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman kommt zu dem Schluss, dass Erlöse von mehr als 1 Milliarde Euro pro Jahr für Orderprovisionen und sonstige Gebühren der Online-Broker anfallen. Die Berater erwarten ein nachhaltiges Wachstum des zugrundeliegenden Marktes und bemessen eine Ertragskraft von jährlich rund 10 Milliarden Euro für den deutschen Wertpapiermarkt für Privathaushalte. Bestehende Akteure stehen zunehmend durch neue „Low Cost-Broker“ unter Beschuss und damit unter Druck, ihre strategische Stoßrichtung festzulegen. Der Kampf um die nächste Milliarde Erlöse ist eröffnet.

Auch wenn COVID-19 zumeist mit Negativeffekten verbunden wird, gibt es auch Profiteure dieser Krise. So vermelden Anbieter von Wertpapiertransaktionen, getrieben durch die hohe Volatilität an den Finanzmärkten, im ersten Halbjahr 2020 stetig neue Rekordstände in ihren durchgeführten Transaktionszahlen und Erlösen. Darüber hinaus ist die Dynamik in der Branche nachhaltig hoch: Der Anbieter Flatex hat die Übernahme des niederländischen Wettbewerbers Degiro angekündigt und baut damit eine paneuropäische Präsenz auf. Aus den USA kommend werden „Null-Euro-Gebühren“-Modelle populär und kommen nun in Gestalt neuer FinTechs, sogenannter „Low-Cost-Broker“ mit Namen wie Trade Republic, justTrade oder Scalable Capital auch in Deutschland auf den Markt. Die etablierten Geschäftsmodelle der existierenden Anbieter stehen damit unter Beschuss.

„COVID-19 und die damit verbundene Aktivität sowie die entstehenden Erlöse hat die Wertpapier-Broker in Deutschland um mindestens zwei Jahre nach vorne katapultiert“, sagt Matthias Hübner, Partner und Leiter des deutschen Asset Management-Geschäfts bei Oliver Wyman. „Leider wird das bestehende Geschäftsmodell auf Dauer durch einen anhaltenden Preis- und Kostendruck nicht fortführbar sein und der Markt für pure Online-Brokerage in Deutschland für sich zu schmal bleiben“, ergänzt Philipp Bulis, Engagement Manager und Brokerage-Experte bei Oliver Wyman.

Die internationale Strategieberatung Oliver Wyman hat diesen bisher wenig beachteten Markt in Deutschland in ihrer nun veröffentlichten Studie „Online-Wertpapier-Brokerage 2020“ eingehend untersucht und bietet erstmalig einen Überblick, ordnet relevante Anbieter ein und zeigt Ertragshebel sowie strategische Optionen für Anbieter auf, um auch in Zukunft am Markt bestehen zu können.

Angriff auf die bestehenden 10 Milliarden Euro Erträge pro Jahr

Dies schafft die Notwendigkeit für bestehende wie neue Anbieter, ihre strategische Stoßrichtung festzulegen und sich über das eigene Ambitionsniveau bewusst zu werden. Zum einen besteht eine strategische Option in der defensiven Konsolidierung mit dem Ziel, das Geschäft nicht weiter auszubauen, aber kostenschonend beizubehalten. Zum anderen gibt es die Stoßrichtung der progressiven Transformation, das heißt die Kundenbasis hin zur kritischen Masse weiter auszubauen und die Kundenschnittstelle breiter als heute zu besetzen und sich damit gegenüber dem Kunden als digitaler Anbieter rund um Vermögens-, Spar- und Investmentfragen zu positionieren. Möglichkeiten wären eine Expansion in verwandte Kundengruppen und -Angebote wie zum Beispiel die Anlageberatung und/oder eine intelligentere Verzahnung mit dem restlichen Bankangebot.

„Online-Broker haben mit dem Kundenzugang und der regelmäßigen Interaktion einen entschiedenen Wettbewerbsvorteil“, sagt Dr. René Fischer, Partner bei Oliver Wyman. „Mit diesem sind sie in der Pole Position, um sich in Vermögensfragen als breiter Anbieter gegenüber dem Kunden zu positionieren und damit auf die 10 Milliarden Erträge des breiten Marktes zu zielen“.

 

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